Ungarn-Zaun verzögert Einreise Deutschland bereitet sich auf Andrang vor
17.09.2015, 12:04 Uhr
In Kroatien warten Tausende auf ihre Weiterreise nach Serbien und von dort nach Österreich und Deutschland.
(Foto: imago/Pixsell)
Die Abschottung Ungarns kann die Flüchtlinge auf ihrem Weg nach Norden nur kurzzeitig aufhalten. Die Österreicher registrieren zurzeit zwar lediglich eine Handvoll Neuankömmlinge, doch schon in den nächsten Stunden werden Tausende erwartet.
Nach der Unterbrechung der sogenannten Balkanroute über Ungarn haben in der Nacht zum Donnerstag kaum weitere Flüchtlinge die Grenze zu Österreich überquert. Lediglich eine Handvoll Menschen sei angekommen, teilten die Behörden mit. Sowohl an der Ost-Grenze zu Ungarn als auch an der südlichen Grenze zu Slowenien sei die Lage derzeit ruhig, hieß es. Das Land stellt sich jedoch bereits auf einen neuen Flüchtlingsandrang aus Slowenien ein.
Derweil kommen immer mehr Flüchtlinge nach Kroatien. Die Polizei meldete allein an diesem Donnerstag die Ankunft von 5650 Menschen. Am Mittwochabend hatte sie noch von rund 1500 Flüchtlingen gesprochen. Auch das Rote Kreuz teilte am Morgen mit, allein in den vergangenen 24 Stunden seien mehrere Tausend ins Land gekommen, besonders viele seien über Nacht gekommen. Derzeit bahnen sich immer mehr Flüchtlinge durch das EU-Land Kroatien ihren Weg nach Westeuropa, nachdem die ungarisch-serbische Grenze geschlossen worden war.
Bundespolizei greift Illegale auf
Die Zahl der illegal nach Deutschland eingereisten Flüchtlinge hat sich am Mittwoch gegenüber dem Vortag verdoppelt. Nach Angaben der Bundespolizei in Potsdam wurden 7266 unerlaubte Grenzübertritte registriert. Ein Sprecher sagte n-tv.de, "dabei handelt sich meist um Personen, die an der deutsch-österreichischen Grenze ohne gültige Ausweispapiere" angetroffen wurden. Über ihren Status sage das allerdings nichts aus, der müsse jetzt überprüft werden. Viele Flüchtlinge haben ihre Ausweise auf der anstrengenden Reise tatsächlich verloren, andere geben indes vor, aus Syrien zu stammen und dadurch schneller und unkomplizierter Asyl in Deutschland zu erhalten.
Knapp 180 Flüchtlinge waren nach Polizeiangaben aus einem Sonderzug von München nach Berlin gesprungen. Mehrfach hätten Flüchtlinge auf der Strecke die Notbremse des Intercitys gezogen, sagte Bundespolizei-Sprecher Jens Schobranski. Ganze Gruppen von Menschen hätten dann den Zug verlassen. Von 518 angekündigten Menschen kamen laut Schobranski am Dienstag nur 339 am Bahnhof Berlin-Schönefeld am südöstlichen Stadtrand der Hauptstadt an, 179 fehlten. Die Notbremsungen seien in Sachsen und Sachsen-Anhalt erfolgt, hieß es. Möglicherweise wollen die Menschen in Berlin nicht offiziell registriert werden. Bekannt ist, dass ein Teil der Flüchtlinge und Einwanderer eigentlich nach Schweden und in andere skandinavische Länder will und deswegen die Registrierung als Asylbewerber in Deutschland umgehen möchte.
Kroatien erwartet Zuwendung
Unterdessen schlug der kroatische Innenminister Ranko Ostojic Alarm. Die Polizei habe die Grenzen zwar unter Kontrolle. "Wenn aber die Flüchtlinge weiter in großer Zahl aus Serbien kommen, müssen wir über andere Wege nachdenken, mit der Situation umzugehen." Näher äußerte er sich nicht, brachte aber ein größeres EU-Engagement auf einem früheren Abschnitt der Flüchtlingsrouten ins Gespräch. Kroatien hat erklärt, Tausende, aber nicht Zehntausende Flüchtlinge bewältigen zu können.
Quelle: ntv.de, ppo/AFP/dpa/rts