Gesundheitsminister vor Reform PCR-Test-Einsatz soll stark beschränkt werden
19.01.2022, 12:09 Uhr (aktualisiert)
Knappes Gut: PCR-Tests könnten bald nicht mehr allen Bürgern einfach zur Verfügung stehen.
(Foto: picture alliance/dpa)
Mit ansteigenden Infektionszahlen werden PCR-Tests und Laborkapazitäten knapp. Die Gesundheitsminister planen, den Empfängerkreis stark zu begrenzen. Nur noch Menschen mit Symptomen und gefährdete Gruppen sollen ihn machen dürfen. Mögliche Ausnahme: medizinisches Personal.
Die Gesundheitsminister der Länder diskutieren über eine Änderung der Corona-Teststrategie, um einer Überlastung der Laborkapazitäten entgegenzuwirken. Bei hohen Infektionszahlen sollen PCR-Tests künftig auf "symptomatische Personen und gegebenenfalls vulnerable Gruppen" beschränkt werden. Das geht aus einem Beschlussentwurf hervor, der den Gesundheitsministern vor einer Videokonferenz für den Abend vorlag. Antragsteller ist das Land Berlin. Dort ist die Nachfrage nach PCR-Tests aktuell zum Teil größer als das Angebot.
Laut dem Antrag soll bei Personen mit einer symptomfreien Corona-Infektion nach einem positiven Schnelltest auf einen PCR-Test als Bestätigung verzichtet werden. Auch wenn die Corona-Warn-App auf Rot springt, soll künftig nur noch ein Schnelltest erfolgen.
Freitesten mit PCR-Tests höchstens für medizinisches Personal
Eine Freitestung aus der Quarantäne oder einer Isolierung soll ebenfalls "ausschließlich" mit einem "qualitativ hochwertigen und gegebenenfalls laborbasierten Antigentest" durchgeführt werden. Lediglich bei Beschäftigten der kritischen Infrastruktur wie in Pflegeheimen und Krankenhäusern soll möglicherweise noch ein PCR-Test erfolgen.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hatte bereits am Freitag mitgeteilt, dass die Freitestungen für Mitarbeiter aus dem medizinischen Bereich mit einem PCR-Test in den Laboren ab sofort priorisiert werden. Damit solle sichergestellt werden, dass diese Beschäftigten den PCR-Test bekommen, "wenn Kapazitäten ausgereizt oder überlastet sind".
Lauterbach wirbt trotz Omikron für Warn-App
Lauterbach äußerte sich bei einem Pressetermin in Schwerin auch zur Frage, ob die Corona-Warn-App noch praktikabel ist, wenn sich die roten Warnmeldungen häufen: "Die Corona-Warn-App tut jetzt ihren Dienst", sagte der Minister. Dies gelte auch, wenn sie wegen Omikron oft anschlage. "Wenn hier ein Test veranlasst wird, ein Antigentest, oder man macht ihn zumindest selbst, dann kann man damit das Pandemiegeschehen wesentlich entschleunigen", sagte er. "Gerade wenn es sehr viele Warnungen gibt, die dann zu Testungen führen, dann ist das ein ganz wichtiger Baustein zur Entschleunigung der galoppierenden Pandemie."
Lauterbach warnte erneut vor Leichtfertigkeit im Umgang mit der Omikron-Variante. "Ich warne davor, Omikron zu unterschätzen", sagte Lauterbach in Schwerin bei einer Pressekonferenz mit Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig. Der größte Teil der für die Intensivversorgung von Corona-Patienten bereitstehenden Betten sei bereits ausgelastet mit Patienten, die sich mit der Delta-Variante infiziert hätten.
Lauterbach warnt weiter vor Überlastung der Krankenhäuser
Er erwarte, dass - wie bei den vorangegangenen Infektionswellen - viele ältere Menschen erst später von der Omikron-Welle erfasst werden. "Und dann ist hier tatsächlich auch eine Mehrbelastung bei den Intensivbetten, aber auch auf der Allgemeinstation zu erwarten", so der SPD-Politiker. Man müsse selbst dann mit einer massiven Belastung der Krankenhäuser und der kritischen Infrastruktur rechnen, wenn die Omikron-Variante tatsächlich nur zu halb so vielen Hospitalisierungen und einem Viertel der Intensivfälle führen würde wie die Delta-Variante. Lauterbach bezog sich hier den Angaben zufolge auf Studienergebnisse der Universität in Berkeley (USA).
Mit Blick auf die Modellierungsdaten bezeichnete er die Omikron-Variante als aktuell noch schwer einschätzbar. Unter Umständen müssten die Schutzmaßnahmen noch einmal verschärft werden. Welche Maßnahmen das sein könnten, wollte Lauterbach mit Blick auf die Ministerpräsidentenkonferenz am 24. Januar jedoch nicht sagen. Man müsse sich die Entwicklung in den nächsten Tagen genau ansehen.
(Dieser Artikel wurde am Montag, 17. Januar 2022 erstmals veröffentlicht.)
Quelle: ntv.de, mau/dpa