Panorama

Eine für alle "Risiko" - Spieleabend mit Donald Trump

Und schon ab 10 Jahren spielbar, wie herrlich!

Und schon ab 10 Jahren spielbar, wie herrlich!

Was Donald und Elon Silvester wohl gemacht haben? Mit Raketen und Böllern um sich geschossen? Oder doch ein Spieleabend am Brett? "Risiko" zum Beispiel. Die Kolumnistin versucht, sich ihren Optimismus nicht zerstören zu lassen und isst Weißbrot mit Nutella.

Wir wissen, dass dieser Mann seine Großmutter verkaufen würde für seine Zwecke. Aber dass er so ein verspielter Typ ist, das war mir bisher nicht klar. Donald Trump möchte also Grönland kaufen und den Panama-Kanal. Auch Kanada beabsichtigt er, sich einzuverleiben. Empörung braust auf, zu Recht.

Ein kurzer Blick in die Geschichte, wie die Vereinigten Staaten das in der Vergangenheit gehandhabt haben: Alaska als 49. Bundesstaat kauften sie 1867 vom russischen Kaiserreich für um die sieben Millionen Dollar. Keine Ahnung, was das heute wert wäre, aber sagen wir mal - ein Schnäppchen für etwa 1,6 Millionen Quadratkilometer. Auch die Briten wollten Anno Dutt Alaska haben, wurden aber trotz höherem Angebot verschmäht. Verschmäht wurde Alaska wiederum vom Mini-Ländle Liechtenstein, dem das große Areal zuerst feilgeboten wurde. Nun, man schacherte also um Land, um Leben, Menschen, Rohstoffe, Tiere.

Der Historiker Ellis Paxson Oberholtzer allerdings hatte bereits damals seine Zweifel: "Das Land besaß nichts Wertvolles, abgesehen von einigen Pelztieren, die durch exzessive Jagd längst am Rande der Ausrottung standen. Mit Ausnahme der Inselkette der Aleuten und dem dünnen Landstreifen entlang der Südküste wäre das Land es nicht einmal wert, als Geschenk angenommen zu werden. (…) Falls nicht Gold gefunden werden würde, würde viel Zeit vergehen, bis das Gebiet die Segnungen von Druckerpressen, methodistischen Kirchen und Recht und Ordnung erhalten könnte." Eine frustrierende Aussage*, oder? Vor allem wegen der methodistischen Kirchen. Für die "New York Tribune" war es eine "gefrorene Wildnis", für die "New York World eine "gelutschte Orange". Worauf wir wieder bei Trump wären.

Ich kaufe ein Ö und möchte lösen …

Und jetzt kommt der Orange-Mann mit seinen ganzen Techies im Gefolge, jeder eine Keule in der Hand oder einen Morgenstern oder was zum Werfen oder Stechen, geht nach Dänemark, hämmert sich mit den Fäusten auf die Brust und sagt: "Ugah-ugah, ich will euer Land, ihr Wikinger, Grönland." Und an dieser Stelle würde ich zu gerne den alten Glücksrad-Witz mit "Ich kaufe ein Ö und möchte lösen" bringen, aber der ist eventuell politisch nicht korrekt und außerdem heißt Grönland auf Amerikanisch ja auch Greenland. Na gut. Aber so einfach ist das mit dem Land besetzen oder kaufen oder einverleiben nun zum Glück ja doch nicht, auch unser Bundeskanzler hat sofort, nach reiflicher Überlegung, sein Veto eingelegt. (Ich warte schon seit Stunden, ach, seit Tagen, auf Elons minderbemittelte Reaktion auf X, "Olaf you idiot "oder sowas in der Art. Ach, ich bin ja gar nicht mehr bei X.) Etwas anderes wäre es natürlich, wenn Grönland selbst Bock hätte, sich von Dänemark loszusagen. Gemeinsam mit den USA könnte man dann dort auf den Klimawandel warten und hoffen, dass das Ewige Eis ein paar Schätze freilegt, die man in Ruhe ausschlachten könnte. Wenn die Chinesen nicht schon alles weggebuddelt haben.

Gehen wir mal vom Besten aus und hoffen, dass nicht zu viel Putin in Trump steckt, wie hier und da bereits befürchtet. Er wird das Land nicht gleich überfallen, also militärisch und mit schwerem Geschütz und so. Obwohl er ja anmerkte, dass er "wirtschaftliche und militärische Zwänge nicht ausschließen" könne. Meine andere, zugegeben, fast kindlich anmutende Überlegung war, wohl wissend, dass die Idee, sich diese Länder einverleiben zu wollen, keine wirklich neue ist, ob Trump nicht einfach zu viel "Risiko" gespielt hat. Ein Spiel, das mir schon immer zuwider war. Und so geht's: Zwei bis sechs Spieler versuchen abwechselnd, Gebiete und Kontinente in ihren Besitz zu bringen. Ziel des Spiels ist es, je nach Auftrag, einen oder mehrere Kontinente, eine bestimmte Anzahl von Gebieten oder die ganze Welt zu erobern oder einen bestimmten Gegner komplett zu vernichten.

Alec Guinness in der Rolle Adolf Hitlers in "Hitler - Die letzten zehn Tage".

Alec Guinness in der Rolle Adolf Hitlers in "Hitler - Die letzten zehn Tage".

(Foto: imago images/Everett Collection)

Aha, was für ein sympathisches Spiel ... (Ich möchte alle "Risiko"-Spielenden bitten, davon abzusehen, mir zu schreiben, dass es ein ganz tolles Spiel ist, überhaupt nicht kriegerisch oder negativ behaftet, und voll viel Spaß macht, aber ich mag schon Doppelkopf nicht.) Das Bild, wie Diktatoren an Wandbildern oder auf Faller-Eisenbahn-ähnlichen Landschaften die Welt neu für sich aufzuteilen planten, geht mir nicht aus dem Kopf. Und wir alle wissen, wohin diese theoretischen Überlegungen in vielen Fällen geführt haben.

Krieg ist wirklich unmodern

Ich komm' mir vor wie so 'ne Hippie-Tussi, so eine Friedensbewegte mit Flatterkleid. Moment, ja, aber das bin ich ja auch, ich hab' schon "Mensch ärgere dich nicht" ungern gespielt, viel zu aggressiv. Neulich saß ich mit Freunden beim Essen (können Sie sich fast so wie bei Robert Habeck vorstellen, nur lächle ich nicht so verschmitzt) in der Küche und sagte in einer typischen Jahresbeginn-Diskussion über dies und das: "Ich finde Krieg so unmodern. So out." Alle guckten mich an und fanden dann, ja, du hast recht, es ist eine vollkommen aus der Zeit gefallene Handlung. Wirklich unmodern, wir waren schon so fortgeschritten, beziehungsweise hielten wir uns dafür.

Lassen wir mal Syrien, Afghanistan und dieses ganze mittelalterliche Gebaren weg, denn ja, sorry, "Frauen hinter den Herd, Klappe halten, dumm lassen und verschleiern bis verstecken" ist tiefstes Mittelalter, da gibt es kein Vertun. Ich meinte vor allem aber auch den Krieg nebenan, in der Ukraine. Keiner hat mehr Bock auf Krieg und alle müssen hin. Das hieß mal anders: "Stell' dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin." Das war die schöne neue Welt, die mittlerweile der Vergangenheit angehört. Ich könnte wehmütig werden. Werde ich aber nicht, denn es steht zu viel an, worüber man sich unbedingt aufregen muss. Und zwar, dass weitere Kriege begonnen werden, und diese gilt es unbedingt zu verhindern.

Oh, wie schön ist Panama

Ich weiß nicht, was heute mit mir los ist, mein inneres Kind will wohl raus: Brettspiele, Gameshows, ein Kinderbuch von Janosch, alte TV-Serien, ich schwelge in Vergangenem. Dass Trump sich auch den Panama-Kanal einverleiben will, ist bekannt, und auch hier wird wieder einmal China als Grund genannt: Das Land der Morgenröte, das Reich der Mitte will die Kontrolle übernehmen. Was ist mit der guten alten Diplomatie eigentlich passiert? Ich frage mal bei Annalena nach, aber die weiß auch nicht weiter. Zum Glück gibt es genug Menschen mit einer Meinung, die gehört wird.

Justin Trudeau, wenn auch gerade zurückgetreten, hat gerade noch auf den letzten Metern mitgeteilt, dass Trump sich gepflegt gehackt legen kann, wenn er noch einmal darüber sprechen sollte, dass die USA sich Kanada zum 51. Staat nehmen wollen. "Die Wahrscheinlichkeit, dass Kanada Teil der Vereinigten Staaten wird, ist kleiner als die eines Schneeballs in der Hölle." Die Antwort der mexikanischen Präsidentin auf Trumps Idee, den Golf von Mexiko bald in "Golf von Amerika" umbenennen zu wollen, ließ auch nicht lange auf sich warten. Sie erklärt, wie Nordamerika früher hieß: 1601 war es nämlich unter dem Namen "America Mexicana" bekannt. Ein Gesetzesentwurf zur Umbenennung ist dennoch bereits in Arbeit seitens der Republikaner.

Ich bin jedenfalls gespannt, wann der schon bald im Amt agierende Präsident der Vereinigten Staaten die Idee haben wird, die Mauer wieder aufzubauen. Und ich bin nicht sicher, ob er dafür nicht auch ein paar positive Reaktionen bekommen würde, nicht nur von seinen Social-Media-Kumpels.

Ich muss dringend eine Nachrichtenpause machen. Oder wenigstens eine Social-Media-Pause einlegen. Das wird nicht einfach. Gehört aber zu den Dingen, die ich mir für 2025 vorgenommen habe. Zumindest tageweise. Wie auch, hin und wieder Weißbrot mit Nutella zu essen. Ich sag' mal so - einen Plan davon habe ich bereits in die Tat umgesetzt. Und jetzt ab ins Wochenende, ihr Lieben, ein Spieleabend mit Freunden wäre doch was Feines. Bitte bleiben Sie optimistisch!

*A History of the United States since the Civil War, Volume 1

Quelle: ntv.de

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