Demoskopen vermessen das Land Wo die glücklichsten Deutschen leben
25.11.2015, 15:38 UhrSind die Menschen im Norden Deutschlands zufriedener als im Süden? Im Osten unglücklicher als im Westen? Wie der "Glücksatlas 2015" enthüllt, gibt es beim Glücksempfinden in der Bundesrepublik regional deutliche Unterschiede.
"Wie zufrieden sind Sie gegenwärtig, alles in allem, mit Ihrem Leben?" Als Antwort auf diese Frage konnten die Teilnehmer der breit angelegten Studie zum neuen "Glücksatlas" der Deutschen Post eine Zahl zwischen 0 und 10 angeben. Die Null sollte dabei für "ganz und gar unzufrieden" stehen, die Zehn für "ganz und gar zufrieden".
Die Fragestellung ist Teil der umfangreichen Studie, die Experten jählich im Auftrag der Post zusammenstellen. Zur Arbeit am sogenannten Glücksatlas teilten die Meinungsforscher Deutschland in 19 Regionen auf. Bevölkerungsreiche Bundesländer wie Nordrhein-Westfalen, Bayern und Baden-Württemberg wurden in einzelne Landstriche getrennt. Die beiden Länder Saarland und Rheinland-Pfalz wurden dagegen zusammengefasst. In die Auswertung zur Gefühlslage flossen auch Daten des Instituts für Demoskopie Allensbach, des sozio-ökonomischen Panels und des Meinungsforschungsinstituts Dimap ein.
Ost und West nähern sich an
Die wichtigsten Ergebnisse vorweg: Die Lebenszufriedenheit der Menschen in Ost und West gleicht sich immer mehr an. Der Abstand zwischen den beiden Landeshälften sei mittlerweile so klein wie noch nie seit der Wiedervereinigung, heißt es in der Auswertung. Derzeit beträgt er nur noch 0,15 Punkte - nach 0,36 Punkten im Vorjahr. Die Westdeutschen haben demnach eine Lebenszufriedenheit von 7,05 Punkten. Im Osten errechneten die Meinungsforscher insgesamt einen Stand von 6,90 Punkten.
Erstmals seit zwei Jahren nimmt auch das Niveau der allgemeinen Lebenszufriedenheit in Deutschland insgesamt wieder leicht zu. Der aktuelle Wert im Glücksindex liegt bei 7,02 Punkten auf einer Skala, die ebenfalls von 0 bis 10 reicht. Seit 2006 ist die Lebenszufriedenheit damit um fast 0,3 Punkte angestiegen.
An der Spitze des regionalen "Glücksrankings" steht erneut Schleswig-Holstein, am Ende der Skala liegt Mecklenburg-Vorpommern. "Zum guten Abschneiden Ostdeutschlands trägt besonders Brandenburg bei, das erstmals das Tabellenende verlassen konnte und auf Platz 17 vorrückte", heißt es in der Ergebniszusammenfassung. Doch auch der Süden holt weiter auf: Baden schiebt sich auf den zweiten Platz vor die Region Niedersachsen/Nordsee und Hamburg.
(Hinweis für Mobilnutzer: Die Infografiken zum Glücksatlas finden Sie hier und hier.)
Neben der allgemeinen Zufriedenheit analysierten die Meinungsforscher eine ganze Reihe weiterer sozialwissenschaftlich relevanter Faktoren: Untersucht wurden unter anderem der jeweilige Anteil von Personen in einer Partnerschaft, die relative Armut, der Anteil der Senioren, die regionale Arbeitslosenquote, die Preise für Bauland und die Pflegequote.
Starke Hinweise darauf, was die Menschen konkret glücklich oder unglücklich macht, liefert zudem die gesonderte Befragung zur Arbeitszufriedenheit. Das naheliegende Ergebnis: Zwischen Arbeits- und Lebenszufriedenheit besteht ein enger Zusammenhang. "Wie zu erwarten war, ist Arbeitslosigkeit ein großer Glückshemmer", heißt es in der Auswertung. Während Berufstätige ihre Lebenszufriedenheit im Schnitt mit 7,1 Punkten bewerten, lag der Wert bei Arbeitslosen mit 6,0 Punkten deutlich darunter.
Schwerpunktthema der diesjährigen Ausgabe des Glücksatlas war unter anderem die "Digitalisierung". Dabei äußerten sich die Berufstätigen überwiegend positiv zum Siegeszug der digitalen Helfer in der Arbeitswelt. Allerdings sähen sich auch viele "in ihrer Lebensqualität und Arbeitszufriedenheit beeinträchtigt".
Erkenntnisse für Arbeitgeber
Zu viel Arbeit macht demnach auch nicht glücklich: Wer länger am Schreibtisch sitzt, als er eigentlich möchte, ist demnach tendenziell unzufriedener. Die Zeit fehle letztlich für andere, grundlegende Glücklichmacher: Familie und Freizeit.
Einer "sehr hohen Wertschätzung" erfreut sich über alle Generationen hinweg ein "sicherer und langfristiger Arbeitsplatz", heißt es in der Auswertung. "Als Arbeitgeber müssen wir diese Erwartungen unserer jungen Mitarbeiter im Arbeitsalltag noch stärker berücksichtigen", kommentierte Post-Vorstandsmitglied Jürgen Gerdes die Ergebnisse. "Das gilt auch für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf, etwa durch flexible Arbeitszeitmodelle."
Quelle: ntv.de, mmo/dpa