Politik

Zweifel am Sinn von Bomben Experten fordern Bodentruppen gegen IS

Seit 60 Tagen bombardiert die US-geführte Allianz den IS - die Bilanz fällt mager aus.

Seit 60 Tagen bombardiert die US-geführte Allianz den IS - die Bilanz fällt mager aus.

(Foto: dpa)

Die Bomben gegen die IS-Dschihadisten haben diese nicht wirklich gestoppt. In den USA werden nun Zweifel darüber laut, ob Luftangriffe ohne Bodentruppen überhaupt sinnvoll sind. Denn oft sind die Folgen ganz andere als gedacht.

Als Jen Psaki zuletzt gefragt wurde, wo genau die USA im Krieg gegen den Islamischen Staat eigentlich Geländegewinne verbucht haben, geriet die US-Außenamtssprecherin ins Stottern. "Einen Moment. Entschuldigung, ich werde sie finden", sagte sie, und blätterte nervös in ihren Unterlagen. "Bedeutet das, es gibt keine?", fragte ein Reporter - und erntete Gelächter. Doch die Lage ist weitaus ernster: Wollen die USA und ihre Verbündeten die Terrormiliz IS nicht in die Knie zwingen, oder können sie es nicht?

Seit etwa 60 Tagen werfen die USA nun Bomben über dem Irak und dem benachbarten Syrien ab. Und wenngleich der gefährlich rasche Vormarsch des IS etwas verlangsamt wurde, ist die insgesamt zaghaft wirkende Operation alles andere als ein Erfolg. In der nordsyrischen Stadt Kobane droht ein Massaker der Dschihadisten an den belagerten Kurden. Die "Los Angeles Times" spricht schon jetzt von einer "offenkundigen Niederlage".

Glaubt man Militärstrategen und den Analysten der Thinktanks in Washington, haben sich die Extremisten tatsächlich sehr schnell auf die Luftangriffe der USA und ihrer Verbündeten eingestellt. Und schon vor Beginn der Angriffe im Irak Anfang August und Ende September im benachbarten Syrien war im Pentagon und in Militärkreisen umstritten, was Kampfjets, Bomber, Drohnen und Tomahawk-Marschflugkörper gegen die schätzungsweise bis zu 30.000 IS-Kämpfer anrichten können, die in der Region einen Gottesstaat errichten wollen.

IS passt sich einfach an

Weil mangels Spezialtruppen auf syrischem Boden wichtige Erkenntnisse fehlen, um IS-Anführer gezielt zu töten, soll die Organisation als Ganzes unter Druck gesetzt werden. Das heißt: Es braucht Angriffe auf Hauptquartiere, Trainingslager, Ölraffinerien und Kommandozentren, zugleich aber auf Waffenlager, bewaffnete Fahrzeuge, Kampfpositionen. "Während einige denken mögen, dass dies IS lähmen wird, glauben die meisten militärischen Anführer das nicht", schreibt Hinote.

Vielmehr passe IS sich an, indem Hauptquartiere geräumt, Truppen zerstreut und neue Möglichkeiten für Training und Nachschub gefunden würden. Auch Pentagon-Sprecher John Kirby sagt, die Extremisten hätten sich verteilt, versteckten sich in der Bevölkerung und kommunizierten anders. Immerhin könnten sie nun nicht mehr ganz so frei agieren.

Bestmögliches Ende ist kein Happy End

Doch für durchschlagende militärische Erfolge braucht es nach Einschätzung vieler Experten eine zumindest begrenzte Zahl von US-Truppen am Boden, die Ziele identifizieren, markieren und damit die Luftangriffe präzise ausrichten. Diesen Job können Aufnahmen von Überwachungsflügen und Satellitenbilder einfach nicht ersetzen. "Präsidenten der Vereinigten Staaten müssen alle Optionen auf dem Tisch lassen", kritisierte der frühere Verteidigungsminister und CIA-Direktor Leon Panetta. Dazu gehörten auch Soldaten am Boden. Er fürchtet schon jetzt, dass die Bedrohung durch den IS sich ausbreiten könnte, etwa auf Nigeria, Somalia, Jemen und Libyen. "Ich denke, wir blicken so etwas wie einer Art 30-jährigem Krieg entgegen."

Doch weil ein Strategiewechsel der USA nicht in Sicht scheint, steuert US-Präsident Barack Obama in dem Konflikt auf eine äußerst gefährliche Lage zu. James Jeffrey, ehemaliger US-Botschafter im Irak, beschreibt das bestmögliche End-Szenario so, dass IS ähnlich wie Al-Kaida auf eine Gruppe von Terrorzellen mit begrenztem politischen und militärischem Einfluss reduziert wird. Doch so wie sich Al-Kaida unmöglich auf der Stelle zerstören lässt, ist es auch mit IS, sagt Jeffrey.

Quelle: ntv.de, Johannes Schmitt-Tegge, dpa

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