Panorama

Neuer Infektionsherd in Südkorea Zahl der Virustoten in China steigt stark

Krankenhaus Jinyintan in Wuhan: Dort werden kritische Covid-19-Patienten behandelt.

Krankenhaus Jinyintan in Wuhan: Dort werden kritische Covid-19-Patienten behandelt.

(Foto: picture alliance/dpa)

Der Kampf gegen die Virus-Epidemie in China dauert an. Peking meldet so viele neue Todesfälle durch den Covid-19-Erreger binnen 24-Stunden wie noch nie zuvor. In Südkorea breitet sich das Virus weiter aus - bisher sind fast 800 Menschen infiziert. Auch in Italien steigt die Zahl der Infektionen.

Die Zahl der Toten durch das Coronavirus ist in China sprunghaft angestiegen. Die Gesundheitskommission in Peking berichtete zu Wochenbeginn von 150 neuen Covid-19-Todesfällen - mehr als jemals binnen eines Tages zuvor. Auch in Südkorea, wo sich gerade ein größerer Ausbruch entwickelt, wurden zwei neue Tote durch die Lungenkrankheit und 161 neu entdeckte Infektionen gemeldet. Damit gibt es schon 763 Ansteckungen und sieben Todesfälle in Südkorea. Abgesehen vom Sonderfall Japan, wo die Coronavirus-Infektionen auf dem Kreuzfahrtschiff "Diamond Princess" die nationalen Fallzahlen nach oben getrieben hatten, ist Südkorea damit das am schwersten betroffene Land außerhalb Chinas. Im Zentrum der Volksrepublik war das Sars-CoV-2-Virus im Dezember erstmals aufgetreten.

In Europa ist seit dem Wochenende Italien mit mehr als 150 Infektionen am schwersten betroffen. Ein Fehlalarm legte den Zugverkehr zwischen Italien und Österreich am Vorabend über Stunden lahm. Zwei Eurocitys auf dem Weg von Venedig nach München wurden von Österreichs Behörden am Brenner gestoppt. Einer der Züge hatte zwei deutsche Frauen an Bord, die Fieber und starken Husten hatten. Sie wurden aber in Verona nach Angaben des österreichischen Innenministeriums negativ getestet. Danach konnten die 500 Passagiere nach München weiterfahren.

In vielen Gegenden in Norditalien steht das öffentliche Leben praktisch still. In der Lombardei wurden zehn Gemeinden in der Provinz Lodi zu Sperrzonen erklärt. Die Region liegt in der Nähe des Finanzzentrums Mailand, der zweitgrößten Stadt Italiens. In Venetien wurde die Gemeinde Vo abgeriegelt. Schulen, Universitäten und Museen bleiben geschlossen. Auch der Karneval von Venedig wurde vorzeitig beendet.

27 Tote außerhalb Chinas

Drei Infizierte sind in Italien bisher an der Krankheit gestorben. Aus rund 30 Ländern und Regionen außerhalb Festlandchinas sind mehr als 2200 Infektionen und 27 Todesfälle berichtet worden. In Südkorea konzentriert sich der Ausbruch auf die südöstliche Millionen-Stadt Daegu und Umgebung. Allein 129 neue Infizierungen wurden wieder unter Mitgliedern der christlichen Sekte Shincheonji-Kirche Jesu gezählt. Mehr als die Hälfte aller Fälle im Land entfällt auf Anhänger der Sekte - möglicherweise durch einen einzelnen "Superverbreiter".

Die Regierung hat die höchste Alarmstufe für Infektionskrankheiten verhängt. Allein in China stieg die Zahl der Infizierten bis zum Wochenbeginn erneut um 409 auf insgesamt 77.150. Mit den 150 neuen Todesfällen sind dort bisher insgesamt 2592 Tote zu beklagen. Die überwiegende Zahl der Toten und Infektionen stammen weiterhin aus der am schwersten betroffenen Provinz Hubei in Zentralchina. Am Wochenende besuchte ein Team der Weltgesundheitsorganisation (WHO) mit chinesischen Kollegen die Provinzhauptstadt Wuhan.

Auch viele Ärzte und Pfleger haben sich angesteckt - nach Angaben von Staatsmedien mehr als 3000. Über das Wochenende starben weitere drei Ärzte, zwei davon in Hubei. Im Alter von 29 Jahren starb Doktor Xia Sisi vom Xiehe Jiangbei Hospital in der Provinzhauptstadt Wuhan. Auch Huang Wenjun, Chefarzt der Lungenabteilung des Zentralhospitals in der Stadt Xiaogan, erlag der Lungenkrankheit. Ferner wurde aus Südchina der Tod des 55-jährigen Arztes Du Xiansheng vom Volkskrankenhaus in Haikou auf Hainan gemeldet. Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping sprach am Vortag von der "größten Gesundheitskrise" seit der Staatsgründung 1949. Er rief zu energischen Maßnahmen zur Kontrolle der Epidemie auf.

Reisebeschränkungen gelockert

Dennoch haben die chinesischen Behörden die Reisebeschränkungen für die chinesische Millionenmetropole Wuhan inzwischen bereits etwas gelockert. Rund einen Monat nach Beginn der Quarantänemaßnahmen dürfen Menschen ohne Wohnsitz in der Stadt nun von dort unter bestimmten Voraussetzungen abreisen, wie die Behörden mitteilten. Diese Voraussetzungen sind, dass sie keine Symptome der Infektionskrankheit zeigen und keinen Kontakt zu Coronavirus-Patienten hatten.

Auch Menschen, die zwingende Gründe für ein Verlassen der Stadt nachweisen, können den Angaben zufolge eine Ausreisegenehmigung erhalten. Zu diesen Gründen gehört etwa, dass sie auf die medizinische Behandlung anderer Krankheiten außerhalb von Wuhan angewiesen sind. Alle Ausreisewilligen bedürfen einer behördlichen Genehmigung, hieß es. Antragsteller müssen sich zudem an ihren chinesischen Zielorten bei den dortigen Behörden registrieren und zwei Wochen lang auf ihren Gesundheitszustand überwachen lassen.

Nachdem das wirtschaftliche Leben in der zweitgrößten Volkswirtschaft stark abgebremst worden oder mancherorts sogar zum Stillstand gekommen ist, rief Präsident Xi nach Angaben der Staatsmedien aber auch dazu auf, je nach Einschätzung der Gesundheitsrisiken vor Ort die Arbeit und Produktion langsam wieder aufzunehmen. In Regionen, wo die Gefahr "vergleichsweise niedrig" sei, solle sich der Kampf gegen das Virus darauf konzentrieren, eine Einschleppung zu verhindern, während die Produktion und das öffentliche Leben wieder begonnen werden sollten.

Gebiete mit einem "mittleren Risiko" sollten Arbeit und Produktion je nach der örtlichen Lage der Epidemie wieder anfahren, während sich Regionen "mit einem Risiko" weiter voll auf Kontrolle und Vorbeugung konzentrieren sollten. Wegen der starken Auswirkungen auf die Wirtschaft kündigte Xi eine aktivere Haushaltspolitik und Hilfen wie Steuererleichterungen besonders für kleine und mittelgroße Unternehmen an.

Auch deutete Chinas Staatspräsident eine Lockerung der Geldpolitik an. Das Virus trifft die chinesische Wirtschaft hart: Viele Betriebe stehen weiterhin still. Auch fehlen Firmen, die die Produktion wieder anfahren wollen, die Beschäftigten, weil viele Wanderarbeiter nach dem chinesischen Neujahrsfest noch nicht wieder aus ihren Dörfern zurückgekehrt sind. Immer mehr Unternehmen haben auch Probleme, Gehälter zu bezahlen.

Quelle: ntv.de, kst/can/dpa/AFP

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