Reaktion auf Krawalle in Bautzen Polizei will Heime für straffällige Flüchtlinge
17.09.2016, 12:16 Uhr
130 Polizeibeamte waren in der Nacht zu Samstag auf dem Bautzener Kornmarkt im Einsatz - die Lage blieb ruhig.
(Foto: imago/Christian Mang)
Am Mittwoch eskaliert in Bautzen die Situation zwischen Flüchtlingen und Rechtsradikalen. Weil die jungen Asylsuchenden im Vorfeld oft betrunken aufgefallen sein sollen, fordert die Polizeigewerkschaft für sie "intensive Betreuung".
Nach den Ausschreitungen zwischen Asylbewerbern und Rechtsradikalen im sächsischen Bautzen hat der Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, geschlossene Heime für straffällig gewordene, unbegleitete minderjährige Flüchtlinge gefordert. "Natürlich muss man sie nicht alle in geschlossenen Einrichtungen unterbringen - aber wenigstens die, die immer und immer wieder durch Straftaten und Krawalle auffallen", sagte Wendt dem Sender HR-Info. Polizeilich und juristisch sei solchen Jugendlichen nicht beizukommen.
"Wir müssen sie ja sofort wieder entlassen, und in einer Stunde sind sie wieder auf der Straße und begehen neue Straftaten", sagte der Gewerkschaftschef und fügte an: In geschlossenen Einrichtungen könnten solche Jugendliche "energisch, pädagogisch, aber auch sehr intensiv" betreut werden. "Stattdessen sitzen diese jungen Menschen nachts um drei Uhr stinkbesoffen auf irgendeinem Platz."
In Bautzen waren am Mittwochabend seit längerem schwelende Spannungen zwischen jungen Asylsuchenden und Anhängern der rechten Szene eskaliert. Dabei war auch die Polizei von jungen Flüchtlingen angegriffen worden.
Nacht verläuft ruhig
Die beteiligten Flüchtlinge sollen sich nach Polizeiangaben zuvor monatelang auf dem zentralen Kornmarkt aufgehalten, getrunken und für Unmut bei Anwohnern gesorgt haben. Für sie gilt seitdem ein Alkoholverbot und eine Ausgangssperre ab 19 Uhr. Die Linke kritisierte daraufhin, dass die als "störend Empfundenen" als Sündenböcke stigmatisiert würden. "So haben die Nazis erreicht, was sie wollten."
Vergangene Nacht blieb die Lage in Bautzen ruhig. Am Freitagnachmittag hatten die Sicherheitskräfte den Kornmarkt zum Kontrollbereich erklärt - dort darf die Polizei ohne Anlass Kontrollen durchführen. Zudem wurde eine für den Abend angekündigte Versammlung abgesagt. Dennoch waren 130 Beamte bis 2 Uhr im Einsatz. Kurz vor Mitternacht versammelten sich 60 Rechtsextreme auf einem Platz im Norden der Stadt. In der Nähe fand die Polizei Holz- und Metallstangen, die wohl versteckt worden waren.
Ein minderjähriger Flüchtling hatte zudem die Ausgangssperre missachtet. Bei mehreren Personen aus dem linken Spektrum stellte die Polizei unter anderem Schlagstock, Pfefferspray und ein Messer sicher. Rechte Gruppen haben für Sonntag eine Demonstration angekündigt.
Quelle: ntv.de, chr/AFP/dpa