Starker Anstieg 630.000 Flüchtlinge leben in Deutschland
12.02.2015, 10:52 Uhr
Der rasche Anstieg stellt viele Kommunen vor Probleme.
(Foto: dpa)
Die Zahl der Menschen, die sich nach Deutschland geflüchtet haben, steigt 2014 um mehr als ein Viertel. Doch der Höchststand von 1997 ist noch weit entfernt. Probleme bereiten den Kommunen vor allem die vielen minderjährigen Flüchtlinge.
Die Zahl der in Deutschland lebenden Flüchtlinge ist vergangenes Jahr um 130.000 auf rund 629.000 geklettert. Dies hat die Regierung auf eine Anfrage der Linksfraktion im Bundestag mitgeteilt, wie der "Kölner Stadt-Anzeiger" berichtet. Von ihnen waren demnach 338.000 anerkannte Flüchtlinge, die entweder politisches Asyl oder einen anderen Schutz bekommen haben - 44.000 mehr als im Vorjahr. Hinzu kommen dem Blatt zufolge 291.000 Asylsuchende und Geduldete. Das seien 86.000 mehr als im Vorjahr.
Auch die Zahl der Geduldeten erhöhte sich demnach leicht. Zum Stichtag 31. Dezember 2014 waren laut im Ausländerzentralregister 113.000 (2013: 94.500) Menschen aufgeführt, die keinen Asylstatus bekommen haben und deshalb ausreisepflichtig sind, aber aus unterschiedlichen Gründen zunächst nicht abgeschoben werden können. Das seien vor allem Flüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien, dem Irak oder Russland.
Die Zahl der tatsächlich in Deutschland lebenden Flüchtlinge berücksichtigt auch alle Ausreisen, Abschiebungen und Einbürgerungen. Sie gibt damit ein genaueres Bild ab, als sich aus einem Vergleich der Asylanträge eines Jahres ergibt.
Die Innenexpertin der Linksfraktion, Ulla Jelpke, sagte, alles in allem seien die knapp 630.000 Flüchtlinge nicht einmal ein Prozent der Bevölkerung. Das sei "weitaus weniger als zum Beispiel vor 17 Jahren, als es noch über eine Million Menschen waren." Von einer Überlastung der Bundesrepublik könne keine Rede sein.
Minderjährige dürfen nicht verteilt werden
Probleme bereitet den Kommunen indes der Anstieg der Zahl unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge. Insgesamt kamen 2014 laut einer Statistik der Bundesregierung im vergangenen Jahr 4399 Kinder und Jugendliche einen Asylantrag. Das sind 77 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Engpässe gibt es vor allem bei der Betreuung der oft von Krieg und Flucht traumatisierten Kinder und Jugendlichen.
Die meisten minderjährigen Flüchtlinge kamen 2014 aus Afghanistan, Eritrea und Syrien. Viele von ihnen wurden von der Polizei an einer Grenze aufgegriffen und dann dem Jugendamt übergeben. Das erklärt auch, weshalb so viele minderjährige Flüchtlinge in Bayern leben.
Um künftig eine bessere Versorgung der Kinder und eine Entlastung bestimmter Kommunen zu erreichen, arbeitet das Bundesfamilienministerium derzeit an einem Gesetzentwurf, der eine Umverteilung möglich macht. Bislang ist das bei unbegleiteten Minderjährigen verboten. Aus dem Familienministerium heißt es dazu, das Kindeswohl werde bei dem geplanten Gesetz im Vordergrund stehen.
Quelle: ntv.de, jog/dpa/AFP