Flüchtlinge gehen aufeinander los Polizei räumt wildes Camp in Piräus
18.04.2016, 10:08 Uhr
Am Hafen von Piräus leben mehr als 400 Flüchtlinge.
(Foto: imago/ZUMA Press)
Während es am Hafen von Piräus erneut zu Handgreiflichkeiten zwischen Flüchtlingen kommt, beginnt die Polizei damit, das improvisierte Camp zu räumen. Auf Lesbos geht indes die Rückführung von Migranten in die Türkei weiter.
Die griechische Polizei hat am Morgen mit der Räumung der von Migranten besetzten Hafenanlagen von Piräus begonnen. Auch die seit einem Monat von Flüchtlingen besetzten Bahnschienen im nordgriechischen Grenzort Idomeni wurden geräumt. Wie der griechische Fernsehsender Skai berichtete, fuhren in Piräus Busse vor, um 500 der rund 3700 Flüchtlinge und Migranten in ein nahegelegenes staatliches Auffanglager zu bringen. Bis Ende der Woche soll das wilde Camp aufgelöst sein; in Griechenland beginnt die Touristensaison und der Hafen ist eine der wichtigsten Drehscheiben für die ausländischer Besucher des Landes.
Zuvor war es im improvisierten Flüchtlingslager am Hafen von Piräus erneut zu Zusammenstößen zwischen Flüchtlingen gekommen. Grund für die Auseinandersetzung war der Streit um ein Handy, wie der Sender Skai berichtete. Ein Mann wurde demnach mit Verletzungen am Kopf ins Krankenhaus gebracht. Am Hafen von Piräus leben seit Monaten mehr als 4000 Flüchtlinge und Migranten in einem wilden Camp - sie zelten und übernachten in den Wartehallen.
Auch die seit einem Monat von Flüchtlingen besetzten Bahnschienen im nordgriechischen Grenzort Idomeni wurden geräumt. Am Morgen wurden Gruppen von Demonstranten auf den Bahngleisen aufgelöst; allerdings halten sich immer noch viele Menschen direkt an der Strecke auf. Fernsehbilder zeigten, dass die griechische Polizei - wie bisher immer - ohne Gewalt vorging. Erstmals seit 31 Tagen könnten am Montag auf der für die griechische Wirtschaft wichtigen Bahnstrecke gen Norden wieder Güterzüge verkehren. So lange hatten die Menschen den Bahn-Grenzübergang bereits blockiert, um die Öffnung der Grenze nach Mazedonien und ihre Weiterreise nach Mitteleuropa zu erzwingen.
Rückführungen auf Lesbos
Von der griechischen Insel Lesbos werden hingegen erstmals seit zwei Wochen wieder Migranten zurück in die Türkei geschickt. Wie der Radiosender Athina 984 berichtete, wurden am Morgen im Hafen der Inselhauptstadt Mytilini 45 Pakistaner an Bord eines türkischen Bootes gebracht, das zur westtürkischen Stadt Dikili übersetzen soll. Geplant sei, im Laufe des Tages insgesamt 150 Menschen zurückzuschicken.
Aus Protest gegen die Rückführung seien Aktivisten ins Hafenbecken gesprungen, um die Abfahrt des Bootes zu verhindern. Seit Inkrafttreten des Flüchtlingspakts der EU mit der Türkei am 20. März können neu ankommende Flüchtlinge von Griechenland zurück in die Türkei geschickt werden. Zuvor steht ihnen frei, einen Asylantrag zu stellen. Das haben nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks im Registrierzentrum ("Hotspot") von Lesbos mittlerweile fast alle Menschen getan.
Erst wenn die Anträge bearbeitet wurden, können abgelehnte Migranten zurückgeschickt werden. Mangels Personal zieht sich dieser Prozess in die Länge. So wurden seit dem Auftakt der Rückführung am 4. April bisher erst rund 300 Menschen zurückgebracht.
Quelle: ntv.de, kbe/dpa