Bei Beschuss von Odessa London wirft Russland Angriff auf zivilen Frachter vor
11.09.2023, 20:21 Uhr Artikel anhören
Unter anderem die "Primus" konnte zuletzt trotz russischer Drohungen durch das Schwarze Meer fahren.
(Foto: REUTERS)
Nach der Aufkündigung des Getreideabkommens droht Russland, jedes Schiff aus der Ukraine oder mit dem Ziel Ukraine im Schwarzen Meer ins Visier zu nehmen. Trotzdem fahren mehrere los - und kommen an ihren Zielen an. Nun behauptet London, Moskau habe einen Frachter attackiert.
Großbritannien wirft Russland einen versuchten Angriff auf einen zivilen Frachter im Schwarzen Meer vor. Das Schiff unter liberianischer Flagge sei eines der beabsichtigten Ziele gewesen, als Russland am 24. August den Hafen von Odessa mit Marschflugkörpern attackiert habe, teilte die britische Regierung unter Berufung auf Geheimdienstinformationen mit. Die ukrainische Flugabwehr habe die Geschosse abgefangen.
Die US-Regierung hatte zuvor vor russischen Angriffen auf zivile Schiffe im Schwarzen Meer gewarnt. Am 16. August hatte das Containerschiff "Joseph Schulte" als erster Frachter seit dem Ende des Getreideabkommens in Odessa abgelegt. Einen Tag später erreichte das Schiff, das seit Kriegsbeginn im Hafen der Schwarzmeerstadt gelegen hatte, dann Istanbul.
Am 27. August kam ein zweiter Frachter, die unter liberianischer Flagge fahrende "Primus", in rumänischen Gewässern an, "nachdem sie erfolgreich durch unseren temporären Schwarzmeer-Korridor gefahren ist", wie der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in Onlinenetzwerken mitteilte. Ob es sich bei der "Primus" um das Schiff handelt, das Moskau laut den jetzigen Vorwürfen aus Großbritannien ins Visier genommen hatte, ist nicht klar.
"Russland schadet dem Rest der Welt"
Premierminister Rishi Sunak sagte im britischen Parlament, der Angriff vom 24. August beweise, wie verzweifelt Russlands Präsident Wladimir Putin sei. "Tag für Tag verursachen seine Taten schreckliches Leid in der Ukraine, verstoßen gegen die UN-Charta, gefährden die Sicherheit Europas und stören die weltweite Energie- und Nahrungsmittelversorgung", sagte Sunak.
Die Angriffe zerstörten Häfen und Getreidesilos, so Sunak. "In nur einem Monat hat Russland mehr als 270.000 Tonnen Getreide vernichtet - genug, um eine Million Menschen ein Jahr lang zu ernähren." Die Regierung betonte, die zerstörte Menge sei größer als die gesamte von Russland versprochene Spende an afrikanische Länder. "Indem es Frachtschiffe und ukrainische Infrastruktur ins Visier nimmt, schadet Russland dem Rest der Welt", sagte Außenminister James Cleverly.
Moskau hatte das Abkommen zum Export von ukrainischem Getreide über das Schwarze Meer im Juli aufgekündigt. Seitdem hat Russland nach britischen Angaben insgesamt 26 Hafeninfrastrukturanlagen in Odessa, Tschornomorsk und Reni zerstört. Vor Beginn des Angriffskriegs habe die Ukraine weltweit etwa 400 Millionen Menschen versorgt und sei für 8 bis 10 Prozent der Weizenexporte sowie 10 bis 12 Prozent der Mais- und Gersteausfuhren verantwortlich gewesen.
Quelle: ntv.de, rog/dpa