Drama im Mittelmeer 5600 Bootsflüchtlinge in Sicherheit gebracht
25.05.2016, 02:12 Uhr
Ein völlig überfülltes Boot kippt. Der Großteil der Insassen kann gerettet werden.
(Foto: AP)
Der Weg von Libyen über das Meer nach Italien ist für viele Menschen derzeit der Hauptfluchtweg nach Europa. Tausende von ihnen werden binnen 48 Stunden aus nicht seetüchtigen Booten gerettet. Für einige von ihnen kommt die Hilfe aber zu spät.
Rund 5600 Flüchtlinge sind binnen 48 Stunden auf dem Weg von Libyen nach Europa aus nicht seetüchtigen Booten aus dem Mittelmeer gerettet worden. Wie die italienische Küstenwache am Dienstagabend mitteilte, waren an den Rettungsaktionen zivile und militärische Schiffe beteiligt. Wie an diesem Mitwoch bekannt wurde, sind fünf Flüchtlinge der italienischen Marine zufolge bei einem Schiffsunglück vor der libyschen Küste ertrunken.
Allein am Dienstag wurden nach Angaben der Küstenwache mehr als 3000 Menschen aus Booten gerettet. Am Montag hatten zwei italienische Kriegsschiffe rund 500 Flüchtlinge aufgenommen. Zwei Schiffe der Hilfsorganisationen Ärzte ohne Grenzen holten 788 Menschen an Bord, ein irisches Kriegsschiff weitere mehr als hundert Flüchtlinge. Insgesamt gab es binnen 48 Stunden 23 Rettungseinsätze.
Die italienische Marine teilte am Mittwoch mit, sie habe 550 Menschen von einem Boot vor der libyschen Küste gerettet. Das völlig überladene Boot sei jedoch gekentert. Obwohl zwei Marineschiffe Maßnahmen zur Rettung der Flüchtlinge ergriffen hätten, seien mindestens fünf Menschen ums Leben gekommen. Die Marine warnte, die Zahl könne sich noch weiter erhöhen.
Weniger Menschen sterben bei Überfahrten
Nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR kamen seit Jahresbeginn bis zum 22. Mai fast 40.000 Menschen über das Mittelmeer nach Italien. Mindestens 1370 Flüchtlinge kamen in diesem Zeitraum bei der gefährlichen Überfahrt ums Leben. Dies waren 24 Prozent weniger als im gleichen Zeitraum im Vorjahr, als 1792 Menschen bei Schiffsunglücken starben.
Bis vor kurzem nahm der Großteil der Flüchtlinge mit dem Ziel Europa den Weg über die Ägäis nach Griechenland und weiter über die Balkanroute nach Mitteleuropa. Nach der Schließung der Balkanroute Anfang März und der Einigung auf das EU-Flüchtlingsabkommen mit der Türkei könnte wieder verstärkt die Fluchtroute genutzt werden, die von Nordafrika über das Mittelmeer nach Italien führt.
Bislang gibt es aber nach Angaben von Behörden noch keine Hinweise darauf, dass Flüchtlinge aus dem Nahen Osten und Afghanistan auf die Route über Libyen umschwenken. Die meisten der seit Jahresbeginn übers Mittelmeer nach Italien gekommenen Menschen stammen demnach aus Ländern südlich der Sahara.
Quelle: ntv.de, dsi/ahe/AFP