Große Nachteile für Eurozone Juncker: Grexit verheerend für Griechen
13.06.2015, 14:58 Uhr![3pzx3518.jpg-preview2[1].jpg](https://www.n-tv.de/img/15296006-1483457523000/16-9/1136/3pzx3518.jpg)
EU-Kommissionspräsident Juncker warnt vor den dramatischen Folgen eines Euro-Ausstiegs für die Griechen und für den Rest der Eurozone. Die Lage sei sehr ernst. Der griechische Finanzminister Varoufakis glaubt jedoch an einen Bluff.
EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker hat vor "verheerenden Folgen" eines griechischen Austritts aus der Euro-Währungsunion gewarnt. Dies wisse auch der griechische Regierungschef Alexis Tsipras, sagte Juncker in Schengen. "Er weiß, dass die Lage sich zuspitzt. Ich habe ihm das in allen Farben und in mehreren Sprachen nahegebracht."
Juncker sagte, er verfüge "eigentlich über einen guten Draht" zu Tsipras, auch wenn es manchmal Schwierigkeiten gebe: "Er weiß, dass die Lage sehr ernst ist." Tsipras hatte zuvor erklärt, Griechenland sei zu einem "schwierigen Kompromiss" mit seinen internationalen Gläubigern bereit, um einen Ausweg aus der Schuldenkrise zu finden. Das einzige Ziel der Regierung sei es, "die Krise zu beenden".
Auch wenn Tsipras wissen sollte, dass die Lage ernst ist, hofft sein Regierungskollege Yanis Varoufakis darauf, dass EU und IWF in den Verhandlungen mit Athen nur bluffen. Er glaube nicht, dass irgendein europäischer Regierungsvertreter diesen Weg gehen werde, so der Finanzminister. "Bundeskanzlerin Angela Merkel denkt nicht einmal daran, einen 'Grexit' in Betracht zu ziehen."
"Widerwärtige Auseinandersetzung"
Die Regierung in Athen ringt seit Monaten mit den internationalen Geldgebern um die Reformauflagen für die Freigabe weiterer Milliardenhilfen. Scheitern die Gespräche, drohen Griechenland die Staatspleite und ein Ausscheiden aus dem Euro.
Wichtige Gespräche mit griechischen Regierungsvertretern über neue Reformvorschläge fänden auf "einer höheren technischen Ebene" am Sonntag statt, erklärte Juncker. Am Samstag gebe es lediglich Gespräche auf einer "kleinen technischen Ebene". Juncker hatte zuvor bei einer Feierstunde zum Beschluss über die Schaffung des Schengen-Raumes ohne Grenzkontrollen gesagt, die Einführung einer einheitlichen Währung sei "ein großer Erfolg der EU" gewesen - "trotz der widerwärtigen Auseinandersetzung, die sich zur Zeit intensiv austobt."
Ohne den Euro hätte es angesichts des Irak-Krieges, angesichts der Finanz- und Wirtschaftskrise der vergangenen Jahre, ein heilloses Durcheinander in Europa gegeben. Es gehe ihm um die "Gesamtdebatte": "Ich meine damit, dass man in Europa eigentlich immer überreagiert. Kommt es zu Problemen, werden die Probleme größer dargestellt als sie eigentlich sind. Und wenn man dann diese Probleme, die so groß nicht sind, löst, dann sehen die Lösungen auch dementsprechend klein aus, weil man ja die Probleme als so groß beschrieben hat." Juncker betonte: "Wobei ich aber schon gerne zu Protokoll geben würde, dass das Griechenland-Problem ein ernsthaftes Problem ist."
Er warnte vor Formulierungen, wonach Europa vor "Schicksalstagen" stehe - aber: "Träte Griechenland aus der Währungsunion aus, wäre die Europäische Union nie mehr die selbe. Denn es wäre dann der Beweis dafür angetreten worden, dass doch einige Integrationsfortschritte in der EU eben nicht irreversibel sind."
Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier äußerte sich ähnlich: Ein Ausscheiden Griechenlands aus der Eurozone gefährde das Ansehen Europas in der Welt. "Wir müssen alles Verantwortbare unternehmen, um Griechenland in der Eurozone zu behalten", sagte Steinmeier auf einem SPD-Landesparteitag in Berlin. "Unterschätzt bitte nicht, was es für Europa bedeutet, wenn uns das nicht gelingt." Europa könne weltpolitisch nur eine Rolle spielen, wenn es zusammenfinde.
"Meine Sorge ist, dass wir bei vielen Themen nicht mehr ernst genommen werden", sagte Steinmeier. Es gehe nicht nur um Griechenland, sondern um die Frage, ob der europäische Gedanke trage. "Und deswegen hoffe ich, dass wir nicht scheitern mit den Verhandlungen."
Quelle: ntv.de, sla/rts/dpa