Panorama

Ebola-Infektion trotz Schutzkleidung US-Behörden zeigen sich "zutiefst besorgt"

Dr. Tom Frieden, der Direktor der landesweiten Gesundheitsbehörde CDC, bezweifelt, dass in Dallas alle Sicherheitsvorschriften eingehalten wurden.

Dr. Tom Frieden, der Direktor der landesweiten Gesundheitsbehörde CDC, bezweifelt, dass in Dallas alle Sicherheitsvorschriften eingehalten wurden.

(Foto: REUTERS)

Nach der Ebola-Ansteckung einer Krankenschwester in Dallas zeigen sich die Behörden in den USA äußerst beunruhigt über mögliche Missachtungen der Sicherheitsvorschriften. Indes wird aus Boston ein neuer Verdachtsfall gemeldet.

Beamte der US-Gesundheitsbehörden haben sich am Sonntag nach Bekanntwerden eines zweiten Ebola-Falls in Dallas äußerst besorgt über die "Missachtung von Vorschriften" beim Umgang mit der hochinfektiösen Krankheit gezeigt. Zugleich kam es zu einem weiteren Verdachtsfall in der Stadt Boston.

Vier Tage nach dem Tod des "Patienten Null" der USA, dem aus Liberia stammenden Thomas Duncan hat eine zweite Testreihe die Ebola-Erkrankung einer Krankenschwester am Texas Health Presbyterian Hospital bestätigt. Es handelt sich dabei um die erste Ansteckung innerhalb der USA, da Duncan sich noch während eines Aufenthaltes in Afrika infiziert hatte. Die Frau befinde sich in einem verhältnismäßig stabilen Zustand, heißt es. US-Präsident Barack Obama forderte eine schnelle Aufklärung der Umstände, die trotz der strengen Sicherheitsvorkehrungen zur Ansteckung der Frau geführt hatten.

Daniel Varga, oberster Klinik-Inspekteur von Texas, sagte, dass die für Duncan mitverantwortliche Krankenschwester zu jeder Zeit vollständige Schutzmontur trug. "Sie hat sich voll an die CDC-Vorschriften gehalten und trug Umhang, Handschuhe, Maske und Brille", wie die "New York Times" Varga zitiert. Auf die Frage, wie sehr ihn die Tatsache beunruhige, dass die Frau sich dennoch infiziert habe, antwortete Varga: "Wir sind sehr beunruhigt."

"Kleinste Unachtsamkeit führt zu Ansteckung"

Tom Frieden, der Direktor der landesweiten Gesundheitsbehörde CDC, sagte entgegen Vargas' Beteuerungen, dass eine Missachtung der Vorschriften durch die Frau wahrscheinlich sei. Er räumte während eines Interviews mit dem Sender CBS jedoch ein, dass eine Befragung der Frau keinen Aufschluss über den Hergang der Ansteckung gegeben habe und dass jeder, der mit dem Patient Duncan zu tun hatte, nun als potenziell gefährdet gelte. Weitere Ansteckungsfälle seien ausdrücklich möglich. Auch er sagte, dass seine Behörde "zutiefst besorgt" über die jüngste Entwicklung sei.

"Unsere Vorkehrungen sind effektiv", sagte Frieden. "Aber natürlich wissen wir, dass auch nur die kleinste Unachtsamkeit zu einer Ansteckung führen kann." Er sagte, dass der Fall jedoch zeige, dass es Bedarf an weiterem Training des Klinikpersonals gebe und dass die Beachtung von Vorschriften strikter durchgesetzt werden müsse.

Laut CDC sei die aus Umhang, Handschuhe, Maske und Brille bestehende Schutzkleidung ausreichend. Krankenhausmitarbeiter in den USA, die im Fernsehen Bilder von vollständig in Schutzanzüge gehüllten Helfern in Westafrika sehen, haben allerdings eine ähnliche Ausstattung gefordert. "Viele von uns fangen an, sich Sorgen zu machen", sagte eine Krankenschwester aus Kalifornien gegenüber der "New York Times". Die Frau gab an, dass an ihrem Krankenhaus zwar Informationen über die CDC-Richtlinien verteilt worden seien, praktische Übungen oder eine Ausstattung mit geschultem Personal und neuer Ausrüstung habe es jedoch nicht gegeben.

Kontrollen an US-Flughäfen werden ausgeweitet

In Boston im Bundesstaat Massachusetts an der US-Ostküste gab es indes einen neuen Ebola-Verdachtsfall. Ein kürzlich ebenfalls aus dem westafrikanischen Liberia eingereister Mann werde in einem Krankenhaus in der Stadt behandelt, teilten die Gesundheitsbehörden mit. Er habe über Kopf- und Muskelschmerzen geklagt und werde nun auf Ebola untersucht. "Die Wahrscheinlichkeit einer Ebola-Infektion ist extrem niedrig", gab die Klinik jedoch in einer ersten Stellungnahme nach den Untersuchungen bekannt. Der Mann bleibe jedoch bis auf Weiteres unter Quarantäne.

Aus Angst vor der Krankheit waren in den vergangenen Tagen international die Sicherheitsvorkehrungen verschärft worden. Auf dem New Yorker John F. Kennedy-Flughafen werden Reisende aus Ländern mit Ebola inzwischen auf mögliche Symptome untersucht. Vier andere große US-Flughäfen sollten folgen. Ähnliche Prüfungen sind in Deutschland vorerst nicht geplant. Dort gibt es nach Einschätzung von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe kein Grund zur Sorge. Es gebe "hervorragend ausgestattete Behandlungszentren", die auf den Umgang mit hoch ansteckenden Krankheiten spezialisiert seien, sagte der CDU-Politiker der "Rheinischen Post".

Quelle: ntv.de, bwe/dpa/rts

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