US-Botschafterin verliert Posten Der König ruft und Trump folgt
01.09.2017, 15:11 Uhr
Kurz nach Amtsantritt zog Donald Trump Alice Wells aus Jordanien zurück.
(Foto: AP)
Im März versetzt Donald Trump die amerikanische Botschafterin in Jordanien - weil der König es wünscht. Die Episode stellt die diplomatische Arbeit der Trump-Regierung in Frage.
Nur wenige Monate nach seinem Amtsantritt hat US-Präsident Donald Trump die US-Botschafterin in Jordanien abgezogen - und das, obwohl es keine Anzeichen für falsches Verhalten der Diplomatin gab. Warum? Weil Jordaniens König Abdullah II. sich beschwert hat.
Wie "Foreign Policy" berichtet, hat der König bereits Barack Obama dazu bringen wollen, die Botschafterin Alice Wells zurückzuziehen. Jedoch ließ dieser nicht mit sich reden. Beamte der amerikanischen Regierung sagen demnach, dass Abdullah II. von Beginn an ein schwieriges Verhältnis zu Wells hatte. Das ging so weit, dass er sie von Treffen mit amerikanischen Generälen ausschließen wollte. "Sie bekam all seine Unzufriedenheit mit uns ab", sagt ein Funktionär dem Magazin.
Dass Wells zurückbeordert wurde, wirft Fragen auf, wie die Regierung von Donald Trump zur diplomatischen Vertretung Amerikas im Ausland steht. US-Diplomaten zufolge sei es "äußerst unüblich", dass die amerikanische Regierung klein beigibt, wenn sich eine Regierung oder ein Staatsoberhaupt über die diplomatische Vertretung Amerikas aufregt. Der Fall Wells rückt die Trump-Regierung damit in eher unvorteilhaftes Licht.
Gespaltenes Verhältnis
Jordaniens König hat ein gespaltenes Verhältnis zu den USA. Auf der einen Seite liefern die Vereinigten Staaten große Mengen an militärischer und ökonomischer Hilfe an den Staat. 2016 beliefen sich die Zahlungen auf 1,6 Milliarden Dollar. Auf der anderen Seite lehnt die Regierung in Amman die amerikanischen Bemühungen um ein nukleares Abkommen mit dem Iran ab.
Ein weiteres Problem hatte Abdullah II. offenbar damit, wie sich die USA verhalten haben, als im Dezember 2014 ein jordanischer Kampfpilot über Syrien abgeschossen und von Anhängern des so genannten Islamischen Staates bei lebendigem Leib verbrannt worden war. "Ich glaube, aus seiner Sicht haben die USA nicht die Rolle in der Rettung gespielt, die sie hätten spielen können", erläutert der Funktionär in "Foreign Policy".
Trotz seiner vergleichsweise liberalen Einstellung schien der König sich, wie auch viele andere Staatsmänner in der Region, zudem daran gestört zu haben, mit einer Frau verhandeln zu müssen. Dass Wells eine offenbar talentierte Diplomatin war, änderte daran nichts.
Eine aktive und engagierte Botschafterin
Die in Beirut geborene Wells steht seit 28 Jahren im Auswärtigen Dienst der Vereinigten Staaten. Sie gilt als Expertin für Russland und war bereits in Islamabad, Neu Delhi, Moskau, Riad und Duschanbe stationiert. Daneben assistierte sie Hillary Clinton in deren Zeit als Staatssekretärin und unterstand Obama als Beraterin für Russland und Zentralasien. Nach ihrer Rückkehr aus Jordanien ernannte das Außenministerium sie zur Staatssekretärin für Süd- und Zentralasiatische Angelegenheiten.
"Dass es ihr erster Posten als Botschafterin war, hat man ihr nicht angemerkt", schreibt der palästinensische Journalist Daoud Kuttab in "The Jordan Times". "Sie war die aktivste und engagierteste Botschafterin, an die man sich hier erinnern kann." Kuttab nach wurde Wells aber auch stark dafür kritisiert, an einer LGBT-Veranstaltung teilgenommen zu haben. Die Islamische Aktionsfront, der politische Zweig der Muslimbruderschaft, und Mitglieder des jordanischen Parlaments verurteilten ihr Auftreten.
Wenig Interesse an Diplomatie
Für gewöhnlich bleiben amerikanische Botschafter drei Jahre im Amt. Bei schwierigen Posten, also von Krieg erschütterten Ländern wie der Irak oder Afghanistan, kann die Dienstperiode auch kürzer sein. Alice Wells verließ ihren Posten im März, obwohl sie eigentlich noch bis Juni oder Juli die Botschaft in Amman leiten sollte.
Obgleich Trump zu Beginn seiner Amtszeit einen diplomatischen Rundumschlag hingelegt hat, stellt Alice Wells einen Sonderfall dar. Damals enthob der Präsident sämtliche von Obama entsandten Botschafter ihrer Stellung. Bis zum 20. Januar sollten sie zurückgetreten sein. Unter den entlassenen Botschaftern war auch John Emerson, seit 2013 amerikanischer Botschafter in Berlin. Wells war von diesem Schritt aber nicht betroffen. Bei ihr handelt es sich nicht um eine politisch besetzte, sondern um eine Karrierebotschafterin. Im Gegensatz zu den anderen Versetzungen, die gewissermaßen einen Neuanfang nach der Obama-Ära markieren sollen, handelte Trump bei Wells laut "Foreign Policy" auf Bitte des jordanischen Königs.
Die Trump-Regierung legt offensichtlich grundsätzlich wenig Wert auf Diplomatie. Das Weiße Haus untergräbt das Außenministerium mit großen Umstrukturierungen. Unter anderem ordnete Außenminister Rex Tillerson gekürzte Budgets und Einstellungssperren an.
Als Trump nach Amtsantritt die Obama-Botschafter feuerte, hatte er nicht einmal für wichtige Verbündete wie Japan, das Vereinigte Königreich oder Deutschland Ersatz parat. Das brachte ihm eine Menge Kritik ein. Der Posten in London wurde erst Ende August besetzt, ein Nachfolger für den ehemaligen Berliner Botschafter Emerson im Juli nominiert.
Quelle: ntv.de, pzi