Panorama

Aus der Schmoll-Ecke Kalifat oder Merz-Diktatur? Sie haben die Wahl!

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
Wahlkampf lebt von Überhöhungen und Zuspitzungen, aber auch von Respekt und demokratischen Werten.

Wahlkampf lebt von Überhöhungen und Zuspitzungen, aber auch von Respekt und demokratischen Werten.

(Foto: AP)

Diese Schmoll-Ecke ist die kürzeste, die unser Kolumnist je geschrieben hat. Denn mehr gibt es aktuell nicht zu sagen, außer vielleicht: Wollen wir wirklich so miteinander umgehen?

Freundinnen und Freunde des Sehr-Gutmenschentums, das ich höchstpersönlich vertrete, willkommen in der Schmoll-Ecke. Wie schön, dass ich, obwohl es - so habe ich es jedenfalls in den a-sozialen Medien gelesen - "kurz vor 1933 ist", noch das Recht auf Meinungsfreiheit habe und weiterhin schreiben kann, was ich will, bevor der CDU-Diktator mit Duldung der AfD demnächst dem rechts-schaffenden Pöbel zuruft: "Ich bin wie das Volk. Ich bin das Volk." Und seine Anhängenden, die endlich nicht mehr gendern müssen, lautstark erwidern: "Die Brandmauer muss weg."

Applaus auf der einen Seite, Pfiffe von der anderen. Wehret den Anfängen, nieder mit dem Diktator in spe, schallt es durch Hell-Deutschland, während in Dunkel-Deutschland der Ruf ertönt: Das war erst der Anfang.

Schluss mit lustig. Es reicht mit Welt- und Deutschlanduntergangsszenarien. Der Hang zur Düsternis wächst so rasant wie die Polarisierung, getrieben von bewusster oder unterbewusster Angst und einem rasanten Verlust in die Kraft der Demokratie, den wir uns alle selbst zuzuschreiben haben. Jedes Volk bekommt doch bekanntlich die Regierung und Opposition, die es verdient.

Wer hört der Gegenseite denn noch zu, wo es doch viel leichter ist, mit der Nazi-, Rassismus- und Gutmenschen-Keule alles niederzudreschen? Mensch - und dann kommt der Merz, reißt die Brandmauer ein und behauptet dann ernsthaft, die Brandmauer nicht einzureißen. Als wäre nicht alles schon irre und traurig genug.

Kaum zu ertragen

Hätten Sie vor zwei, drei Jahren gedacht, dass sich Alice aus dem Abendland traut, öffentlich vor Millionenpublikum zu behaupten, dass Hitler Kommunist gewesen sei? Dass ein Unternehmer, der 1,5 Millionen Euro für die AfD, die Deutschland wieder "normal" machen will und selbst voller Schizophrenie ist, erklärt, dass "Altparteien" die Bevölkerung "aufhetzen wie seinerzeit Adolf Hitler und Joseph Goebbels"? Dass solche absurden Vergleiche in weiten Teilen der Bevölkerung auf Zustimmung stoßen? Dass Geschichtsklitterung, Revisionismus, Holocaust-Verharmlosung und Antisemitismus Einzug in politische Debatten halten und das Massenmorden eines Kriegsverbrechers wie Putin relativiert werden? Ich nicht.

Ich ertrage das alles nicht mehr, die Aggression, die verbale und körperliche Gewalt, das Geschwafel, die Hetze, das absichtliche Missverstehen und Überziehen auf beiden Seiten. Ich ertrage nicht den Mangel an Demut, die Dekadenz. Ich ertrage nicht die Hilflosigkeit, die ich zunehmend am eigenen Leib wahrnehme, die mich müde und schlapp macht, obwohl ich gerne auf der Welt bin und Spaß am Leben habe. Ich ertrage nicht die Zweifel einer Nation, die sich nicht vertraut und es sich nicht zutraut, eine Diktatur zu verhindern. Ich ertrage nicht das Schweigen der Muslime, die weiterhin DHL-Pakete austragen und anderen den Protest überlassen. Ich ertrage nicht die Überhöhungen und Zuspitzungen. Kalifat oder Merz-Diktatur? Sie haben am 23. Februar die Wahl.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen