Razzia kurz vor Wahlkampfbeginn Katalonien-Partei unter Korruptionsverdacht
28.08.2015, 20:59 Uhr
Am 27. September wählen die Katalanen ein neues Parlament - ihr Präsident hat die Wahl zur Abstimmung über die Unabhängigkeit erklärt.
(Foto: dpa)
Kataloniens Präsident Mas träumt von der Unabhängigkeit von Spanien - doch nun erhält er einen empfindlichen Dämpfer. Die Polizei durchsucht die Parteizentrale in Barcelona. Korruptionsverdacht. Mas wittert eine Intrige aus Madrid.
Spanien droht ein neuer Korruptionsskandal - diesmal trifft es die katalanische Regierungspartei CDC. Die Polizei durchsuchte in Barcelona den Sitz der rechtskonservativen Partei des katalanischen Präsidenten Artur Mas, der sich für die Unabhängigkeit der Region von Spanien einsetzt. Der Zeitpunkt war höchstpikant: Wenige Stunden später begann die erste große Vorwahlkampfveranstaltung des von der CDC geführten Unabhängigkeitsbündnisses.
Die CDC wertete die Razzia denn auch als Versuch, die Unabhängigkeitsbewegung zu schwächen. Dies sei ein "Medienspektakel vor absolut entscheidenden Wahlen". Zudem wurde daran erinnert, dass schon vor den Regionalwahlen im Jahr 2012 der Vorwurf erhoben worden war, Mas verfüge über ausländische Konten, die dann nie gefunden worden seien. In Madrid gab die konservative Regierung der CDC den Rat, nicht nach "Schuldigen außerhalb ihrer Reihen" zu suchen.
Die Katalanen wählen am 27. September ein neues Parlament. Mas' Mitte-Rechts-Partei Convergència Democràtica de Catalunya (CDC) und die linksnationalistische Partei Esquerra Republicana de Catalunya (ERC) schlossen sich mit Bürgerbewegungen zu einem Bündnis für die Unabhängigkeit Kataloniens zusammen. Im Fall ihres Wahlsiegs will Mas eine Abspaltung von Spanien binnen anderthalb Jahren vollziehen, was die Zentralregierung in Madrid als verfassungswidrig ansieht.
Die Korruptionsvorwürfe könnten dennoch das Unabhängigkeitsbündnis treffen, denn die linksnationalistische ERC hatte lange gezögert, dem Bündnis beizutreten. Der Grund war eine Reihe von Skandalen bei der CDC. Der neue Vorwurf: Unternehmen sollen Verträge mit Bürgermeistern der CDC gemacht haben und anschließend an eine parteinahe Stiftung Kommissionen von drei Prozent gezahlt haben. Das wirft natürlich Fragen auf - wenn es dann tatsächlich so gewesen ist. Die Polizei durchsuchte das Haus des Ex-Schatzmeisters der Partei sowie vier Rathäuser in Katalonien.
Quelle: ntv.de, vpe/AFP