Der Kriegstag im Überblick Kreml meldet Erfolge - Deutsche Waffen in Ukraine
02.03.2022, 21:08 Uhr
Am siebten Tag des Ukraine-Krieges kann Russland eigenen Angaben zufolge die Kontrolle über die südukrainische Stadt Cherson erlangen - was die Ukraine zurückweist. In russischer Hand ist mittlerweile das Gebiet um das größte Atomkraftwerk des Landes. Während die Zahl der Geflüchteten steigt, versucht Deutschland seine Energieversorgung zu sichern - und Borussia Dortmund wendet sich von Altkanzler Gerhard Schröder ab. Der siebte Kriegstag im Überblick.
Russland berichtet von militärischen Erfolgen
Die Angriffe der russischen Armee auf ukrainische Städte dauern an. Sowohl die Ukraine als auch Russland berichteten von militärischen Erfolgen. Das russische Militär erlangte eigenen Angaben zufolge die volle Kontrolle über die seit Tagen umkämpfte südukrainische Stadt Cherson - die Ukraine wies dies jedoch zurück. Auch die Millionenstadt Charkiw erlebte erneut Angriffe. Die Hafenstadt Mariupol leidet derweil nach Worten des Bürgermeisters Wadym Boitschenko während ununterbrochener Angriffe russischer Streitkräfte unter zahlreichen Opfern und einem Wasserausfall.
Die russischen Streitkräfte greifen nach Überzeugung von US-Präsident Joe Biden gezielt auch Gegenden mit Zivilisten an. Auch brachten die Einheiten nach Angaben aus Moskau das Gebiet um das größte Atomkraftwerk des Landes unter ihre Kontrolle.
In der Ukraine angekommen und übergeben worden sind mittlerweile die von Deutschland bereitgestellten Waffen. Zuvor hatte die Bundesregierung angekündigt, die ukrainischen Streitkräfte mit 1000 Panzerabwehrwaffen sowie 500 Boden-Luft-Raketen vom Typ "Stinger" zu unterstützen. In Reaktion auf die andauernden Waffenlieferungen aus dem Westen an die Ukraine warnte Russland vor einem Konflikt mit der NATO.
Unklarheit über Opferzahlen
Nach Angaben des ukrainischen Verteidigungsministeriums wurden mehr als 5840 russische Soldaten seit Kriegsbeginn getötet. Dem widersprach das Verteidigungsministerium in Moskau. Nach dessen Angaben wurden bisher 498 russische Soldaten getötet. Zudem seien 1597 Soldaten verletzt worden. Es sind die ersten offiziellen Zahlen dazu aus Russland seit Kriegsbeginn.
Auf ukrainischer Seite habe es bislang 2870 Tote und etwa 3700 Verletzte gegeben, sagte der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow. Diese Angaben sind nicht unabhängig zu überprüfen. Die Ukraine hat zu Verlusten in den eigenen Reihen keine aktuellen Angaben gemacht.
Immer mehr Geflüchtete - und neue Sanktionen
Hunderttausende Menschen suchen inzwischen Schutz vor dem Krieg. Bis Dienstag waren nach Angaben der Vereinten Nationen bereits mehr als 835.000 Menschen vor den russischen Angriffen aus dem Land geflohen. Das Bundesinnenministerium zählte zuletzt 5000 registrierte Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine.
Die USA werden - wie zuvor die EU und Kanada - ihren Luftraum für russische Flugzeuge sperren. Die EU setzte ihre Sanktionen zum Ausschluss sieben russischer Finanzinstitute aus dem Banken-Kommunikationsnetzwerk Swift in Kraft. Auch verständigte sich auf neue Sanktionen gegen Russlands Verbündeten Belarus.
Derweil verurteilte die UN-Vollversammlung den Angriff Russlands mit großer Mehrheit und forderte Moskau zum Ende seiner Aggression auf. 141 Mitgliedstaaten stimmen in New York für eine entsprechende Resolution. 35 Länder enthielten sich, 5 lehnten den Beschluss ab.
Bund investiert massiv in Flüssigerdgas
Wie steht es angesichts des Krieges um Deutschlands Energiereserven? Um die Versorgungssicherheit weiter zu gewährleisten, will der Bund mit Milliardenmitteln den Kauf von Flüssigerdgas (LNG) finanzieren. Das flüssige Erdgas sei zur Einspeicherung vorgesehen, heißt es aus dem Wirtschaftsministerium, die Beschaffung solle durch die Trading Hub Europe GmbH erfolgen. Die Lieferungen würden kurzfristig in Deutschland erwartet. Auch will Minister Robert Habeck die nationale Gasreserve aufbauen.
Um den internationalen Ölmarkt zu beruhigen, gibt der Bund laut Habeck zudem einen Teil der nationalen Ölreserve frei. "Wir leisten damit einen Beitrag im internationalen Konzert. In Zeiten wie diesen ist es wichtig, geschlossen zu handeln", sagte der Vizekanzler.
Währenddessen schreibt der deutsche Öl- und Gaskonzern Wintershall Dea als erster Beteiligter überhaupt das vor dem Aus stehende Ostseepipeline-Projekt Nord Stream 2 ab. Der Anteil an der Finanzierung von rund einer Milliarde Euro werde abgeschrieben, heißt es aus dem Unternehmen. Die Projektgesellschaft Nord Stream 2 AG hat alle ihre Mitarbeiter bereits entlassen, widersprach heute aber Berichten über einen bereits eingereichten Insolvenzantrag.
Streit um Paralympics - und Abschied von Schröder
Auch die Welt des Sports ringt mit ihrer Haltung zum Ukraine-Krieg: Weil das Internationale Paralympische Komitee russische und belarussische Athleten bei den Winter-Paralympics in Peking teilnehmen lassen will - wenn auch nur als neutrale Athleten -, hagelt es Kritik unter anderem aus Deutschland. So bezeichnete etwa der Präsident des Deutschen Behindertensportverbandes die Entscheidung als "enttäuschend und mutlos".
Während nun auch Borussia Dortmund sich von Altkanzler und Putin-Freund Gerhard Schröder abwendete, zeigte ein anderer offen Sympathien für den russischen Präsidenten: Bernie Ecclestone, der ehemalige Formel-1-Boss, schwärmte in einem Interview: "Als Person fand ich ihn sehr geradlinig und ehrenwert. Er hat genau das getan, was er gesagt hat." Auch diese beiden Männer haben seit Langem ein enges Verhältnis. Ähnlich wie der russische Unternehmer Roman Abramowitsch, der seinen Londoner Fußballclub FC Chelsea nun verkaufen möchte.
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Quelle: ntv.de, mbe/dpa/AFP/rts