Im äußersten Zipfel Syriens Krieg erreicht Kurdenstadt Hasaka
18.01.2015, 21:27 Uhr
Der belagerte Vorort von Damaskus Al-Ghouta ist vom Regime zum Teil evakuiert worden. Die Bewohner waren monatelang eingekesselt.
(Foto: dpa)
Eine örtliche Übereinkunft zwischen Kurden und syrischem Regime ist hinfällig. Mindestens 18 Menschen sterben bei Kämpfen im nordöstlichen Zipfel Syriens. Nahe Damaskus hebt das Regime unterdessen die Belagerung eines Vorortes auf.
Im syrischen Bürgerkrieg droht eine zusätzliche Front zwischen bislang verbündeten kurdischen Milizen und der Armee von Präsident Baschar al-Assad zu entstehen. Mindestens 18 Menschen wurden am Wochenende bei Kämpfen in der nordöstlichen Stadt Hasaka getötet, wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mitteilte. Grund für die Konfrontation war ein Streit um entmilitarisierte Bereiche der Stadt. Kurdische Kämpfer hatten zehn Assad-Unterstützer festgenommen. Sie warfen ihnen vor, das Gebiet widerrechtlich besetzt zu haben.

Kurdische Kämpferinnen Anfang 2014 beim Training in Hassaka. Bei Kämpfen mit der Armee an diesem Wochenende sind insgesamt 18 Menschen ums Leben gekommen.
(Foto: REUTERS)
Bei den Kämpfen seien bislang acht kurdische Kämpfer und neun syrische Soldaten getötet worden, am Samstag wurde der Beobachtungsstelle zufolge zudem eine Zivilistin getötet. Bisher hatten beide Seiten in Hasaka im Kampf gegen die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) kooperiert und dessen Versuche, einzelne Stadtviertel zu erobern, zurückgeschlagen. Die Einflussbereiche in der von Kurden und Arabern bewohnten 200.000-Einwohner-Stadt hatten Kurden und syrische Armee unter sich aufgeteilt. Auch deshalb war es dort bislang relativ ruhig geblieben.
Menschen aus Ghouta kommen in Notunterkünfte
In der Nähe von Damaskus brachte die syrische Armee staatlichen Medien zufolge am Wochenende fast 4000 Menschen aus der seit Monaten von Rebellen besetzten Stadt Ghuta in sicherere Gebiete. Nach Angaben der in London ansässigen Beobachtungsstelle für Menschenrechte konnten die Einwohner des Stadtteils Duma die seit Monaten von der syrischen Armee besetzte Stadt nach Verhandlungen mit Rebellen verlassen, denen von der syrischen Regierung eine Amnestie zugesichert wurde.
Die staatliche syrische Nachrichtenagentur Sana verbreitete Fotos von Frauen, Kindern und Älteren, die sichtlich an Erfrierungen und Mangelernährung litten. Sie sollten in Notunterkünfte bei Damaskus gebracht werden. Ghuta ist seit Beginn des Bürgerkriegs auch immer wieder von der syrischen Armee bombardiert worden. Menschenrechtsaktivisten äußerten sich besorgt, dass die aus der Stadt fortgebrachten Menschen gegen ihren Willen festgehalten oder zum Militärdienst gezwungen werden könnten. Eine Gruppe von Menschen, die bereits Anfang des Jahres Ghuta verlassen habe, werde immer noch von Regierungskräften festgehalten, hieß es.
Drei Jahre nach Beginn des Bürgerkriegs in Syrien soll in Kürze eine Geberkonferenz Hilfen für humanitäre Einsätze mobilisieren. Wie der kuwaitische Außenminister Scheich Sabah Chaled al-Sabah sagte, soll das Treffen auf Bitten von UN-Generalsekretär Ban Ki Moon in seinem Land stattfinden. Nach einem Termin werde noch gesucht. Es wäre die dritte derartige Konferenz in Kuwait, bei den beiden vorherigen Treffen waren umgerechnet insgesamt 3,5 Milliarden Euro an Unterstützung zugesagt worden. Nach Angaben von UN-Hilfsorganisationen haben viele Geber ihre Versprechungen aber nicht eingelöst.
Quelle: ntv.de, nsc/AFP