May kündigt Anti-Terror-Kampf an IS bekennt sich zu Anschlag von London
04.06.2017, 23:58 Uhr
Ein LKW fuhr am Samstagabend auf der London Bridge in eine Menschenmenge.
(Foto: AP)
Mindestens sieben Menschen sterben bei Attentaten in London. Nun steht fest, wer dafür verantwortlich ist: Der Islamische Staat veröffentlicht ein Bekennerschreiben, in dem er die Tat für sich reklamiert.
Die Extremistenmiliz Islamischer Staat (IS) reklamiert den Anschlag von London mit mindestens sieben Toten für sich. Über sein Sprachrohr Amak teilte der IS mit: "Eine Einheit von IS-Kämpfern hat den gestrigen Angriff in London ausgeführt." Das Schreiben konnte zunächst nicht auf Echtheit überprüft werden. Es wurde aber über für den IS üblichen Kanäle und in der üblichen Form verbreitet.
Zuvor hatte die Polizei im Zusammenhang mit dem Terrorattentat vier Objekte durchsucht. Sie nahm zwölf Menschen fest und verstärkte ihre Präsenz. Elf Menschen befinden sich noch in Gewahrsam, teilte Großbritanniens Anti-Terror-Chef Mark Rowley mit. Ein 55-Jähriger sei wieder freigelassen worden. Damit hielt die Polizei den Angaben zufolge noch sieben Frauen im Alter von 19 bis 60 Jahren und vier Männer im Alter von 27 bis 55 Jahren fest. Rowley kündigte an, dass die Identitäten der drei Attentäter veröffentlicht würden, sobald dies ermittlungstaktisch möglich sei. Zugleich stellte er in Aussicht, dass einige der Absperrungen rund um die London Bridge am Montagmorgen aufgehoben werden könnten.
Die britische Premierministerin Theresa May hat indes eine härtere Gangart im Anti-Terror-Kampf angekündigt. "Jetzt reicht's", sagte May. Wenige Tage vor der Parlamentswahl stellte sie einen Vier-Punkte-Plan zur Bekämpfung des Terrorismus sowie des islamischen Extremismus vor. "Wir können und wir dürfen nicht so tun, als ob alles einfach so weitergehen könnte. Etwas muss sich ändern", sagte die Regierungschefin. "Wir müssen viel stärker daran arbeiten, ihn zu erkennen und ihn aus dem öffentlichen Dienst und der Gesellschaft auszurotten." Mit dem Begriff öffentlicher Dienst" spricht May vermutlich das Schulwesen an. Es gebe "viel zuviel Toleranz für Extremismus in unserem Land", sagte sie.
Stärkere Überwachung von Internet und Onlinediensten
May drang zudem auf eine bessere Überwachung und Regulierung des Internets und von Messenger-Diensten. Extremisten dürften dort keine Rückzugsorte mehr finden. Sie betonte, dafür brauche es internationale Vereinbarungen. Am Donnerstag wählen die Briten ein neues Parlament.
Bei dem Angriff wurden neben den Todesopfern etwa 50 Menschen verletzt - unter ihnen nach Angaben von Bundesinnenminister Thomas de Maizière zwei Deutsche. Im Zentrum Londons hatten drei Angreifer am Samstagabend Menschen mit einem Lieferwagen und langen Messern attackiert. Sie wurden von Polizisten erschossen - vom Notruf bis zu ihrer Tötung vergingen acht Minuten. Es war das dritte Attentat binnen drei Monaten in dem Land. Das vorherige liegt gerade einmal zwei Wochen zurück: In Manchester hatte am 22. Mai ein Selbstmordattentäter nach einem Auftritt der US-Sängerin Ariana Grande 22 Menschen mit in den Tod gerissen.
Bei einem Benefizkonzert in der nordenglischen Stadt gedachte Grande am Sonntagabend gemeinsam mit Kollegen wie Katy Perry, Miley Cyrus, Coldplay und Justin Bieber sowie 50.000 Zuhörern der Opfer dieses Anschlags. Zusammen wollten sie ein Zeichen gegen den Terror setzen. Das Konzert stand unter dem Motto "One Love Manchester".
Londons Bürgermeister Sadiq Khan rief für Montagabend zu einer Mahnwache im Potters Fields Park auf, um der Opfer des Anschlags zu gedenken. Die Grünfläche liegt direkt am Rathaus an der Themse und unweit der London Bridge, auf der die Terrorattacke am Samstagabend begonnen hatte. Als Zeichen der Solidarität mit London und seinen Bewohnern wurde in Berlin das Brandenburger Tor mit dem "Union Jack", der britischen Flagge, angestrahlt.
Quelle: ntv.de, lsc/dpa/rts