"Sollten Spielen fernbleiben" Grünen-Chefin will politischen WM-Boykott
13.05.2018, 12:16 Uhr
Die Bundesregierung müsse "klipp und klar deutlich machen, dass die Verweigerung der Einreise für kritische Journalisten nicht akzeptabel ist", sagt Annalena Baerbock.
(Foto: imago/Rolf Zöllner)
Viele deutsche Politiker ärgern sich über das Einreiseverbot für den Dopingexperten Hajo Seppelt vor der Fußball-WM in Russland. Grünen-Chef Annalena Baerbock fordert eine scharfe Reaktion.
Grünen-Chefin Annalena Baerbock hat die Bundesregierung aufgefordert, eine Einreisegenehmigung für den von Russland abgewiesenen ARD-Dopingexperten Hajo Seppelt zu erwirken. Die Bundesregierung müsse "klipp und klar deutlich machen, dass die Verweigerung der Einreise für kritische Journalisten nicht akzeptabel ist", und dafür sorgen, dass Russland diese Entscheidung zurücknehme, sagte Baerbock der "Welt am Sonntag".
Der Vorfall sei zudem "ein Grund mehr, dass deutsche Regierungsvertreter den Spielen fernbleiben sollten". Baerbock sagte, deutsche Regierungsvertreter könnten "nicht einfach bei den WM-Spielen nett neben russischen Regierungsvertretern auf der VIP-Tribüne jubeln, während Journalisten ausgesperrt sind und das Regime die eigene Bevölkerung bei Demos willkürlich verhaftet".
Ähnlich kritisch äußerten sich Vertreter von CDU und FDP. Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag, Norbert Röttgen, forderte Russland auf, das Einreiseverbot für Seppelt aufzuheben. "Russland sollte die Verweigerung des Visums für Herrn Seppelt korrigieren", sagte Röttgen dem "Tagesspiegel" aus Berlin Es entstehe sonst "der begründete Verdacht, dass Russland entweder etwas zu verbergen oder ein Problem mit Transparenz und Fairplay im Sport hat oder beides".
Russland stellte Rechtshilfeersuchen
FDP-Vorstandsmitglied Alexander Graf Lambsdorff sagte im Interview mit n-tv.de: "Die Bundesregierung darf einen Frontalangriff auf die Pressefreiheit nicht unkommentiert lassen. Deshalb muss Außenminister Maas unverzüglich den russischen Botschafter einbestellen. Gleichzeitig ist klar, dass auch die Fifa verpflichtet ist, sich für Pressefreiheit und freie Berichterstattung einzusetzen.
Seppelts Film "Geheimsache Doping: Wie Russland seine Sieger macht" hatte die Aufdeckung des russischen Dopingskandals zur Folge. Dem Journalisten wurde nun das bereits ausgestellte Visum für die Einreise zur Fußball-WM entzogen. Die Fußball-WM findet vom 14. Juni bis zum 15. Juli in Russland statt.
Russland hat nach Informationen des Sport-Information-Dienst in einem internationalen Rechtshilfeersuchen an das Bundesamt für Justiz im Jahr 2017 detaillierte Informationen über den ARD-Dopingexperten Hajo Seppelt angefordert. Das Ersuchen wurde von der Bundesoberbehörde im Geschäftsbereich des Bundesjustizministeriums, das damals noch vom heutigen Außenminister Heiko Maas geleitet wurde, abgelehnt.
Quelle: ntv.de, cro/AFP/sid