Messerattacke in Melbourne Obdachloser erhält Spenden für Heldentat
12.11.2018, 14:04 Uhr
Mit einem Einkaufswagen stellt sich Michael Rogers einem Attentäter in den Weg. Für sein mutiges Handeln wird der Obdachlose nun wie ein Held gefeiert und mit Geld überhäuft. Der 46-Jährige selbst kann den Wirbel um seine Person nicht ganz nachvollziehen.
Ein Obdachloser, der sich dem Messerangreifer von Melbourne entgegengestellt hatte, wird mit zahlreichen Spenden für seinen mutigen Einsatz belohnt. Bis Montagmorgen waren auf der Crowdfunding-Plattform GoFundMe unter der Überschrift "Nicht alle Helden tragen Umhänge" mehr als 110.000 australische Dollar, umgerechnet rund 70.200 Euro, für Michael Rogers gespendet worden.

Das Standbild aus einem Video zeigt Michael Rogers (l) mit seinem Einkaufswagen. Rechts ist der Attentäter zu sehen.
(Foto: Supplied To Aap/AAP/dpa)
Rogers hatte am Freitag einen Einkaufswagen benutzt, um den von der Terrormiliz Islamischer Staat inspirierten Täter zu rammen, als zwei Polizisten versuchten, ihn zu entwaffnen. Damit ging er ein hohes Risiko ein. Auch, weil unmittelbar in der Nähe ein Auto in Flammen stand, das mit Gasflaschen bestückt war. Polizeibeamte erschossen den Attentäter schließlich. Dieser hatte zuvor einen 74-Jährigen getötet und zwei weitere Menschen verletzt.
In den australischen Medien wird Rogers für seinen Mut bejubelt. Der Obdachlose machte in einem Interview allerdings deutlich, dass er seine Aktion für selbstverständlich hält. "Ich hatte Angst, ich hatte Angst um mich", sagte der 46-Jährige im TV-Sender Channel Seven. Er sei "kein Held", betonte der 46-Jährige. "Aber ich habe das Gefühl, dass ich wahrscheinlich, vielleicht Leben gerettet habe."
Polizei-Chef: "Keinen Zweifel, dass er heldenhaft gehandelt hat"
Der stellvertretende Polizei-Chef von Victoria, Shane Patton, sagte, Rogers Hilfe sei der Polizei "sehr willkommen" gewesen. "Es gibt keinen Zweifel, dass er heldenhaft gehandelt hat", sagte Patton dem Sender ABC Radio. Die Spendensammlung für den nun sogenannten "Trolleyman" war am Samstag vom gemeinnützigen Wohlfahrtsverband der Obdachlosengemeinschaft Melbourne gestartet worden.
Der mutmaßliche Täter war laut Polizei vom IS inspiriert, hatte aber wohl keinen direkten Kontakt zu den Terroristen. Die Polizei widersprach Angaben der Familie, der Täter habe unter psychischen Problemen gelitten. Darauf gebe es keine Hinweise. Der australische Premierminister Scott Morrison sagte, der Täter sei ein Terrorist.
Der aus Somalia stammende Angreifer war dem Geheimdienst seit drei Jahren bekannt gewesen, teilte die Polizei mit. Sein australischer Pass wurde ihm demnach 2015 entzogen, weil befürchtet wurde, dass er nach Syrien reisen und sich dem IS anschließen könnte.
Quelle: ntv.de, jpe/dpa/AFP