Politik

Merkel redet lieber über Jamaika Linke drängt Schulz zu Groko-Absage

Das TV-Duell ist die letzte Chance für SPD-Kanzlerkandidat Schulz, Wähler von sich zu überzeugen. Die Linke gibt dazu aus dem Off Tipps. Amtsinhaberin Merkel spricht unterdessen lieber davon, wie zuversichtlich sie hinsichtlich kleinerer Koalitionspartner ist.

Linken-Chef Bernd Riexinger hat SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz aufgefordert, beim TV-Duell mit Amtsinhaberin Angela Merkel eine weitere Große Koalition auszuschließen. "Wenn Martin Schulz noch eine Chance haben will, den Wind im Wahlkampf zu drehen, muss er im Kanzler-Duell Farbe bekennen und eine Beteiligung der SPD an einer großen Koalition definitiv ausschließen", sagte Riexinger.

Die SPD habe sich mit einem unklaren Kurs in eine Sackgasse manövriert, sagte Riexinger weiter. Einen Ausweg werde sie nur finden, wenn klaren Worten auch Taten folgten. Dazu zähle, dass die SPD bei der letzten Bundestagssitzung vor der Wahl mit der Linken für den Abzug der US-amerikanischen Atomwaffen aus Deutschland stimme. Die Linke bringt am Dienstag einen entsprechenden Antrag ein. Sie verlangt darin auch, dass sich die Regierung vom Ziel verabschiedet, die Verteidigungsausgaben deutlich zu erhöhen. Diese Forderungen erhebt auch die SPD.

Das TV-Duell zwischen Bundeskanzlerin Merkel und ihrem Herausforderer Schulz zielt auf die Unentschlossenen unter den Wählern. Die SPD liegt in Umfragen weit hinter der Union zurück und erhofft sich eine Wende. "Immer noch sind 46 Prozent der Wählerinnen und Wähler nicht entschieden", sagte Schulz der "Bild"-Zeitung. "Deshalb glaube ich, dass man sehr wohl die Wahl noch drehen kann."

Merkel liebäugelt mit Jamaika-Option

Die Befürchtung der Linken, es könne zu einer weiteren Großen Koalition nach der Bundestagswahl kommen, klingt angesichts einer Interviewäußerung Merkels unbegründet. Im Gespräch mit der "Rheinischen Post" sagte Merkel, sie sei "frohen Mutes", was Koalitionsoptionen mit der FDP und in einem Dreier-Bündnis mit den Grünen auf Bundesebene angehe. Entscheidend sei, dass die CDU so stark wie möglich werde, sagte sie der in Düsseldorf erscheinenden Zeitung.

Auf die Frage, was der Kardinalfehler von Schwarz-Gelb 2009 bis 2013 gewesen sei, sagte Merkel: "Ich sehe keinen." Aktuell sehe sie eine "gut funktionierende und verlässlich arbeitende Koalition aus CDU und FDP in Nordrhein-Westfalen unter der Führung von Armin Laschet" und sie beobachte mit Freude die gut arbeitende Koalition in Schleswig-Holstein aus CDU, FDP und Grünen unter Daniel Günther. "Deswegen bin ich auch für den Bund frohen Mutes", sagte Merkel.

Schulz in Umfragen weiter abgeschlagen

Jüngste Umfragen sehen derzeit sogar eine knappe Mehrheit für eine schwarz-gelbe Koalition im Bund. Schulz schneidet bei Umfragen, die auf die beiden Kanzlerkandidaten ausgerichtet sind, stets deutlich schlechter ab als Merkel. Nach einer Umfrage des Instituts Kantar Emnid im Auftrag der Funke Mediengruppe hält mehr als die Hälfte (53 Prozent) der Bürger Merkel für die bessere Kanzlerin für die kommende Wahlperiode. Nur 22 Prozent halten Schulz für geeigneter. 70 Prozent der Befragten hielten Merkel für nervenstärker (Schulz: 11), Führungsstärke sahen 66 Prozent zuerst bei Merkel (Schulz: 16), bei der Berechenbarkeit punktete Merkel mit 55 Prozent (Schulz: 22).

Merkel und Schulz treten am Sonntagabend zum einzigen direkten Schlagabtausch an. In einem 90-minütigen Fernsehduell werden sie ihre Positionen erläutern. Die vier beteiligten Sender ARD, ZDF, RTL und SAT1 erwarten 20 Millionen Zuschauer. SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann kritisierte, dass die Kanzlerin die Regeln für das Duell genau vorgeben ließ. Regierungssprecher Steffen Seibert wäre es am liebsten gewesen, "wenn das Duell die Form des wöchentlichen Video-Podcasts von Angela Merkel annehmen würde", sagte er der "Berliner Zeitung".

Quelle: ntv.de, nsc/dpa/AFP

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