"Wir sind am Limit" Papst Franziskus befürchtet Atomkrieg
15.01.2018, 15:17 Uhr
Papst Franziskus erinnert vor seiner Abreise an die Opfer des Atombomben-Angriffs 1945 in Nagasaki.
(Foto: dpa)
Vor seiner Südamerika-Reise warnt Papst Franziskus vor einer Eskalation im Atomkonflikt zwischen den USA und Nordkorea und wirbt für nukleare Abrüstung. Ein Zwischenfall reiche, um einen Krieg auszulösen, so das Kirchenoberhaupt: "Ich habe wirklich Angst."
Auf dem Flug von Rom nach Santiago de Chile hat Papst Franziskus Furcht vor einem Atomkrieg geäußert. "Ja, ich habe wirklich Angst", zitierte die Nachrichtenagentur Ansa das katholische Kirchenoberhaupt an Bord des Papstfliegers. "Wir sind am Limit. Ein Zwischenfall wird reichen, um einen Krieg zu entfesseln. Deshalb müssen wir die Waffen zerstören und uns für die nukleare Abrüstung einsetzen."
Der Papst hatte vor dem Abflug ein Foto an die Journalisten verteilt, das 1945 im japanischen Nagasaki nach dem Abwurf einer Atombombe durch die USA entstanden ist. Darauf zu sehen ist ein Junge, der seinen toten Bruder auf dem Rücken zu Grabe trägt - nach den Worten von Franziskus "die Frucht des Krieges". Der Argentinier hatte angesichts der Spannungen zwischen den USA und Nordkorea im Atomkonflikt Abrüstung gefordert.
Im Vorfeld des mehr als 15 Stunden langen Fluges nach Chile sagte der Papst laut Ansa: "Wir werden Zeit haben, um uns auszuruhen, zu arbeiten, für viele Dinge." Ungeachtet mehrerer Brandanschläge auf Kirchen in Santiago sagte Franziskus, die Reise nach Chile werde nicht ganz so schwierig werden, weil er dort studiert habe. "Ich habe dort viele Freunde, ich kenne es gut. Peru hingegen kenne ich weniger."
Keine einfache Reise für Franziskus
Der 81-jährige Argentinier will auf seinem Heimatkontinent unter anderem ein Gespräch mit Vertretern der Mapuche in Chile führen. Die Ureinwohner wehren sich dort seit Jahren zum Teil mit Gewalt gegen die Ausbeutung und Zerstörung ihrer angestammten Gebiete. Bei seinem Chile-Besuch muss der Papst auch mit Protesten von Opferhilfegruppen rechnen. Hier sieht sich die Kirche mit Skandalen um sexuellen Missbrauch konfrontiert. Der Vatikan hatte in der vergangenen Woche eingeräumt, dass es "keine einfache Reise" werde.
In Peru erwartet den Papst ab Donnerstag eine aufgeheizte innenpolitische Atmosphäre. Nach der höchst umstrittenen vorzeitigen Freilassung des wegen Menschenrechtsverletzungen inhaftierten ehemaligen Präsidenten Alberto Fujimori war es in dem Land in den vergangenen Wochen immer wieder zu Demonstrationen gekommen. Franziskus wird auf seiner 22. Auslandsreise insgesamt zehn Flüge hinter sich bringen und 30.000 Kilometer zurücklegen.
Quelle: ntv.de, jgu/dpa/AFP