Politik

Schuld an Flüchtlings-Katastrophe Kapitän stand unter Einfluss von Drogen

Die Italienische Justiz erhebt schwere Vorwürfe gegen den 27-Jährigen Kapitän des Schiffes.

Die Italienische Justiz erhebt schwere Vorwürfe gegen den 27-Jährigen Kapitän des Schiffes.

(Foto: picture alliance / dpa)

Der aus Tunesien stammende Schlepper soll an Bord Wein getrunken und Haschisch geraucht haben. Er trägt wohl die Schuld für den Tod von bis zu 800 Menschen - vor Gericht muss er sich außerdem wegen Freiheitsberaubung verantworten.

Nach dem bislang tödlichsten Flüchtlingsunglück im Mittelmeer muss sich der Kapitän des Schiffes nun auch wegen Freiheitsberaubung verantworten. Die Staatsanwaltschaft im sizilianischen Catania erweiterte ihre Vorwürfe um diesen Punkt, nachdem Zeugen berichtet hatten, dass Menschen im Laderaum des völlig überladenen Schiffes eingeschlossen gewesen seien.

Erschwerend komme zu dem Vorwurf der Freiheitsberaubung hinzu, dass auch Minderjährige davon betroffen gewesen seien, erklärte die Staatsanwaltschaft. Dem 27-jährigen Kapitän werden bereits vielfache fahrlässige Tötung, Verursachen eines Schiffsuntergangs und Beihilfe zur illegalen Einwanderung vorgeworfen. Die meisten Flüchtlinge waren im Laderaum oder auf dem Mitteldeck eingeschlossen. "Sie wollten 1200 Menschen auf das Schiff bekommen, sie haben uns angeschrien, wir sollten uns beeilen und haben uns gestoßen, damit wir auf das Schiff gehen", berichtete ein 16 Jahre alter Überlebender aus Somalia. "Am Ende war das Boot mit 800 Menschen total überfüllt."

Nur 28 Menschen konnten gerettet werden, darunter zwei Besatzungsmitglieder, die festgenommen wurden. Neben dem tunesischen Kapitän handelt es sich dabei um einen 25-jährigen Syrer; ihm wird Beihilfe zur illegalen Einwanderung vorgeworfen.

Der Kapitän des Schiffes soll nach Zeugenaussagen außerdem an Bord Wein getrunken und Haschisch geraucht haben. "Der Kapitän hat Wein getrunken und seit der Abfahrt Joints geraucht", sagte ein 17 Jahre alter Überlebender des Unglücks. Der 17-Jährige berichtete, die Kollision mit einem Frachter, der den Migranten zur Hilfe geeilt sei, habe das Unglück verursacht. "Als das andere Schiff ankam, hat der Steuermann ein falsches Manöver gemacht und ist gegen den Frachter geprallt."

Quelle: ntv.de, jgue/dpa

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