Politik

34 Jahre nach dem Attentat Range öffnet die Wiesn-Akte

Mit Tüchern zugedeckte Todesopfer liegen am Tatort des nächtlichen Anschlages auf das Münchner Oktoberfest 1980.

Mit Tüchern zugedeckte Todesopfer liegen am Tatort des nächtlichen Anschlages auf das Münchner Oktoberfest 1980.

(Foto: dpa)

Ende September 1980 wird auf das Münchner Oktoberfest das schwerste rechtsextremistische Attentat der jüngeren deutschen Geschichte verübt. Jetzt, 34 Jahre später, werden die Ermittlungen zu dem Anschlag mit 13 Toten und über 200 Verletzten neu aufgerollt.

Im Fall des Oktoberfestattentats vor 34 Jahren wird die Bundesanwaltschaft wieder aktiv. "Ich habe heute angeordnet, dass die Ermittlungen wieder aufgenommen werden", sagte Generalbundesanwalt Harald Range in Karlsruhe. Bei dem Anschlag 1980 waren 13 Menschen getötet und 211  verletzt worden, 68 davon schwer. Vielen der Verletzten mussten die Beine amputiert werden.

Range bezeichnete den Anschlag als das "schwerste rechtsextremistische Attentat in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland". Es gebe eine neue, bisher unbekannte Zeugin. Die Ermittlungen werden sich Range zufolge aber nicht auf diese Frau allein beschränken. "Wir werden allen Ansatzpunkten erneut und umfassend nachgehen".

Als Bombenleger war damals Gundolf Köhler ermittelt worden, der bei dem Anschlag selbst ums Leben kam. Köhler war Anhänger der  rechtsradikalen "Wehrsportgruppe Hoffmann", die Anfang 1980 verboten wurde. Die Ermittler stellten zwei Jahre nach dem Anschlag abschließend fest, Köhler habe das Attentat allein geplant, vorbereitet und durchgeführt. Das war seither immer wieder bezweifelt worden.

Suche nach Mittätern und Verschwörern

Auch Range betonte jetzt: "Eine Einzeltäter-Theorie haben wir niemals verfolgt." Von Anfang an sei nach möglichen Mittätern oder Verschwörern gesucht worden. Wiederholt habe die Bundesanwaltschaft die Wiederaufnahme der Ermittlungen geprüft, unter anderem auch nach Auswertung von Stasi-Unterlagen. Jetzt "stehen wir vor einer neuen Situation", sagte Range. Die Aussage der Zeugin sei "werthaltig". Zum Inhalt äußerte er sich nicht. Das Bayerische Landeskriminalamt wurde mit den kriminalpolizeilichen Ermittlungen beauftragt.

Die Grünen im Bundestag hatten schon vor kurzem gefordert, alle Akten auf den Tisch zu legen. Sie wollen etwa wissen, ob ein früherer Waffensammler, der möglicherweise ein Hintermann sein könnte, als V-Mann einer Sicherheitsbehörde diente.

Der Opferanwalt Werner Dietrich hatte zum Jahrestag des Attentats am 26. September erneut einen Wiederaufnahmeantrag in Karlsruhe eingereicht, sein vierter nach 1983, 1984 und 2008. Darin führte er eine neue Zeugin an. Die Frau soll am Tag nach dem Anschlag nach einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" Flugblätter mit einem Nachruf auf den Attentäter Gundolf Köhler gefunden haben - noch bevor dessen Name öffentlich bekannt war.

Die Bombe war am späten Abend des 26. September 1980 explodiert. Versteckt war sie in einem Papierkorb am Haupteingang zu den Wiesn südlich der Brausebadinsel. Sie bestand aus fast 1,4 Kilo Sprengstoff einer entleerten britischen Mörsergranate und hatte in einem mit Schrauben und Nägel gefüllten Feuerlöscher gesteckt.

Quelle: ntv.de, ppo/dpa

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