Panorama

34-jährige Frau getötet Zwei Afghanen wegen Mordes an Schwester angeklagt

Die Angeklagten wollten ihre 34 Jahre alte Schwester "für ihren westlich orientierten Lebenswandel bestrafen".

Die Angeklagten wollten ihre 34 Jahre alte Schwester "für ihren westlich orientierten Lebenswandel bestrafen".

(Foto: picture alliance / Geisler-Fotopress)

Eine Frau lässt sich von ihrem gewalttätigen Ehemann scheiden - und wird anschließend tot aufgefunden. Ihre Leiche wird in einem Koffer von Berlin nach Bayern transportiert und dort vergraben. Nun erhebt die Staatsanwaltschaft Anklage gegen ihre beiden Brüder wegen eines sogenannten Ehrenmordes.

Die Staatsanwaltschaft Berlin hat Anklage gegen zwei Männer wegen des Verdachts eines vermeintlichen Ehrenmords an ihrer Schwester erhoben. Den 22 und 26 Jahre alten Brüdern wird Mord aus niedrigen Beweggründen vorgeworfen, wie die Staatsanwaltschaft mitteilte. Die Afghanen wollten laut Anklage ihre 34 Jahre alte Schwester "für ihren westlich orientierten Lebenswandel bestrafen".

Dieser habe den "archaischen Ehr- und Moralvorstellungen" und dem Frauenbild der Beschuldigten widersprochen. Insbesondere wollten sie nach Ansicht der Ermittler nicht hinnehmen, dass ihre Schwester sich nach gewalttätigen Übergriffen von ihrem Ehemann, mit dem sie im Alter von 16 Jahren verheiratet worden war, hatte scheiden lassen und einem anderen Mann zugewandt hatte.

Mit Leiche im Koffer nach Bayern

Die beiden Männer sollen die zweifache Mutter am 13. Juli in Berlin unter einem Vorwand zu einem Treffen gelockt und sie gemeinschaftlich getötet haben. Das Opfer wurde demnach gewürgt, außerdem wurde ihm die Kehle aufgeschnitten. Die Leiche ihrer Schwester sollen sie noch am Tattag in einem Rollkoffer mit einem Taxi zu einem Berliner Fernbahnhof, von dort mit der Bahn nach Bayern und schließlich mit einem Auto in die Nähe des Wohnortes des 26-Jährigen gebracht und dort vergraben haben.

Die Männer gerieten durch Videoaufnahmen von dem Berliner Bahnhof, durch Funkzellenauswertungen, Zeugenaussagen und weitere Ermittlungserkenntnisse ins Visier, woraufhin die Staatsanwaltschaft einen Haftbefehl gegen sie erwirkte. Seit Anfang August sitzen sie in Untersuchungshaft. Alle drei Geschwister kamen vor mehreren Jahren nach Deutschland.

Umstrittener Begriff

Der Fall hat die Debatte um den Begriff "Ehrenmord" neu entfacht. Im Sommer hatte sich die damalige Berliner Integrationssenatorin Elke Breitenbach gegen die Verwendung des Begriffs ausgesprochen: "Das ist kein Ehrenmord, das ist Femizid", sagte sie dem "Tagesspiegel". In Deutschland werde jeden dritten Tag eine Frau von ihrem Partner oder Ex-Partner getötet. Dabei gehe es nicht um die Herkunft und die Nationalität der Täter, sondern um die Frage des Geschlechts, so Breitenbach weiter.

Der Berliner CDU-Politiker, Kai Wegner, übte scharfe Kritik an der Einschätzung der Integrationssenatorin: "Solche Antworten sind ein Teil des Problems. Frau Breitenbach leugnet die Realität, um ihr brüchiges Weltbild zu stabilisieren. Wer die religiös-kulturellen Hintergründe von sogenannten Ehrenmorden abstreitet, schützt die Täter und lässt die Opfer im Stich. Wir brauchen aber eine Kultur des Hinsehens. Bei der Unterdrückung von Frauen im Namen einer vermeintlichen Ehre brauchen wir null Toleranz", ließ er sich im "Tagesspiegel" zitieren.

Quelle: ntv.de, cls/AFP

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen