Glätteunfälle und Überflutungen Winter-Tief hat Deutschland fest im Griff
05.01.2017, 10:44 Uhr
Mit heftigen Sturmböen im Norden und starken Schneefällen im Süden hält der Winter Einzug in hiesigen Gefilden. Landesweit sorgt Sturmtief "Axel" für einen Kälteeinbruch - und zahlreiche Blechschäden auf Deutschlands Straßen.
Mit der stärksten Sturmflut seit zehn Jahren zieht Tief "Axel" über den Nordosten der Bundesrepublik hinweg und sorgt in Süddeutschland für ein Schneechaos. Vor weiteren Verwüstungen und Schäden durch das Sturmtief gibt n-tv Meteorologe Björn Alexander indes Entwarnung: "Heute ist der Sturm durch. Meist weht der Wind schwach oder mäßig, nur auf den Bergen frisch aus nordöstlichen Richtungen." Mit der Drehung auf Nordost erreicht der erste Schwall Kaltluft die Republik. Der Tag startete zum Teil eisig mit zweistelligen Temperaturen im Minusbereich. Landesweit müsse man am Morgen "mit Glätte durch Reif oder gefrierende Nässe rechnen", so Alexander. Insbesondere im Süden und Osten sei auch heute wieder mit Schneeschauern zu rechnen. Kurzum: Der Winter hält Einzug. Hier ein Überblick über die nächtlichen Wetterereignisse von Nord nach Süd:
Schleswig-Holstein: Mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 133 Kilometern pro Stunde (Insel Sylt) fegte das Sturmtief über das nördlichste Bundesland hinweg. An der Ostseeküste hieß es vielerorts "Land unter". Besonders waren die Städte Kiel, Lübeck, Flensburg und Eckernförde von der Sturmflut betroffen. Teile der Lübecker Altstadt standen unter Wasser. Am Mittwochabend lag der Pegel zum Höchststand bei 1,79 Meter über Normal, am Donnerstagmorgen zog sich das Wasser zurück und lag noch bei 1,25 Meter über Normal, wie auf "Pegel Online" registriert wurde. Feuerwehr und Polizei mussten zu zahlreichen Hochwassereinsätzen ausrücken.
Mecklenburg-Vorpommern: Die schwere Ostsee-Sturmflut hat auch für zahlreiche Überschwemmungen in Mecklenburg-Vorpommern gesorgt. Mit Geschwindigkeiten von mehr als 100 Kilometern pro Stunde peitschten die Winde Wassermassen aufs Festland und die davor liegenden Inseln. Besonders stark war Usedom von der Flut betroffen. Am Mittwochabend wurde ein Pegel-Höchstwert von 1,83 Meter erreicht. Am Steilufer der Insel hat es laut Kreisverwaltung Abbrüche gegeben.
In Rostock, Wismar und auf der Insel Rügen waren mehrere Straßen teilweise kilometerlang wegen des Hochwassers gesperrt. Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie erwartete bis zum Mittag an der gesamten Küste noch Wasserstände von bis 1,20 Meter über den mittleren Wasserstand. Bis Freitag sollen die Pegel demnach weiter fallen. Wegen der starken Winde sowie aufgrund glatter Straßen hat es dem NDR zufolge mehrere Unfälle auf den Autobahnen A11 und A20 sowie im morgendlichen Berufsverkehr von Rostock gegeben. In den meisten Fällen sei es bei Sachschäden geblieben.
Hamburg: Die Auktionshalle des Fischmarkts steht weiterhin unter Wasser. Wie das "Hamburger Abendblatt" berichtet, lag das Morgenhochwasser 2,10 Meter über dem mittleren Hochwasser. In der Hansestadt rückte die Feuerwehr zu 40 Einsätzen aus, um vollgelaufene Keller und überspülte Straßen abzupumpen oder umgestürzte Bäume wegzuräumen.
Niedersachsen und Bremen: Auf den nordfriesischen Inseln erreichte "Axel" seine Höchstgeschwindigkeiten. Doch auch auf dem Festland war es stürmisch. Mehrere Bäume knickten um, Hagel- und Graupelschauer bedeckten weite Teile des Landes. Der NDR berichtet von Dutzenden Verkehrsunfällen, die infolge der Unwetter und von Glatteis verursacht wurden.
Berlin und Brandenburg: In beiden Bundesländern ist es laut Polizei zu Dutzenden glättebedingten Unfällen gekommen. Die Feuerwehr sprach von geringen Sturmschäden in Berlin.
Sachsen-Anhalt: Mit einer Geschwindigkeit von 126 Kilometern pro Stunde fegt "Axel" über den Brocken hinweg - und hüllt den Berg in 9 Zentimeter Neuschnee. Im tiefer gelegenen Gefilden ist es aufgrund von Schnee und Glätte zu zahlreichen Verkehrsunfällen gekommen, wie der MDR berichtet. Demnach befinden sich die Winterdienste im Dauereinsatz.
Thüringen und Sachsen: Auch in Sachsen sowie in Thüringen kommt es infolge von Eisregen und starkem Schneefall zu mehreren Unfällen. Der MDR berichtet von starken Schneeverwehungen, die vor allem im Erzgebirge, im Thüringer Wald, in der Oberlausitz und im Landkreis Mittelsachsen für chaotische Zustände auf den Straßen sorgen. Auf dem Fichtelberg wurden 21 Zentimeter Neuschnee gemessen.
Bayern: Wegen heftiger Schneefälle, Glatteis und Wind hat es im Freistaat mehr als 300 Verkehrsunfälle gegeben. Die meisten Unfälle verliefen glimpflich, es gab nur wenige Verletzte, wie die Polizeidienststellen mitteilten. Im Bezirk Oberbayern Nord ereignete sich der folgenschwerste Unfall demnach auf der Flughafentangente zum Münchener Flughafen, wo bei Moosinning eine Autofahrerin am Mittwoch auf die Gegenfahrbahn geriet und mit einem Lastwagen zusammenstieß. Die Frau wurde schwer verletzt.
Der Lawinenwarndienst hat unterdessen die Gefahr in den Alpen höher eingestuft. Im Vergleich zu Mittwoch galt am Donnerstag über der Waldgrenze statt "mäßiger" eine "erhebliche" Gefahr - das entspricht der dritten von fünf Warnstufen. Unterhalb der Waldgrenze hoben die Fachleute die Gefahrenstufe von eins ("gering") auf zwei an. Auf der Zugspitze fielen über Nacht 45 Zentimeter Neuschnee.
Baden-Württemberg: Zum Teil heftige Schneefälle haben auch den Autoverkehr im Südwesten stark beeinträchtigt. Im Südschwarzwald kam der Verkehr in der Nacht zum Donnerstag zeitweise völlig zum Erliegen, wie die "Stuttgarter Nachrichten" berichten. Zudem sei es in anderen Teilen des Landes zu Dutzenden Verkehrsunfällen infolge von Glatteis gekommen. Schwerverletzte habe es jedoch nicht gegeben.
Wie in den übrigen Bundesländern lief auch hier der Bahnverkehr trotz Minusgraden, Schneefall und Sturm normal. In ganz Deutschland sei es zu keinen nennenswerten Beeinträchtigungen gekommen, sagte ein Bahn-Sprecher.
Quelle: ntv.de, cri/dpa/AFP