Pisa-Studie 2009 Lesekompetenz: Zähneputzen
07.12.2010, 14:17 Uhr
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Werden unsere Zähne immer sauberer, je länger und stärker wir sie putzen?
Britische Forscherinnen und Forscher sagen nein. Sie haben viele verschiedene Varianten ausprobiert und haben letztendlich die perfekte Art des Zähneputzens gefunden. Ein zweiminütiges, nicht zu starkes Bürsten bringt das beste Ergebnis. Wenn man stark bürstet, beschädigt man Zahnschmelz und Zahnfleisch, ohne dass dabei Essensreste oder Zahnbelag gelöst werden.
Bente Hansen, eine Expertin für Zähneputzen, sagt, dass es gut ist, die Zahnbürste wie einen Stift zu halten. "Fang in einer Ecke an und putze die ganze Reihe entlang", sagt sie. "Und vergiss auch deine Zunge nicht! Sie kann eine Menge Bakterien enthalten, die schlechten Atem verursachen können."
Wovon handelt dieser Artikel?
A. Von der besten Art, seine Zähne zu putzen.
B. Von der besten Zahnbürste, die zu benutzen ist.
C. Von der Wichtigkeit guter Zähne.
D. Von den unterschiedlichen Arten, wie Leute ihre Zähne putzen.
Bewertung
Volle Punktzahl: A. Von der besten Art, seine Zähne zu putzen.
Kommentar
Bei dieser Aufgabe mussten die Schülerinnen und Schüler die Hauptaussage eines kurzen beschreibenden Textes erkennen. Der Text ist nicht nur kurz, sondern behandelt auch ein sehr vertrautes Alltagsthema, das Zähneputzen. Die Sprache ist relativ idiomatisch ("die perfekte Art des Zähneputzens", "eine Menge Bakterien"), und der Text besteht aus kurzen Absätzen mit vertrauten syntaktischen Strukturen, einer eindeutigen Überschrift und einer ergänzenden Abbildung. Auf Grund all dieser Merkmale ist der Text sehr leicht zugänglich.
Der Schwierigkeitsgrad dieser Aufgabe liegt am unteren Ende von Stufe 1a, womit sie zu den leichteren Pisa-Aufgaben im Bereich Lesekompetenz zählt. Der Aufgabenstimulus ist eher offen und allgemein gehalten, so dass der Leser dazu veranlasst wird, nach einer generellen Aussage zur Beantwortung der Frage zu suchen.
Der Wortlaut der richtigen Lösung ("Von der besten Art, seine Zähne zu putzen") enthält einen Begriff, der bereits im Titel vorkommt ("Zähneputzen"), und ein Leser, der auf Grundlage seiner Kenntnis herkömmlicher Textstrukturen und -merkmale damit rechnet, dass ein Titel den Text zusammenfasst, braucht sich lediglich den Titel anzusehen, um die richtige Lösung zu finden. Sollte er nach einer Bestätigung suchen, ist die Hauptaussage des Textes auch in den ersten drei Sätzen zusammengefasst, und sie wird im Rest des kurzen Textes durch eine Veranschaulichung und Erläuterung noch wiederholt. Die benötigte Information ist in diesem kurzen und einfachen Text demnach nicht nur gut sichtbar, sondern wird auch wiederholt: Beides kennzeichnet verhältnismäßig leichte Leseaufgaben.
Was empfehlen die britischen Forscherinnen und Forscher?
A. Dass man seine Zähne so oft wie möglich putzen sollte.
B. Dass man nicht versuchen sollte, seine Zunge zu putzen.
C. Dass man seine Zähne nicht zu stark bürsten sollte.
D. Dass man seine Zunge öfter als die Zähne putzen sollte.
Bewertung
Volle Punktzahl: C. Dass man seine Zähne nicht zu stark bürsten sollte.
Kommentar
Bei dieser weiteren Frage aus dem Bereich von Stufe 1a geht es nicht darum, eine allgemeine Aussage zu erkennen (wie in der vorherigen Aufgabe), sondern eine bestimmte Information im Text zu ermitteln; diese Aufgabe ist daher dem Aspekt Suchen und Extrahieren zugeordnet. Die Fragestellung führt den Leser auf Grund der wörtlichen Übereinstimmung – "britische Forscherinnen und Forscher" – explizit zum zweiten Absatz.
Gleichwohl ist ein gewisses Maß an synthetischem Denken notwendig und müssen Schlüsse gezogen werden, um zu verstehen, dass es die britischen Forscherinnen und Forscher sind, auf die am Anfang des zweiten Absatzes Bezug genommen wird, die im gesamten Absatz die Ratschläge geben, und dass "bringt das beste Ergebnis" gleichbedeutend mit "empfehlen" ist.
Die Ergebnisse der Schüler bei dieser Aufgabe zeigen, dass die ablenkende Antwort, die am stärksten mit der richtigen Lösung konkurriert, die erste ist – "Dass man seine Zähne so oft wie möglich putzen sollte" –, was vermutlich darauf zurückzuführen ist, dass sie eine (Fehl-)Einschätzung wiedergibt, die den Schülern auf Grund ihres Vorwissens plausibel erscheinen dürfte.
Warum sollte man laut Bente Hansen seine Zunge putzen?
Bewertung
Volle Punktzahl: Bezieht sich entweder auf die Bakterien oder auf das Loswerden von schlechtem Atem oder auf beides. Antwort darf paraphrasiert oder direkt aus dem Text zitiert werden.
- Um Bakterien loszuwerden
- Auf der Zunge können sich Bakterien befinden.
- Bakterien.
- Weil man schlechten Atem vermeiden kann.
- Schlechter Atem.
- Bakterien loszuwerden und so keinen schlechten Atem mehr zu haben. (beides)
- Sie kann tatsächlich eine ganze Menge Bakterien enthalten, die für schlechten Atem verantwortlich sein können. (beides)
- Bakterien können schlechten Atem verursachen.
Kommentar
Die Formulierung der Frage enthält zwei Begriffe, die wörtlich verwendet werden können, um den passenden Textabschnitt zu finden: "Bente Hansen" und "Zunge". Darüber hinaus steht "Bente Hansen" in hervorgehobener Position am Anfang des letzten Absatzes. Im selben Absatz kommt der Begriff "Zunge" vor, der einen noch präziseren Hinweis auf die genaue Stelle gibt, an der sich die benötigte Information findet. Jeder dieser Begriffe kommt nur einmal im Text vor, so dass der Leser keine konkurrierenden Informationen verarbeiten muss, um die Aufgabe mit der passenden Textstelle zu verbinden.
Der Schwierigkeitsgrad entspricht der niedrigsten beschriebenen Kompetenzstufe, Stufe 1b, womit dies eine der leichtesten Aufgaben des Lesekompetenztests in Pisa 2009 war. Gleichwohl müssen einfache Schlüsse gezogen werden, da die Schüler begreifen müssen, dass "sie" im letzten Satz sich auf "deine Zunge" bezieht.
Ein weiterer Faktor, der den Schwierigkeitsgrad etwas erhöhen dürfte, ist das relativ abstrakte Ziel der Aufgabe: Die Schüler sollen eine Ursache ermitteln ("Warum?”). Die Tatsache, dass das Wort "verursachen" explizit im Text enthalten ist ("die schlechten Atem verursachen können"), schwächt diese potenzielle Schwierigkeit jedoch ab und gibt einen klaren Hinweis auf die gesuchte Antwort, sofern die Schüler in der Lage sind, die semantische Beziehung zwischen "warum" und "verursachen" herzuleiten.
Anzumerken ist, dass die Aufgaben auf dieser niedrigsten beschriebenen Pisa-Lesekompetenzstufe über das bloße Entschlüsseln von Worten hinaus immer noch einen gewissen Grad an Lesekompetenz erfordern. Daraus folgt, dass Schülerinnen und Schüler, die das Leistungsniveau von Stufe 1b erreichen, gezeigt haben, dass sie beim Lesen zu einem gewissen Maß an Verstehen gemäß der Pisa-Definition der Lesekompetenz fähig sind.
Warum wird im Text ein Stift erwähnt?
A. Damit man versteht, wie man eine Zahnbürste halten sollte.
B. Weil man mit beidem, einem Stift und einer Zahnbürste, in einer Ecke beginnt.
C. Um zu zeigen, dass man Zähne auf viele verschiedene Arten putzen kann.
D. Weil man das Zähneputzen so ernst nehmen sollte wie das Schreiben.
Bewertung
Volle Punktzahl: A. Damit man versteht, wie man eine Zahnbürste halten sollte.
Kommentar
Der Schwierigkeitsgrad der letzten Aufgabe in dieser Leseeinheit entspricht dem oberen Ende von Stufe 1a. Sie wird dem Aspekt Reflektieren und Bewerten zugeordnet, da man mit etwas Abstand auf den Text blicken und die Absicht eines Textteils untersuchen muss, um sie zu lösen. Diese Aufgabe ist zwar im Vergleich zu anderen in dieser Leseeinheit relativ abstrakt, ihre Lösung wird jedoch durch die Formulierung sowohl der Frage als auch der richtigen Antwort wesentlich erleichtert. Die Bezugnahme auf den "Stift" in der Fragestellung führt den Leser unmittelbar zum dritten Absatz.
Die Formulierung der richtigen Antwort ist nahezu gleichlautend mit der relevanten Textstelle: "wie man eine Zahnbürste halten sollte" beziehungsweise "die Zahnbürste wie einen Stift zu halten". Für die Lösung der Aufgabe müssen die Schüler eine Analogie erkennen, diese Analogie ist jedoch wiederum explizit im Text genannt: "die Zahnbürste wie einen Stift zu halten". Der vertraute Inhalt und die Kürze des Textes erklären, weshalb diese Aufgabe relativ einfach ist, wohingegen ihr leicht abstraktes Ziel der Grund dafür ist, dass es sich dennoch um die schwerste Aufgabe in dieser Leseeinheit handelt.
Lesekompetenz: Handysicherheit
Quelle: ntv.de, OECD