Einladung zu FN-Parteitag Front National kokettiert mit Frauke Petry
13.05.2016, 15:26 Uhr
Im Europaparlament üben AfD und FN bereits den Schulterschluss: Der Abgeordnete Marcus Pretzell wechselte in die ENF-Fraktion unter der Leitung von Marine Le Pen.
(Foto: dpa)
Geht es nach dem Front National, soll die rechtsnationale Partei aus Frankreich in Zukunft enger mit der AfD kooperieren. Den Auftakt soll eine Einladung Frauke Petrys zum Parteitag bilden - das gilt innerhalb der Partei aber als höchst umstritten.
Die rechtsnationale Front National (FN) aus Frankreich wünscht sich eine engere Kooperation mit der AfD. Er wolle AfD-Chefin Frauke Petry zu einem Gespräch sowie zum Besuch des nächsten FN-Parteitags einladen, sagte der Delegationsleiter der FN im Europaparlament, Edouard Ferrand, dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel". Als Begründung für die Einladung nannte er die gemeinsamen Interessen beider Parteien.
Der thüringische AfD-Landeschef und Rechtsaußen Björn Höcke hatte sich kürzlich für ein Treffen Petrys mit der FN-Vorsitzenden Marine Le Pen stark gemacht. Andere Mitglieder der AfD-Spitze sehen dies kritisch und fürchten, dadurch in die rechtsextreme Ecke gerückt zu werden. Während Co-Parteichef Jörg Meuthen Vorbehalte gegen den FN hat, forderte der Thüringer AfD-Landeschef Björn Höcke auszuloten, ob es Gemeinsamkeiten gebe. Auch AfD-Vize Alexander Gauland hatte ein "Zusammenwirken" mit dem FN nicht ausgeschlossen, sprach sich aber gegen ein Treffen aus: "Ich würde es zum Beispiel nicht für sinnvoll halten, jetzt ein symbolträchtiges Treffen zwischen (den Parteichefinnen) Marine Le Pen und Frauke Petry zu organisieren", sagte Gauland.
"Beachtliche" Entwicklung des FN
Im "Spiegel" forderte nun auch der bayerische AfD-Landeschef Petr Bystron eine engere Zusammenarbeit mit der FN. "Selbstverständlich" sollten AfD-Vertreter wie Petry gemeinsame Schnittmengen mit der FN erkunden, sagte er. Die französische Rechte habe sich "sehr beachtlich entwickelt".
Der FN-Politiker Ferrand nannte den Wechsel des AfD-Europaabgeordneten Marcus Pretzell in die antieuropäische ENF-Fraktion einen "Riesenerfolg". Pretzell sei "ein wichtiges Werkzeug im Kampf gegen die EU und gegen Madame Merkel", sagte der stellvertretende ENF-Fraktionschef. Pretzell hatte seinen Wechsel zur ENF auf dem AfD-Parteitag vor zwei Wochen angekündigt.
In der vor knapp einem Jahr gegründeten Fraktion "Europa der Nationen und der Freiheiten" (ENF) sammeln sich Rechtspopulisten und Rechtsextreme. Gemeinsame Vorsitzende sind Marine Le Pen und Marcel de Graaff von der rechtspopulistischen niederländischen Freiheitspartei (PVV).
Pretzell war im April aus der Fraktion der Europäischen Konservativen und Reformer (EKR) ausgeschlossen worden. Die zweite AfD-Europaabgeordnete, Beatrix von Storch, war ihrem Rauswurf zuvorgekommen und zur Fraktion "Europa der Freiheit und der direkten Demokratie" (EFDD) um den britischen Europagegner Nigel Farage gewechselt. Auslöser für den Ausschluss waren unter anderem Äußerungen von Storchs zum Gebrauch von Schusswaffen gegen Flüchtlinge.
Quelle: ntv.de, jgu/rts/AFP/dpa