Moskau dementiert IS brüstet sich mit Flugzeugabschuss
14.04.2016, 16:16 Uhr
Ein russischer Kampfjet über Syrien.
(Foto: REUTERS)
Angeblich schießt der IS einen russischen Kampfjet über Rakka ab und nimmt zwei Piloten gefangen. Doch Russland bestreitet das. Für den Islamischen Staat wäre der Abschuss in der Tat ein großer Erfolg. Aber entspricht die Behauptung der Wahrheit?
Sollte ein Bericht syrischer Aktivisten sich als wahr herausstellen, wäre dem Islamischen Staat (IS) in Syrien ein Coup im Krieg gegen die internationale Koalition gelungen. Doch vieles ist undurchsichtig. Wie das Netzwerk "Raqqa is being slaughtered silently" (RIBSS; Rakka wird leise geschlachtet) meldet, brüstet sich der IS mit dem Abschuss eines russischen Kampfjets nahe der syrischen IS-Hochburg Rakka.
Die Aktivisten berufen sich auf IS-nahe Twitteraccounts, laut denen zwei Piloten des Flugzeugs lebend gefangengenommen worden seien. Sie berichteten zuvor von Luftschlägen auf Rakka, bei denen Zivilisten ums Leben gekommen waren. Die Gruppe veröffentlichte entsprechende Fotos auf ihrer Facebookseite. Mehrere arabische und englischsprachige Nachrichtenseiten griffen den Bericht über den Abschuss auf.
Die russische Nachrichtenseite Tass meldete Stunden später, der Bericht sei unwahr. Es handele sich um eine Provokation. Das RIBSS-Netzwerk, das den Abschuss gemeldet hatte, besteht aus heimlichen Aktivisten in Rakka und deren Partnern außerhalb Syriens. Sie wurden in diesem Jahr für den Online-Bürgerjournalistenpreis "The Bobs" nominiert.
Der Fall erinnert an den Abschuss eines jordanischen Kampfflugzeugs im Dezember 2014 über Syrien. Damals war es dem IS gelungen die tieffliegende Maschine mit einer Bodenrakete abzuschießen. Der Pilot war daraufhin in der Stadt und vor laufenden Kameras bei lebendigem Leib in einem Käfig verbrannt worden.
Rakka ist die wichtigste Stadt für den IS in Syrien. Die Terrormiliz herrscht dort am längsten und hat in der Stadt einen Staat im Staate aufgebaut. Die Bevölkerung muss übertrieben strenge Regeln der Dschihadisten befolgen, regelmäßig finden öffentliche Hinrichtungen zur Abschreckung statt.
Syrische Regierungstruppen, die USA und Russland haben die heimliche Hauptstadt des selbsternannten Kalifats inzwischen ins Visier genommen. Russland und die USA kooperieren hier erstmals. Der IS ist in seinem seit 2014 immer weiter vergrößerten Herrschaftsgebiet in der Defensive. Möglich ist es deshalb auch, dass IS-Mitglieder mithilfe der Abschuss-Meldung einen militärischen Erfolg vortäuschen wollten.
Quelle: ntv.de, nsc