Prozess in Niedersachsen Frühere RAF-Terroristin Klette steht als Räuberin vor Gericht
25.03.2025, 07:23 Uhr Artikel anhören
Daniela Klette wurde im Februar 2024 in Berlin gefasst.
(Foto: picture alliance/dpa)
Der ehemaligen RAF-Terroristin Daniela Klette wird der Prozess gemacht; allerdings nicht wegen linksextremistischer Taten. Sie ist angeklagt wegen 13 bewaffneter Raubüberfälle. Klette soll dabei meist die Fluchtautos gefahren haben.
Die Anschläge der linksextremistischen RAF hielten die Bundesrepublik jahrzehntelang in Atem, mehr als 30 Morde gehen laut Behörden auf ihr Konto. Nun bildet das düstere Kapitel westdeutscher Geschichte den Hintergrund für einen Prozess am Landgericht Verden in Niedersachsen. Die ehemalige RAF-Terroristin Daniela Klette muss sich dort wegen Beteiligung an 13 bewaffneten Raubüberfällen verantworten. Nach Auflösung der RAF soll sie diese Überfälle begangen haben, um im Untergrund Geld zu beschaffen.
Klette wurde nach jahrzehntelanger Flucht im Februar 2024 von Zielfahndern der Polizei in Berlin gefasst, wo sie unerkannt lebte. Die 66-Jährige soll gemeinsam mit den beiden ehemaligen RAF-Terroristen Ernst-Volker Staub und Burkhard Garweg zwischen 1999 und 2016 mehrere Geldtransporter und Supermärkte insbesondere in Norddeutschland ausgeraubt haben. Weil bei einem Überfall geschossen wurde, ist Klette auch wegen versuchten Mordes angeklagt. Verletzt wurde durch die Schüsse damals allerdings niemand.
Staub und Garweg sind weiterhin flüchtig. Gemeinsam mit Klette sollen sie Anfang der 90er Jahre zur dritten Generation der Kommandoebene der RAF gehört und sich an Anschlägen beteiligt haben. Die RAF erklärte sich 1998 für aufgelöst - also ein Jahr vor Beginn der nun am Landgericht Verden verhandelten mutmaßlichen Überfallserie. Um eine Beteiligung an politisch motivierten Anschlägen der RAF geht es in dem Prozess gegen Klette nicht.
"Kampf um Befreiung"
Dennoch werden die RAF und ihre Ideologie in dem Verfahren voraussichtlich eine Rolle spielen. Das Verfahren beginnt aus logistischen Gründen zunächst in den Räumen des Oberlandesgerichts in Celle. Aus der Untersuchungshaft heraus gab sich Klette in einer Erklärung bereits kämpferisch und stellte die gegen sich vorgebrachte Anklage in Zusammenhang mit einem "Kampf um Befreiung".
Den Vorwurf des versuchten Mordes wies Klette in einem von der "Süddeutschen Zeitung" veröffentlichten Text als konstruiert zurück. Menschen aus der "revolutionären Linken" würden für Geld nicht töten. Auch in der linken Szene sind Sympathien für die RAF nach wie vor groß. Vor der Haftanstalt Klettes im niedersächsischen Vechta gab es schon Solidaritätskundgebungen.
Zudem ermittelt die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe parallel gegen Klette wegen der mutmaßlichen Beteiligung an Taten der RAF. Ihr wurde nach der Festnahme vor etwas mehr einem Jahr zusätzlich ein seit 2018 bestehender Haftbefehl dieser Behörde eröffnet, die zentral für die Ermittlungen zur RAF zuständig ist. Er bezieht sich auf den Vorwurf zweier versuchter Morde.
Klette soll sich demnach unter anderem an von der RAF verübten Anschlägen auf die US-Botschaft in Bonn 1991 und einen Gefängnisneubau im hessischen Weiterstadt 1993 beteiligt haben. Menschen wurden damals nicht getötet.
"RAF-Rentner" erbeuteten Millionen
Bei den Raubüberfällen sollen Klette, Staub und Garweg laut Anklageschrift über die Jahre mehr als 2,7 Millionen Euro erbeutet haben. Klette soll vor allem als Fahrerin der Fluchtautos agiert haben. DNA-Spuren aus den später zurückgelassenen Fluchtfahrzeugen ermöglichten es den Ermittlern überhaupt erst, eine Verbindung zwischen den Taten und dem untergetauchten Trio zu ziehen, deren Mitglieder in Medien auch als "RAF-Rentner" bezeichnet wurden.
Das niedersächsische Landeskriminalamt startete 2015 mit der großangelegten Fahndung im In- und Ausland. Mehrfach ging es an die Öffentlichkeit, etwa mit mutmaßlichen Aufnahmen der Gesuchten aus Überwachungskameras. Trotzdem blieben die Aufenthaltsorte der Gesuchten unklar - bis zur Festnahme Klettes.
Wie sich anschließend herausstellte, stand sie in engem Kontakt mit Garweg, der ebenfalls unter falscher Identität in Berlin lebte. Die Behörden waren auch ihm auf den Fersen, aber er entkam. Hinweise auf Staub dagegen fehlen.
Vor dem Landgericht Verden geht es nun zunächst allein um Klette - und den Vorwurf des versuchten und vollendeten schweren Raubs sowie eines versuchten Mordes. Dazu kommt unerlaubter Waffenbesitz, weil in Klettes Wohnung auch Waffen gefunden wurden. Die Verfahrensbeteiligten stellen sich Berichten zufolge auf einen langen Prozess ein. Die Rede ist von bis zu zwei Jahren.
Quelle: ntv.de, Sebastian Bronst, AFP