Politik

"Sein Erbe gibt uns Hoffnung" Israel trägt Peres zu Grabe

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Israels ehemaliger Präsident Schimon Peres wird in Jerusalem beerdigt. Unter den Trauergästen sind Staats- und Regierungschefs aus der ganzen Welt. Die bewegende Zeremonie bringt auch erbitterte Gegner zusammen.

Bei einer emotionalen Trauerfeier haben Gäste aus aller Welt in Jerusalem Abschied von Schimon Peres genommen. Regierungschef Benjamin Netanjahu würdigte den israelischen Altpräsidenten vor rund 3000 Teilnehmern als "einen der größten Anführer unseres Volkes". An der bewegenden Zeremonie nahm auch Palästinenserpräsident Mahmud Abbas teil. Er und Netanjahu gaben sich das erste Mal seit Langem wieder die Hand.

Peres habe sein Leben dem Kampf für eine Friedensregelung mit den Palästinensern gewidmet, sagte Netanjahu auf dem Herzl-Berg. "Es ist kein Geheimnis, dass wir politische Gegner waren, aber über die Jahre sind wir Freunde geworden, sogar enge Freunde", sagte der rechtsorientierte Ministerpräsident über den Friedensnobelpreisträger. "Er war ein großer Staatsmann. Israel trauert um ihn, die Welt trauert um ihn. Aber sein Erbe gibt uns Hoffnung."

Israels Staatspräsident Reuven Rivlin beschrieb Peres' Tod als "riesigen persönlichen und nationalen Verlust". Er bedeute das Ende der "Ära der Giganten". Aus Deutschland reiste Bundespräsident Joachim Gauck zu der Trauerfeier nach Jerusalem.

Kanzlerin Angela Merkel trug sich in der israelischen Botschaft in Berlin in ein Kondolenzbuch ein. "Ich bleibe dankbar für die Begegnungen mit diesem weisen, großherzigen und humorvollen Mann und für seinen Einsatz für die deutsch-israelischen Beziehungen nach dem Zivilisationsbruch der Shoah." Merkel fügte hinzu: "Er hat sich sein ganzes Leben für Frieden und Versöhnung eingesetzt und so den Menschen Hoffnung gegeben. Das ist sein Vermächtnis und unser Auftrag für die Zukunft."

Abbas und Netanjahu schütteln die die Hände

Vor der Begräbnis schüttelten sich Netanjahu und Palästinenserpräsident Mahmud Abbas lange die Hände. Seit dem Pariser Klimagipfel vor rund einem Jahr hatten sich beide Politiker nicht mehr die Hand gegeben. Die im Gazastreifen regierende radikalislamische Hamas hatte Abbas' Teilnahme an der Beerdigung in Jerusalem heftig kritisiert und Peres einen "Verbrecher" genannt. Die Friedensgespräche zwischen Israel und den Palästinensern liegen seit mehr als zwei Jahren brach, bisher konnten beide Politiker sich nicht auf ein klärendes Treffen einigen.

Seltene Begegnung: Abbas und Netanjahu.

Seltene Begegnung: Abbas und Netanjahu.

(Foto: AP)

Der ehemalige US-Präsident Bill Clinton hat Israels Altpräsidenten als Menschen gewürdigt, der Hoffnung spendete und Menschen zusammenbrachte. "Seine Kritiker haben ihn oft als naiven überoptimistischen Träumer bezeichnet. Sie lagen nur falsch mit dem naiven Teil", sagte Clinton bei der Trauerfeier. "Er war ein Diener des Volkes", so Clinton. Clinton war US-Präsident während der Friedensverhandlungen zwischen Israel und den Palästinensern in den 1990-er Jahren.

Obama: Friedensprozess muss weitergehen

Auch der amtierende US-Präsident Barack Obama gehörte zu den Trauergästen. Er rief dazu auf, die Friedensbemühungen im Nahen Osten forzusetzen. "Die Verantwortung liegt in den Händen der nächsten Generation Israels", sagte Obama. Peres habe begriffen: "Die Juden sind nicht dazu bestimmt, über ein anderes Volk zu herrschen", sagte Obama. Zugleich beklagte er, dass zu vielen jungen Arabern Hass beigebracht werde.

"Er hat verstanden, dass Palästinenser als Menschen gleichberechtigt sein und ein Recht zur Selbstbestimmung haben müssen", sagte Obama über Peres. "Ich glaube nicht, dass er naiv war." Peres habe auch verstanden, dass die Sicherheit Israels von einer Friedensregelung in der Region abhänge.

Peres' Sarg wurde zum Auftakt der Zeremonie von Militärangehörigen auf die Friedhofsanlage getragen. Ein Militärrabbiner rezitierte jüdische Trauergebete. Dem Sarg folgte die Familie von Peres mit Kindern, Enkeln und Urenkeln.

Der 93-jährige Friedensnobelpreisträger war am Mittwoch gestorben, zwei Wochen nach einem schweren Schlaganfall. Peres galt als Architekt der Friedensverträge zwischen den Israelis und den Palästinensern. Er wurde dafür 1994 gemeinsam mit dem damaligen israelischen Regierungschef Izchak Rabin und PLO-Chef Jassir Arafat mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.

Quelle: ntv.de, hul/dpa

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