Emir von Katar in Berlin Merkel empfängt "blutigen Diktator"
17.09.2014, 08:30 Uhr
Bundespräsident, Bundeskanzlerin, Wirtschafts- und Außenminister - sie alle trifft Katars Scheich Tamim bei seinem Besuch in Berlin. Nicht nur die Opposition fordert, an den Emir klare Worte zu richten. Der Vorwurf: Tamim unterstütze Dschihadisten in Syrien und die Hamas.
Der Emir von Katar, Scheich Tamim Bin Hamad al-Thani, wird in Deutschland empfangen - und bereits kritisiert. Sein zweitägiger Besuch beginnt am Vormittag, wenn er zunächst Bundespräsident Joachim Gauck und Kanzlerin Angela Merkel trifft.
Der reiche Golfstaat Katar, wo 2022 die Fußball-Weltmeisterschaft stattfinden soll, ist ein gefragter Geschäftspartner der deutschen Wirtschaft. So wird der Scheich in der Hauptstadt ein hochkarätig besetztes Wirtschaftsforum eröffnen. Auf dem Programm stehen zudem ein Treffen mit Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel sowie mit Außenminister Frank-Walter Steinmeier.
Katar steht international wegen des Vorwurfs in der Kritik, die Dschihadisten in Syrien ebenso wie die palästinensische Hamas-Bewegung zu unterstützen. Das Emirat, dessen Bürger über das höchste Pro-Kopf-Einkommen weltweit verfügen, machte zuletzt auch mit den harten Arbeitsbedingungen auf den Baustellen für die Fußball-WM 2022 Negativschlagzeilen.
"Keine Waffenlieferungen"

Scheich Tamim bin Hamad bin Chalifa al-Thani ist ein wichtiger Wirtschaftspartner Deutschlands.
(Foto: picture alliance / dpa)
Politiker von SPD, Linken und Grünen forderten Gauck und Merkel auf, den Emir auch auf kritische Themen anzusprechen. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass beim Besuch al-Thanis nicht über die Situation im Irak und Syrien gesprochen wird - und über die Rolle Katars in den Konflikten", sagte der stellvertretende Vorsitzende des Wirtschaftsausschusses im Bundestag, Klaus Barthel (SPD), dem "Handelsblatt". Es gebe hohen Aufklärungsbedarf.
Der stellvertretende SPD-Chef Ralf Stegner sagte der Zeitung mit Blick auf Katar: "Länder, die finanziell oder politisch den Terrorismus des IS unterstützen, dürfen weder deutsche Waffenlieferungen bekommen, noch sollte es mit solchen Staaten privilegierte Wirtschaftsbeziehungen geben." Die Sprecherin für internationale Beziehungen der Linken im Bundestag, Sevim Dagdelen, wurde deutlich und nannte es "unerträglich, dass Berlin dem blutigen Diktator Katars (...) den roten Teppich ausrollt". Das Land bezeichnete sie als einen "Sklavenstaat", in dem Arbeiter auf Baustellen ausgebeutet würden.
Die stellvertretende Vorsitzende der Grünen-Bundestagsfraktion, Kerstin Andreae, erwartet von der Bundesregierung, dass sie auch mögliche Menschenrechtsverletzungen von ausländischen Arbeitern auf den WM-Baustellen des Landes anspricht.
Quelle: ntv.de, rpe/dpa/AFP