4400 Menschen im Mittelmeer Auch Handelsschiffe retten Flüchtlinge
23.08.2015, 14:50 Uhr
Ein italienisches Marineschiff nimmt Menschen aus einem Schlauchboot auf.
(Foto: AP)
Mit einem Kraftakt retten Küstenwache, Marine und Handelsschiffe im Mittelmeer an einem Tag Tausende Flüchtlinge. Viele der Afrikaner wollen von Italien nach Norden weiterziehen.
Insgesamt 4400 Flüchtlinge sind am Samstag im Mittelmeer aus Seenot gerettet worden, dies ist der höchste Wert für einen einzigen Tag seit Jahren. Die italienische Küstenwache teilte mit, sie habe im Laufe des Tages Notrufe von 22 Flüchtlingsbooten auf der Überfahrt von Libyen erhalten. Die Schlauch- oder Fischerboote seien gefährlich überladen gewesen und hätten vielfach keine Rettungseinrichtungen an Bord gehabt.
An dem Rettungseinsatz nahmen demnach Schiffe der italienischen Küstenwache, der Marine und des Zolls sowie Schiffe der norwegischen und der irischen Marine teil. Berichte über Opfer lagen nicht vor.
Die Küstenwache erklärte, da sie vorläufig keine Kapazitäten mehr frei habe, seien Handelsschiffe gebeten worden, weiteren Flüchtlingsbooten zu Hilfe zu kommen. Die geretteten Migranten sollen in süditalienischen Häfen an Land gebracht werden. Mit ihnen steigt die Zahl Flüchtlinge, die seit Jahresbeginn die italienische Küste erreichte, auf 108.000. Italien klagt seit langem, dass die anderen EU-Staaten es in der Flüchtlingskrise alleinlassen, doch reist ein Großteil der Migranten weiter nach Mittel- und Nordeuropa.
"Völkerwanderung" beginnt
Der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer bezeichnet die wachsende Zahl von Flüchtlingen als "Völkerwanderung". "Wir haben es hier mit einer großen Völkerwanderung zu tun. Das kann doch niemand mehr bestreiten", sagte der CSU-Politiker dem ZDF. "Wir gehen jetzt auf eine Million Flüchtlinge zu, und daneben kommt noch eine weitere Million ganz legal aus der Europäischen Union mit ganz normalen Genehmigungen aus den Drittstaaten."
Frank-Walter Steinmeier und Sigmar Gabriel forderten indes in der "FAS" einen Asyl-Kodex, der Flüchtlingen einen in der gesamten EU gültigen Asylstatus garantiere.
Quelle: ntv.de, rpe/AFP/dpa