Politik

Die "strammen Höcke-Kader" AfD-Politikerin rechnet mit eigener Partei ab

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Sylvia Limmer verdankt ihren Amtsverlust nach eigenen Worten dem thüringischen AfD-Chef Björn Höcke.

Sylvia Limmer verdankt ihren Amtsverlust nach eigenen Worten dem thüringischen AfD-Chef Björn Höcke.

(Foto: picture alliance / Geisler-Fotopress)

Die AfD erfreut sich an ihrem Umfragehoch. Bei ihrer Marathon-Wahlversammlung in Magdeburg sucht die Partei 30 Bewerber für das EU-Parlament. Eine bisherige EU-Abgeordnete wird dabei "kaltgestellt": Sylvia Limmer findet zum Abschied scharfe Worte für ihre Parteimitglieder.

Nach ihrem Scheitern bei der Kandidatur zur Europawahl 2024 hat die AfD-Politikerin Sylvia Limmer scharfe Kritik an ihrer Partei geübt. Die Wahlversammlung in Magdeburg habe gezeigt, "dass auch die AfD im etablierten Parteiensystem angekommen ist, in dem Wohlverhalten und Konformität der Partei gegenüber die wichtigsten Eigenschaften eines Abgeordneten zu sein scheinen", sagte Limmer der "Welt" und dem ARD-Hauptstadtstudio.

Limmer ist derzeit Europaabgeordnete der AfD, scheiterte aber bei Kandidaturen für Platz 4 und 13 der Liste für die nächste Wahl. Am Freitag hatte sie auf offener Bühne in Magdeburg die Anhänger des thüringischen AfD-Chefs Björn Höcke kritisiert. Die "strammen Höcke-Kader" hätten sie auf Befehl kaltgestellt. Nun sagte sie "Welt" und ARD: "Leider hat das Lager um Höcke wesentliche politische Erfolge verbuchen können, wie ein Blick auf die EU-Kandidatenliste zeigt."

Bei vielen Redebeiträgen hätten "Parolen eine inhaltliche und sachliche Auseinandersetzung mit der EU-Politik ersetzt", sagte Limmer. Bei einigen Bewerbern zeige sich eine "offensichtliche Unkenntnis der EU-Strukturen". Unwidersprochen werde der Sinn parlamentarischer Arbeit infrage gestellt. Es dürfe bezweifelt werden, ob der "zunehmend rüpelige Ton" der AfD auf internationaler Bühne helfe.

Bei der Kandidatenauswahl der AfD zur Europawahl 2024 haben viele Bewerber eine radikale Abkehr von der Europäischen Union und eine Abschottung gegen Migration gefordert. Nach der Kandidatenkür soll das Europawahlprogramm beraten werden. Ein im Juni veröffentlichter Entwurf setzt als Ziel eine "geordnete Auflösung der EU" und die Gründung einer "neuen europäischen Wirtschafts- und Interessengemeinschaft". Einige AfD-Vertreter plädieren für einen EU-Austritt Deutschlands, den sogenannten Dexit.

"Wir müssen unsere Heimat zurückerobern"

Parteichef Tino Chrupalla sagte, es werde an einem neuen Entwurf gearbeitet, der als "Kompromiss" dienen könne. Nach Angaben aus Parteikreisen soll der Entwurf vom Juni entschärft werden. In den Vorstellungsrunden fanden aber sowohl die Auflösung der EU als auch der Dexit durchaus Unterstützung. "Lasst uns zusammen die EU beenden", sagte der Bewerber Thomas Schmidt. Mitbewerber Peter Ditges sagte: "Ich möchte antreten, um diese Farce in Brüssel zu beenden." Mitbewerberin Elisabeth Becker betonte: "Wir wollen ja den Dexit haben." Ihr Parteikollege Jurij Christopher Kofner sagte, er "erkläre der woken Ideologie den Krieg" mit friedlichen Mitteln. "Wir müssen unsere Heimat zurückerobern." Deutschland sei ein von den USA und der EU "besetztes Land".

Die vom Verfassungsschutz als rechtsextremer Verdachtsfall eingestufte Partei hatte bereits am vergangenen Wochenende mit der Kandidatenaufstellung begonnen. Spitzenkandidat wurde der Europaabgeordnete Maximilian Krah, der auch intern nicht unumstritten ist.

Die Parteivorsitzende Alice Weidel wies jedoch im Sender "Welt" die Interpretation zurück, dass die AfD weiter nach rechts gerückt sei. "Herr Krah ist ein Kandidat, auf den sich die verschiedenen Lager und Strömungen dieser Partei im Vorfeld verständigt haben", sagte Weidel. Die von Krah erzielten zwei Drittel der Delegiertenstimmen seien ein "sehr, sehr solides Ergebnis".

Quelle: ntv.de, hny/dpa

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