Probleme vor Ort lösen Müller: Entwicklungshilfe ist Flüchtlingshilfe
10.12.2015, 07:45 Uhr
In Äthiopien droht eine neue Dürre - und damit auch eine Hungersnot.
(Foto: REUTERS)
Äthiopien ist eigentlich ein Aufnahmeland für Flüchtlinge in Afrika. Doch durch den Klimawandel droht dem Land eine neue Hungersnot. Entwicklungsminister Müller fordert nun, die Entwicklungshilfe mehr auf die Bewältigung des Klimawandels ausrichten.
Entwicklungsminister Gerd Müller hat angesichts der Dürre in Äthiopien die Weltgemeinschaft aufgefordert, die Entwicklungszusammenarbeit mehr auf die Bewältigung des Klimawandels auszurichten. "In Paris bei der Klimakonferenz gehen alle Zeichen in diese Richtung, die Entwicklungsländer bei der Anpassung an den Klimawandel zu unterstützen", sagte der CSU-Politiker. "Außerdem müssen wir in Paris die Klimaerwärmung stoppen, denn sonst steigt das Thermometer in Afrika weiter."
Der Entwicklungsminister erläuterte, Deutschland arbeite mit Äthiopien schwerpunktmäßig in der Landwirtschaft und bei der Anpassung an den Klimawandel zusammen. "Dafür haben wir erst im vergangenen Jahr Mittel in Höhe von 80 Millionen Euro zugesagt." So würden in einem "grünen Zentrum" neue Produktionsmethoden in der Landwirtschaft trainiert. "Dabei nimmt die Anpassung des Pflanzenanbaus und des Saatguts an den Klimawandel einen breiten Raum ein."
In Äthiopien droht nach einer neuerlichen Dürreperiode wieder eine Hungersnot - weitgehend unbeachtet von der Weltöffentlichkeit. Nach Angaben von Hilfsorganisationen werden im kommenden Jahr mehrere Millionen Menschen, darunter viele Kinder, auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen sein. Dies dürfte viele Menschen auch dazu bewegen, ihre angestammten Gebiete zu verlassen.
"Es muss mehr passieren"
Mit Blick auf die Bekämpfung der Fluchtursachen sagte Müller: "Es muss mehr passieren. Wir brauchen noch mehr Verbündete. Und vor allem muss die Weltgemeinschaft erkennen und müssen auch wir hier in Deutschland noch stärker als bisher erkennen, dass Entwicklungspolitik Friedenspolitik ist. Ohne Entwicklung keine Zukunft. Wenn wir die Probleme der Menschen in Entwicklungsländern nicht vor Ort lösen, kommen die Probleme zu uns."
Allerdings sei Äthiopien selbst keines der Hauptherkunftsländer von Flüchtlingen nach Deutschland (Platz 27 im Jahr 2015), sagte Müller. Neben Kenia sei der ostafrikanische Staat vielmehr Hauptaufnahmeland von Flüchtlingen auf dem Kontinent. 90 Prozent der Flüchtlinge weltweit seien in ihren Regionen unterwegs. "Wir unterstützen Äthiopien deshalb auch direkt bei der Bewältigung dieser Aufgabe. So helfen wir rund einer halben Million Flüchtlinge und Menschen in aufnehmenden Gemeinden bei der Ernährungssicherung, der Wasserversorgung oder mit Infrastruktur wie Flüchtlingsunterbringungen und Schulplätzen", sagte Müller.
Quelle: ntv.de, kpi/dpa