Einwanderungsfrage nicht geklärt Lafontaine: Illegal Eingereiste müssen raus
06.02.2017, 15:55 Uhr
Wer nicht freiwillig gehe, für den bleibe nur die Abschiebung, sagt Lafontaine.
(Foto: dpa)
Die Linke ist weiterhin auf der Suche nach einer Linie in der Flüchtlingspolitik. Nun fällt Oskar Lafontaine mit einer harten Position auf. Die Parteispitze sieht keinen Anlass zur Kritik.
Der Linken-Politiker Oskar Lafontaine hat sich für die Abschiebung illegaler Einwanderer ausgesprochen. "Wer illegal über die Grenze gekommen ist, der sollte ein Angebot bekommen, freiwillig zurückzugehen. Wenn er dieses Angebot nicht annimmt, bleibt nur die Abschiebung", sagte der saarländische Landtagsfraktionschef der "Welt". Die Parteispitze vermied nach den jüngsten Querelen mit Lafontaines Ehefrau, der Linken-Spitzenkandidatin Sahra Wagenknecht, Kritik an der für die Partei ungewöhnlich harten Position.
Lafontaine sagte, letztlich müsse der Staat darüber entscheiden können, wen er aufnehme. "Das ist nun mal die Grundlage staatlicher Ordnung." Der frühere Linken- und SPD-Chef erklärte: "Die Einwanderungsfrage ist vor allem eine soziale Frage - für die, die kommen und für die, die schon hier leben. Sie ist eine nicht geklärte Frage innerhalb der Programmatik der Linken." Die Linke müsse darüber nachdenken, warum so viele Arbeiter und Arbeitslose AfD wählen. "Wir dürfen es nicht rechten Parteien überlassen, die Probleme der Lohn- und Mietkonkurrenz anzusprechen."
Die Ärmsten kommen nicht nach Europa
Parteichefin Katja Kipping reagierte zurückhaltend. "Oskar Lafontaine verteidigt wie ich das Grundrecht auf Asyl", sagte sie. Sie gehe davon aus, dass er auch gegen Massenabschiebungen etwa nach Afghanistan sei. Der Einsatz für eine solidarische Einwanderungspolitik und für soziale Gerechtigkeit gehörten zusammen. In ihrem Entwurf für das Wahlprogramm der Linken stellt die Parteiführung fest: "Abschiebungen lehnen wir ab." Insbesondere Abschiebungen in Kriegsgebiete und existenzielle Not wollten die Linken sofort stoppen.
Lafontaine sagte, Unternehmer befürworteten offene Grenzen, um in den Entwicklungsländern qualifizierte Arbeitskräfte abzuwerben und durch verstärkte Zuwanderung die Lohnkonkurrenz zu verschärfen. "Wir müssen zuerst denen helfen, denen es am schlechtesten geht." Das seien jene Millionen Menschen im Vorderen Orient und in Afrika, die nicht nach Deutschland kommen könnten, "weil sie die 7000 Euro für die Schlepper nicht bezahlen können".
Wagenknecht hatte in den vergangenen Monaten immer wieder internen Widerspruch mit ihren Positionen zu Migranten hervorgerufen, etwa als sie von "Gefahrenpotenzialen" durch Flüchtlinge gesprochen hatte. Als die Spitzenkandidatin Kanzlerin Angela Merkel mitverantwortlich für den Berliner Terroranschlag machte - unter anderem wegen "der unkontrollierten Grenzöffnung" - mahnte Co-Parteichef Bernd Riexinger sie, sich an die Programmatik der Partei zu halten.
Quelle: ntv.de, bdk/dpa