Kampfjets haben das gleiche Ziel Auch mit dem Iran müssen die USA reden
03.12.2014, 13:13 Uhr
Der iranische Präsident Hassan Ruhani muss sich zumindest rhetorisch immer scharf von den USA abgrenzen.
(Foto: REUTERS)
Der Islamische Staat hat viele Feinde, einige davon sind untereinander selbst verfeindet. So behaupten Iran und USA, ihre Luftschläge nicht miteinander abzustimmen. Das wäre unverantwortlich.
Seit die USA sich entschlossen haben, Bomben auf Stellungen des IS zu werfen, quälen sie sich mit einem Problem: Indem sie den Feind bekämpfen, stärken sie andere Feinde. Insbesondere profitiert der syrische Diktator Baschar al-Assad, weil auch ihm daran gelegen ist, den Vormarsch des IS zu stoppen. Ebenso der Iran: Das schiitisch geführte Land unterstützt die ebenfalls schiitisch geführte Regierung des Irak darin, die sunnitischen Islamisten zu bekämpfen – wie auch die USA es tun. In der irakischen Armee treffen sich Soldaten, die von den Iranern geschult wurden und solche, die von den USA das Kämpfen lernten.
Trotzdem behaupten beide Staaten nachdrücklich, dass sie sich nicht miteinander abstimmen. Das ist eigentlich absurd: Warum sollte man sich nicht auf eine gemeinsame Strategie einigen, wenn man ganz ähnliche Ziele hat? Dem Kampf gegen den IS könnte da nur helfen. Doch die Innenpolitik zwingt beide Staaten dazu, rhetorisch scharf zu bleiben: Der demokratische Präsident in den USA würde den Republikanern zu viel Angriffsfläche bieten, wenn er gemeinsame Sache mit Teheran macht. Und auch der gemäßigte Präsident des Iran kann seinem Volk nicht zu eilig eine Kehrtwende im Verhältnis zu den USA verkaufen, die in Teheran noch immer als Ausgeburt des Bösen dargestellt werden.
Doch nun greift der Iran offenbar zu härteren Mitteln gegen den IS. Zur Ausbildung von Soldaten kommen direkte Luftschläge. Das Dementi, das die iranische Nachrichtenagentur Fars verbreitet, ist in Wirklichkeit eine Bestätigung: Als "vollkommen unwahr" werden Behauptungen zurückgewiesen, iranische Kampflugzeuge hätten IS-Stellungen bombardiert "in Kooperation oder Koordination mit der US-geführten Koalition gegen den Islamischen Staat". Bombardierungen ohne eine solche Abstimmung hat es also mit ziemlicher Sicherheit gegeben.
Pragmatische Lösung in Syrien
Und wenn es tatsächlich keine Abstimmung hab, dann muss das bald nachgeholt werden. Es sollte nicht so weit kommen, dass sich amerikanische und iranische Jets in der Luft zu nahe kommen. Ganz unabhängig voneinander agieren Iran und USA jedoch wohl schon jetzt nicht. "Wir stimmen uns bei unseren Missionen mit der irakischen Regierung ab", sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums. "Es hat sich nichts an unserer Politik geändert, militärische Aktionen nicht mit den Iranern abzustimmen." Es wird also wahrscheinlich über Bande gespielt: Die USA und der Iran melden ihre Luftschläge jeweils dem Irak und der sorgt dafür, dass es nicht zu Problemen kommt.
Diese Form der Abstimmung ist das mindeste, was es in einem solchen Krieg braucht – auch wenn man dabei de facto mit Ländern kooperiert, die man eigentlich zu seinen Feinden zählt.
Noch schwieriger ist die Kommunikation in Syrien: Die Allianz der USA wirft Bomben auf syrisches Gebiet, ohne sich offiziell mit der Assad-Regierung abzustimmen, die auch selbst Luftschläge fliegt. Doch hier hat sich eine erstaunlich simple und pragmatische Lösung gefunden: Die Syrer greifen vor allem am Morgen an, die Koalition schlägt erst am Nachmittag zu.
Quelle: ntv.de