In Foltergefängnis festgehalten IS hat offenbar zwei deutsche Geiseln
07.09.2014, 12:20 Uhr
Der IS lockt zahlreiche Kämpfer aus dem Westen an.
(Foto: dpa)
Sie kamen, um für die Terrormiliz IS zu kämpfen. Doch dann zeigten sich zwei deutsche Salafisten offenbar enttäuscht und wollten nach Deutschland zurückkehren. Für IS-Terroristen gilt dies als Verrat, den sie nicht dulden können.
Die Dschihadistengruppe Islamischer Staat (IS) soll einem Bericht zufolge zwei Deutsche in ihrer Gewalt halten. Bei den Geiseln handele es sich laut Sicherheitsbehörden um frühere Salafisten, die geschockt durch die Gräueltaten des IS in die Bundesrepublik zurückkehren wollten, berichtet das Magazin "Focus". Die Deutschen sollen demnach zusammen mit fünf Briten, drei Franzosen und zwei Belgiern in einem Folter-Gefängnis in der syrischen Stadt Rakka festgehalten werden.
Weitere Häftlinge stammen dem Bericht zufolge aus arabischen und asiatischen Ländern. In den Augen des IS gelten sie laut "Focus" als Verräter, die den Tod verdient hätten. Nach Informationen des Magazins gehen die Terrorfahnder inzwischen von 500 Islamisten aus, die von Deutschland nach Syrien gereist sind. 40 von ihnen seien bei den Kämpfen in der Region getötet worden.
Dass sich Dschihadkämpfer von den Gräueln im Krieg entsetzt zeigen, ist offenbar kein Einzelfall. Gerade erst berichtete die "Times" von Kämpfern aus England, die um Wiederaufnahme in ihre Heimat baten. Sie hätten sich enttäuscht gezeigt, weil sie ursprünglich nach Syrien gezogen seien, um gegen Machthaber Baschar al-Assad zu kämpfen. Dann aber hätten sie sich im Kampf mit rivalisierenden Gruppen wiedergefunden.
Türkische Grenzer entdecken Pipelines
Laut "Focus" finanziert sich der IS offenbar auch durch Schmuggel von Treibstoff aus Syrien in die Türkei. Nach Informationen des Magazins beschlagnahmten türkische Soldaten in den vergangenen Wochen tonnenweise Diesel und entdeckten fertig verlegte Kunststoff-Pipelines, mit denen der IS Treibstoff über die Grenze pumpt. Allein in der letzten Augustwoche konfiszierten die Grenzer demnach fast 13 Tonnen Diesel sowie eine zwei Kilometer lange Rohrleitung, die dem Schmuggel diente.
Das Erstarken des IS in der jüngsten Vergangenheit hat die deutschen Nachrichtendienste offenbar überrascht. Der Staatssekretär im Bundeskanzleramt und Beauftragte für die Nachrichtendienste des Bundes, Klaus-Dieter Fritsche, sagte der "Welt am Sonntag": "Die besondere Rolle, die der IS mittlerweile im Nordirak und in Syrien spielt, war nicht prognostizierbar."
Iran warnt
Der Iran sieht den IS inzwischen als große Gefahr für den gesamten Nahen Osten. "Das ist eine äußerst gefährliche Gruppe, die heute ihr Unwesen in Syrien und Irak treibt, morgen aber vielleicht in der ganzen Region", sagte Außenminister Mohammed Dschawad Sarif dem staatlichen Fernsehen.
Diesbezügliche Warnungen seines Landes während der Syrienkrise seien insbesondere von den USA ignoriert worden, sagte Scharif. Die Amerikaner hätten die von der IS-Miliz ausgehende Gefahr falsch eingeschätzt. Eine Zusammenarbeit mit den USA gegen die IS wollte Sarif nicht ausschließen. Er halte aber eine umfassende internationale Aktion gegen die Terrormiliz für eine effektivere Option.
Quelle: ntv.de, ghö/AFP