Politik

Gespräche mit Putin Merkels Telefondiplomatie

Kommunikativ flexibel: Kanzlerin Merkel.

Kommunikativ flexibel: Kanzlerin Merkel.

(Foto: picture alliance / dpa)

Der diplomatische Draht soll aufrechterhalten bleiben: Rund 40 Mal hat Bundeskanzlerin Angela Merkel in diesem Jahr mit Russlands Präsident Wladimir Putin telefoniert oder versucht, ihn in Vier-Augen-Gesprächen zum Einlenken zu bewegen. Ein Überblick über die schwierige Krisendiplomatie:

Die Anfänge in der Krim-Krise

Er werde die "Souveränität der Ukraine" respektieren, versichert Putin Ende Februar - obwohl da tausende russische Soldaten bereits auf der Krim sind. In einem ihrer ersten Telefonate seit Beginn der Eskalation wirft Merkel Putin am 2. März einen "Bruch des Völkerrechts" vor. Beide einigen sich immerhin auf die Bildung einer Kontaktgruppe zur Entschärfung des Konflikts. Doch Merkel plagen offenbar auch Zweifel: Sie sei nicht sicher, ob Putin nicht "den Bezug zur Realität verloren habe", zitiert eine US-Zeitung die Kanzlerin aus einem anderen internen Gespräch. Offiziell bestätigt wird das Zitat nicht.

Eskalation in der Ostukraine

Auf die Konfrontation zwischen Kiew und prorussischen Separatisten in der Ostukraine reagiert die EU mit ersten Sanktionen gegen Russland. Putin verspricht in einem Telefonat mit Merkel, Teile der an der Ostgrenze stationierten russischen Soldaten zurückzuziehen. Als dies dann nicht geschieht, äußert sich Merkel zunächst nur verhalten "enttäuscht". Auch sie unterstützt aber weitere Sanktionen. Im Mai kritisiert Merkel, Putin mache "zu wenig, um zur tatsächlichen Entspannung der gefährlichen Situation beizutragen". Vom G-8-Gipfel in Brüssel wird Russland ausgeladen, am Rande der Feierlichkeiten zum 70. Jahrestag der alliierten Landung in Frankreich trifft die Kanzlerin Putin aber. Merkel konzentriert in der Hoffnung auf eine Waffenstillstand ihre Gespräche auf technische Fragen, spricht mit Putin darüber, wie der "Zustrom der Waffen" in die Ostukraine "unterbunden" werden könne.

Der Absturz von Flug MH17

Mitten über dem Krisengebiet in der Ostukraine wird eine Passagiermaschine abgeschossen. Merkel verlangt von Putin telefonisch "raschen Zugang zur Absturzstelle" für internationale Ermittlerteams. Die EU verschärft erneut ihre wirtschaftlichen Strafmaßnahmen gegen Russland. Merkel nimmt erst nach einer längeren Pause am 6. August ihre Gespräche mit Putin wieder auf, äußert sich wieder besorgt über anhaltende Waffenlieferungen.

Gerangel um einen Hilfskonvoi

Die Ankündigung Russlands, einen Konvoi mit Hilfsgütern in die Ostukraine zu schicken, sorgt Ende August für heftige Reaktionen der Regierung in Kiew. Merkel verhandelt in mehreren Telefonaten mit Putin über Details. Erneut zeigt sie sich auch offen unzufrieden über Moskau: "Alleine kann man keinen Frieden machen."

Das Minsker Abkommen

Bei einem Treffen der Ukraine-Kontaktgruppe in Minsk vereinbaren auch unter russischer Beteiligung die Regierung in Kiew und die Separatisten am 5. September eine Waffenruhe. "Russland kann jederzeit wieder ein guter Partner sein", gibt sich Merkel optimistisch. Doch die Kämpfe halten an: "Sehr, sehr große Defizite" bei der Umsetzung des Minsker Abkommens hält Merkel am 16. Oktober in einer Regierungserklärung Moskau vor. Ein Vier-Augen-Treffen mit Putin am Rande eines Gipfeltreffens in Mailand bleibt ergebnislos.

Begegnung in Brisbane

Äußerst wortkarg gibt sich Merkel nach einem dreieinhalbstündigen Gespräch mit Putin in Brisbane. Die Situation sei "ernst" und bedürfe "weiterer Verhandlungen und Gespräche". Deutlich undiplomatischer wird sie in einer Rede in Sydney: "Altes Denken in Einflusssphären, das internationales Recht mit Füßen tritt, das darf sich nicht durchsetzen."

Quelle: ntv.de, cro/AFP

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen