Frauenkörper, versteckt euch! Wieso ein #HotpantsVerbot die Falschen trifft
15.07.2015, 18:08 Uhr
Mädchen sollen an Schulen keine Hotpants mehr tragen. Das ist vielleicht eine gut gemeinte Idee, aber vor allem unfair.
(Foto: imago stock&people)
Wenn Jungsaugen ihre Schenkel streifen, sollen Mädchen sich was überziehen. Das fordern immer mehr Stimmen, wenn es um die Kleiderordnung an Schulen geht. Damit machen sie Frauen zu Schuldigen und Männer zu Höhlenmenschen.
Es will wieder wer knappe Kleidung an Schulen verbieten. Es ist nicht das erste Mal, dass darüber diskutiert wird, und wenn nicht langsam jemand einen Punkt setzt, wird es auch nicht das letzte Mal bleiben. An einer Schule in Baden-Württemberg sollen Mädchen, die zu viel Haut zeigen, in übergroße T-Shirts gehüllt werden - der "gesellschaftlichen und sozialen Werte" wegen.
Eigentlich dürfen Mädchen wie auch Jungs und sogar Lehrer tragen, was sie möchten. Die Einschränkung #HotpantsVerbot soll Aufreizendes ausschließen. Was damit gemeint ist, stellt Bianca Brissaud, Schulleiterin der vermeintlichen Vorreiterschule, nicht klar. Ein Reiz scheint zu genügen. Wer etwas trägt, das Jungs und Männer gerne ansehen, herrje, vielleicht gar anfassen wollen, braucht eine Lektion Wertekanon.
Wenn ein Junge seine Blicke lieber über den Oberschenkel einer Klassenkameradin wandern lässt, statt die Tafel zu fixieren, muss man sich nicht - oder wenigstens nicht nur - mit dem Schenkel befassen, sondern doch insbesondere mit dem Besitzer des neugierigen Augenpaars. Stattdessen sind Schüler oder Lehrer abgelenkt und es sind die Schülerinnen, die etwas ändern, sich verhüllen müssen.
"Sie wollte es wohl so"
Einen Frauenkörper muss man nicht verstecken. Gegen den Willen der Frau kann man es auch überhaupt nicht, ohne sie in ihren Rechten zu beschränken. Und müssten sich nicht eigentlich auch all die männlichen Wesen regelrecht beleidigt fühlen? Ihnen wird hier schließlich jegliche Selbstbeherrschung abgesprochen.
Wo der Mann das unzähmbare Tier sein darf, wird die Frau zur Verantwortung gezogen. Handelt sie nicht entsprechend, wird sie zur Schuldigen. Wenn es um das Verbot "aufreizender" Frauenkleidung an Schulen geht, ist es nicht die gleiche Sache, doch aber der gleiche Sprech, der von viel zu vielen Menschen noch immer in Bezug auf sexuellen Missbrauch und Vergewaltigung angewendet wird: "Der Rock war kurz, sie wollte es wohl so."
Quelle: ntv.de