Panorama

"Rechter Grantler" auf Youtube Percy Hoven ist Pegida-Liebling Dr. Proebstl

"Proebstl" in Kulisse und Latexmaske.

"Proebstl" in Kulisse und Latexmaske.

Ist das Satire oder Hetze? Im Netz hat eine Kunstfigur in Latexmaske Pegida-Fans und Asylkritiker auf sich aufmerksam gemacht. Als "Dr. Proebstl" wettert er gegen Flüchtlinge und "Lügenpresse". Nun stellt sich heraus, wer sich hinter der Figur verbirgt.

Dr. Alfons Proebstl ist ein charmanter älterer Herr im dunklen Anzug, mit Krawatte und Einstecktuch - und ein rechter Agitator auf Youtube. Dort hat der Mann mit dem österreichischen Akzent eine Fangemeinde von zehntausenden Asylkritikern, Pegida-Anhängern und anderen Rechtsauslegern um sich geschart. Darin behauptet er, "70 Prozent der aus Afrika einreisenden Männer hätten schon einmal eine Frau vergewaltigt", bezeichnet Medien als "Lügenpresse" und lobt die Rechts-Postille "Junge Freiheit". Alles in der Rolle des Grantlers, alles vermeintlich heiter distanziert. Als solcher folgte er im April auch einer Pegida-Einladung und trat bei einer Demo auf. Allerdings handelt es sich bei "Proebstl" nur um eine Kunstfigur. Das ist unschwer daran zu erkennen, dass er eine Latexmaske trägt. Nun stellt sich heraus, wer dahinter steckt.

Es ist der einstige Fernsehmoderator Percy Hoven, der als Moderator der Containershow "Big Brother" im Jahr 2000 eine gewisse Bekanntheit erlangt hatte und mittlerweile als Porträt-Maler arbeitet. Wie die "Augsburger Allgemeine" berichtet, hat der heute 50-Jährige eingeräumt, hinter der Figur zu stecken. "Es war nie unsere Absicht zu hetzen. Dass dies so aufgefasst werden konnte, dafür entschuldige ich mich in aller Form", schreibt er in einer Stellungnahme.

Damit soll nun Schluss sein. "Ich bin enttarnt, damit bin ich raus", zitiert ihn die Zeitung. 90 Folgen lang mimte Hoven den "Proebstl" - seiner Stellungnahme zufolge habe erst das "völlig falsch angelegte Flüchtlingsthema" für "Eskalation und Empörung in den Medien" gesorgt. Die professionell gemachten Clips produzierte Hoven nach eigenen Angaben gemeinsam mit dem Münchener Produzenten Alfred Schropp. Einzelne Folgen wurden bis zu 80.000 Mal angeklickt.

Hoven: Es war Satire

Als rechter Agitator möchte Hoven nicht dastehen. "Die Inhalte der Kunstfigur entsprechen in keinster Weise meiner persönlichen Überzeugung". Vielmehr habe es sich "um reine, wenn auch böse Satire" gehandelt. "Diese Kunstfigur sollte einzig und allein der Überspitzung des gesellschaftlichen und politischen Diskurses dienen." Satire ist laut Duden eine "Kunstgattung, die durch Übertreibung, Ironie und Spott an Personen, Ereignissen Kritik übt, sie der Lächerlichkeit preisgibt, Zustände anprangert, mit scharfem Witz geißelt." Ob "Proebstl" wirklich als "rechter Grantler" durchgeht, der letztlich die gedanklichen Kurzschlüsse ebenjener enttarnt, ist fraglich. Genauso lässt sich die durchaus eloquente und schlagfertig angelegte Figur als Kommentator verstehen, der die vermeintlichen Verfehlungen deutscher Asylpolitik verspottet. Satire von rechts gewissermaßen.

Dass das auch bei Pegida-Anhängern gut ankam, ist kaum verwunderlich. Seinen Auftritt im April dieses Jahres bereut "Proebstl" laut "Augsburger Allgemeine". "Der Auftritt bei Pegida war ein großer Fehler, den ich zutiefst bedaure und gerne rückgängig machen würde, wenn ich könnte", schreibt er in seiner Stellungnahme. Auch wenn er die Latexmaske nun abgelegt und an den Nagel gehängt hat - die Videos bleiben auf Youtube weiter sichtbar - lukrative Werbung inklusive.

Quelle: ntv.de, vpe

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