Wettrüsten im Kinderzimmer Studie: Lego wird immer brutaler
23.05.2016, 10:32 UhrLego, das ist diese bunte Welt, in der aus vielen Bausteinen einfach alles entstehen kann. Soweit die Idee. Tatsächlich aber ist Lego inzwischen die Welt, in der bedroht, gefochten und geschossen wird. Forscher sehen einen klaren Trend.
Die meisten Eltern sind froh, wenn der Nachwuchs mal nicht an den elektronischen Geräten hängt und sich stattdessen einfach wieder mal der guten alten Lego-Kiste zuwendet. Allerdings haben auch die eigentlich so kreativen Bausteine ihre Unschuld verloren. Zu diesem Schluss kommen jedenfalls neuseeländische Forscher. Sie weisen in einer Studie nach, dass Lego-Produkte in den vergangenen Jahren immer gewaltsamer geworden sind.
Offenbar geht es dabei darum, in dem "Wettrüsten" mit Handy- und Spielekonsolenherstellern mitzuhalten. Das Forscher-Team, das an der Universität von Canterbury Lego-Sets untersuchte, stellte fest, dass der Anteil von Waffen und kriegsähnlichen Szenarien stetig zunimmt. "Die Produkte der Lego-Company sind nicht so unschuldig, wie sie sein sollten", schreibt Forscher Christoph Bartneck in der Zusammenfassung der Forschungsergebnisse, die online in der Fachzeitschrift PLOS one veröffentlicht wurde. Bartnecks Team hatte die Lego-Kataloge von 1978 bis 2014 ausgewertet.
1978 kamen in der Lego-Welt erstmals Waffen zum Einsatz: ein Schwert, eine Hellebarde und eine Lanze. Sie waren Teil einer Ritterausrüstung, auch eine Burg gab es. Es folgten mehrere Jahre, in denen keine weiteren Sets mit Waffenanteil aufgelegt wurden. 1989 kamen schließlich Piraten-Welten mit Handfeuerwaffen und Kanonen auf den Markt.
Nicht nur ein Lego-Phänomen
Eine regelrechte Spitze in der Auswertung verursachte jedoch die Einführung der Bionicles mit vielen neuen Waffen. Der Beginn der Lego-Zusammenarbeit zum Thema "Star Wars" wirkte sich trotz Lichtschwertern und Blastern nicht so stark aus, weil gleichzeitig einige "hochbewaffnete" Sets wie die Insectoiden, UFO und Rock Raiders aus der Produktpalette verschwanden. Heute enthalten nach Auswertung der Wissenschaftler 30 Prozent der Lego-Sets Waffen, darin enthalten sind noch nicht die Waffen, die aus Nicht-Waffenteilen zusammengebaut werden.
In einer zweiten Studie wurden die Bilder der Lego-Kataloge auf ihren Gewaltgehalt hin untersucht. Darin sollten Probanden den abgebildeten Modus der Gewalt ebenso einschätzen wie die darin enthaltene Atmosphäre und die Gewaltintensität. Dabei stellte sich heraus, dass die dargestellten Szenarien immer heftiger empfunden wurden. Inzwischen enthielten 40 Prozent der Katalogseiten "eine Art von Gewalt".
Den Forschern zufolge ist diese bei Lego beobachtete Entwicklung kein Einzelfall, sondern spiegele vielmehr einen breiteren Trend bei Spielzeug wider. "Um die Aufmerksamkeit ihrer Kunden zu bekommen, sind die Spielzeughersteller in einem metaphorischen Wettrüsten um immer neuere und aufregendere Produkte gefangen", so Bartneck.
Quelle: ntv.de, sba