Taub, blind und lahm 110-jähriger Flüchtling erreicht Passau
30.09.2015, 10:40 Uhr
Der 110-jährigen Flüchtling aus Afghanistan und seine 60-jährige Tochter in Passau.
(Foto: dpa)
Die meisten Flüchtlinge, die sich bis nach Deutschland durchschlagen, sind junge Männer. Doch jetzt gelingt auch einem Greis aus Afghanistan die Flucht bis nach Bayern - auf abenteuerliche Weise.
Ein 110 Jahre alter blinder und tauber Mann ist mit seiner Familie aus Afghanistan nach Deutschland geflüchtet. "Die neunköpfige Familie war am Sonntag in Passau aufgegriffen worden", sagte Werner Straubinger von der Bundespolizei.
Am Dienstag wurde die Familie, zu der vier Kinder und eine schwangere Frau gehören, nach Deggendorf gebracht. Dort gab die Tochter des Mannes an, dass ihr Vater am 1.1.1905 geboren wurde. Überprüfen lasse sich das Alter nicht, weil die Familie keine Dokumente bei sich gehabt habe, betonte Straubinger. "Aber selbst wenn der Mann 90 Jahre alt ist, wäre die Flucht eine erstaunliche Leistung."
Ein Dolmetscher hielt die Angaben der Familie jedenfalls für glaubhaft. Bei der Registrierung in Deggendorf habe sich der Mann stets über seinen Krückstock gebeugt und konnte einige langsame Schritte gehen.
Nach Angaben seiner 60 Jahre alten Tochter dauerte die Flucht aus Baghlan rund einen Monat. Auf zahlreichen Märschen hätten die Männer den Greis getragen. Die Vier-Generationen-Familie sei geflüchtet, weil ihr Heimatort unsicher geworden sei. Drei Brüder seien durch die Taliban getötet worden. Nach einer Nacht in der Erstaufnahmeeinrichtung in Deggendorf soll die Familie ins hessische Gießen gebracht werden.
Am Dienstag war bekanntgeworden, dass täglich bis zu 10.000 Menschen nach Deutschland kommen. "Wir hatten in den letzten vier Tagen Größenordnungen von 8000, 9000, 10.000 jeden Tag", sagte Bundesinnenminister Thomas de Maizière. Klar sei jetzt schon, "dass der September ein Rekordmonat wird". Im August waren es nach seinen Angaben insgesamt 105.000 Flüchtlinge, die nach Deutschland kamen.
Quelle: ntv.de, ghö/dpa