Familiendrama in Lauenburg Weist Fahrrad Weg zu Mutter und Tochter?
01.08.2015, 20:28 Uhr
Das silberfarbene Damenrad habe, nach Angaben der Polizei, nicht der Familie gehört.
(Foto: picture alliance / dpa)
Ein silbernes Damenrad und ein 25 Kilogramm schwerer Betonklotz - mehr fand die Polizei nicht bei der Leiche des Familienvaters, der in der Elbe ertrank. Feuerwehrtaucher suchen immer noch nach Frau und Tochter.
Die Idylle trügt am sonnigen Elbufer im schleswig-holsteinischen Lauenburg. Während Ausflügler das schöne Wetter genießen, sind Polizeitaucher sowie ein Sonarboot weiter auf der Suche nach einer vermissten Frau und ihrer zwölfjährigen Tochter aus dem nahen niedersächsischen Drage. Die Hoffnung, die beiden lebend zu finden, ist geschrumpft. Am Freitag hatten Feuerwehrleute den ebenfalls seit mehr als einer Woche spurlos verschwundenen Familienvater tot aus der Elbe gezogen.
Für die Ermittler wird damit ein erweiterter Suizid immer wahrscheinlicher - ein Familiendrama könnte der Hintergrund sein. "Das ist das Problem, dass wir keinerlei Hinweis haben auf das, was da geschehen sein könnte", sagt Polizeisprecher Jan Krüger am Samstag. Bei dem ertrunkenen 41-Jährigen sei keinerlei Hinweis auf den Verbleib von Frau und Tochter gefunden worden - ein Abschiedsbrief etwa. Auch im Haus der Familie hatten die Fahnder kein Indiz entdeckt.
Er warf wohl zunächst sein Rad ins Wasser

Der vermisste Familienvater wurde in Lauenburg tot aus der Elbe gezogen. Von Frau und Tochter fehlt jede Spur.
(Foto: picture alliance / dpa)
Anlass zum Rätselraten, vielleicht aber auch eine Spur zu den beiden weiter Vermissten, bietet ein silberfarbenes Damenfahrrad, das Feuerwehrtaucher in der Nacht zum Samstag unterhalb der Elbbrücke geborgen haben. Die Stelle, an der die Taucher es auf dem Flussgrund fanden, lasse darauf schließen, dass der Familienvater mit dem Rad auf die Brücke gefahren sei, es ins Wasser geworfen habe und hinterhergesprungen sei.
Allerdings handelt es sich nicht um ein Fahrrad aus dem Besitz der Familie. Dieses, und damit kommen die Fahnder am Samstag ein weiteres Stückchen weiter, wird am Bahnhof in Winsen/Luhe unweit von Drage gefunden. Aus noch unbekannten Gründen ließ es der Vater dort zurück. Wie er dann an das Damenfahrrad kam, ist noch offen. Kann dieses Rad den Weg weisen zu dem Ort, wo Mutter und Tochter sind? Die Fahnder hoffen auch auf Tipps aus der Bevölkerung. Hinweise, dass Dritte in das Verschwinden der Familie verwickelt sind und es sich um ein Verbrechen handelt, haben die Ermittler weiterhin nicht.
Auf der Baustelle fehlt nur ein Betonklotz
"Fremdeinwirkung kann dabei ausgeschlossen werden", hieß es nach der Obduktion des Toten. Die Leiche war mit einem Betonklotz mit einem Gewicht von etwa 25 Kilogramm beschwert, wie er auf Baustellen verwendet wird. Oben, hinter dem Brückengeländer, finden sich solche Elemente. Eines fehlt - aber nicht drei. Inzwischen läuft die Fahndung seit über einer Woche.
Zeugen wollen den 41-Jährigen am Donnerstag vergangener Woche das letzte Mal im Auto der Familie bei Drage gesehen haben. Die Spuren von Frau und Tochter verlieren sich schon am Tag zuvor. Das war der letzte Schultag in Niedersachsen vor den Sommerferien. Im schon bezahlten Reiturlaub sei die Tochter nicht angekommen, berichteten Zeitungen später. Ein spontaner Kurzurlaub der Familie sei äußerst unwahrscheinlich, muss Krüger in den kommenden Tagen immer öfter wiederholen. "Von der Familie haben uns die Zeugen ein eher unauffälliges Bild beschrieben."
Quelle: ntv.de, Peer Körner und Michael Evers, dpa