Fadenscheinige Begründung Mann schläft wochenlang neben erstochener Freundin
17.03.2025, 11:26 Uhr Artikel anhören
Die Ermittler in Milwaukee halten die Aussage des 22-Jährigen für wenig glaubhaft. (Symbolbild)
(Foto: picture alliance / Milwaukee Journal Sentinel-USA T)
Ein 22-Jähriger aus Milwaukee erklärt der Polizei, die Leiche seiner Freundin liege seit Wochen in der gemeinsamen Wohnung. Die Ermittler finden einen mit Einstichwunden übersäten Körper. Der Mann behauptet zwar, nichts mit der Tat zu tun zu haben - doch die Indizienlage ist erdrückend.
Ein Mann aus dem US-Bundesstaat Wisconsin hat rund drei Wochen neben der Leiche seiner Ex-Freundin geschlafen, bevor er sich schließlich bei der Polizei meldete. Als die Beamten in der Wohnung von Serkan A. eintrafen, stießen sie auf den mit Verletzungen übersäten toten Körper der Frau, wie der lokale Sender Fox 6 berichtete. Demnach behauptet A. zwar, nichts mit dem Tod seiner Freundin zu tun zu haben, gleich mehrere Indizien sprechen jedoch gegen ihn.
Laut der Gerichtsakte erschien der 22-Jährige am 27. Februar auf dem Polizeirevier in Milwaukee und erklärte, dass seine Freundin tot in der gemeinsamen Wohnung liege. Auch gab er zu, dass das bereits seit 20 Tagen so sei. Der Grund dafür, dass er sich erst jetzt bei der Behörde melde, sei, dass er sich als türkischer Staatsbürger nicht mit den US-amerikanischen Gesetzen auskenne.
Für die Ermittler erscheint diese Begründung allerdings wenig glaubwürdig. Sie gehen vielmehr davon aus, dass A. unter Druck geriet, weil sich der Hausverwalter für den kommenden Tag angemeldet hatte, um die Wohnung zu inspizieren.
Leiche "sah inszeniert aus"
Nach der Aussage des 22-Jährigen auf der Wache begaben sich die Beamten zur Wohnung und fanden die bereits verwesende Leiche der 21-jährigen Frau. Sie lag mit dem Gesicht zur Decke auf dem Boden, unter ihrem Kopf befand sich ein Kissen. "Der Angeklagte gab an, dass er neben der Leiche von [seiner Freundin] auf dem Boden geschlafen habe, wo er sie ursprünglich gefunden hatte", heißt es laut dem Bericht in der eidesstattlichen Erklärung.
Auch daran zweifeln die Ermittler. So heißt es in den Akten, die Leiche "sah inszeniert aus". Zudem wies der Körper zwölf Stichwunden auf, unter anderem an Hals, Bauch, Rücken und dem rechten Arm. Die rechtsmedizinische Untersuchung ergab, dass die Stiche zu schweren Schäden an Herz, Lunge und Leber führten und somit tödlich waren. In der Wohnung war den Ermittlungen zufolge zudem "eine große Menge" Blut aufgewischt worden. Anschließend wurde der Fleck mit einem offenbar neuen Teppich verdeckt. Auffällig war dem Bericht zufolge außerdem, dass sich in der gesamten Wohnung Spuren von Blutentfernung fanden.
Die Indizien verdichteten sich, als die Ermittler herausfanden, dass A. kurz zuvor Bleichmittel und Insektenschutzmittel gekauft hatte. Außerdem berichteten Nachbarn von einem heftigen Streit zwischen dem Paar. Die Tatwaffe konnten die Ermittler dem Bericht zufolge allerdings nicht finden. In der gesamten Wohnung befanden sich demzufolge lediglich stumpfe Butter- und Teppichmesser.
Mit Nagelpistole in den Kopf geschossen
Laut den Akten gehen sie jedoch davon aus, dass A. seine Freundin an einem anderen Ort in der Wohnung tötete und anschließend an den Auffindeort zerrte. Hierzu passt die inszenierte Stellung der Leiche.
A. behauptete, er sei nach dem Auffinden seiner toten Freundin in Ohnmacht gefallen. Anschließend habe er aus Verzweiflung versucht, sich mit einer Nagelpistole in den Kopf zu schießen. Tatsächlich steckte noch immer ein Nagel in seinem Kopf, als er sich Wochen später bei der Polizei meldete. Er musste chirurgisch entfernt werden.
Laut der Polizei sprechen die Indizien eindeutig für A. als Täter. So belasten ihn nicht nur die späte Aussage, die Spuren in der Wohnung und das Überwachungsvideo aus dem Supermarkt. Auch habe der 22-Jährige mit der in der Türkei lebenden Familie des Opfers kommuniziert, um den Tod der Frau zu vertuschen. So soll er ihr Handy genutzt sowie Bilder und Nachrichten versendet haben.
A. wurde wegen fahrlässiger Tötung angeklagt. Gegen eine Kaution von einer Million Dollar befindet sich der Verdächtige derzeit in Untersuchungshaft. Noch in dieser Woche soll er vor dem Bezirksgericht von Milwaukee erscheinen.
Quelle: ntv.de, spl