Politik

Schulz und Tsipras auf Lesbos Inselbewohner haben genug von Leichen

Schulz und Tsipras besuchten Flüchtlinge auf der Insel.

Schulz und Tsipras besuchten Flüchtlinge auf der Insel.

(Foto: REUTERS)

Den Besuch von EU-Parlamentspräsident Schulz nutzen die Bewohner von Lesbos dazu, ihren Frust über die EU-Politik zu zeigen. Die Insel ist überfüllt und jeden Tag kommen Leichen an. Für die Inselbewohner ist klar: Der Landweg muss geöffnet werden.

Der Präsident des Europaparlamentes, Martin Schulz, und der griechische Regierungschef Alexis Tsipras haben sich ein Bild von der dramatischen Lage der Flüchtlinge auf der Insel Lesbos gemacht. Unmittelbar nach ihrer Ankunft traf ein Boot voller Flüchtlinge aus der Türkei an einem Strand vor dem Hauptort Mytilini ein. Schulz und Tsipras hätten das genau beobachten können, berichteten Augenzeugen.

Aus Protest gegen das Flüchtlingsdrama in der Ägäis mit Hunderten Toten hatten Demonstranten das Rathaus von Mytilini besetzt. "Die Ägäis ist voll mit Leichen von Flüchtlingen", hieß es auf einem vom Balkon des Rathauses gehängten Transparent, wie Augenzeugen sagten.

Schulz und Tsipras besuchten anschließend das Registrierzentrum der Insel. Dort hatten sich Dutzende Demonstranten versammelt, die die Öffnung der Landesgrenze zwischen Griechenland und der Türkei am Fluss Evros (türkisch: Meriç) forderten, damit die Flüchtlinge nicht in den Meeresengen zwischen der Türkei und den griechischen Inseln ums Leben kommen.

Mehr als 80 Menschen in einer Woche ertrunken

In der Nacht ertranken unterdessen vor der weiter südlich gelegenen Insel Kos zwei Kinder. Die Leiche eines Kindes sei geborgen worden, die eines vermissten sechsjährigen Jungen werde noch gesucht. Das Boot, auf dem die Kinder saßen, war nur 250 Meter vor der rettenden Küste gekentert. 14 Menschen überlebten das Unglück.

Die Stimmung auf der Insel ist seit Anfang der Woche zusätzlich wegen eines Streiks der Seeleute äußerst angespannt. Weil keine Fähren fahren, sitzen geschätzt 15.000 Flüchtlinge im Hafen fest. Es kommt nach Augenzeugenberichten immer wieder zu Protesten. Die Migranten skandieren "Athen, Athen!" und wollen sofort zum Festland gebracht werden.

Seit Jahresbeginn kamen bereits 560.000 Flüchtlinge, darunter viele Syrer, über das Meer nach Griechenland. Hunderte Menschen starben beim Versuch der Überfahrt. Allein in der vergangenen Woche kamen zwischen der Türkei und Griechenland mehr als 80 Menschen ums Leben, darunter zahlreiche Kinder.

Quelle: ntv.de, nsc/dpa/AFP

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen