Verstoß gegen UN-Sanktionen Russland startet "Öl für Waffen"-Handel mit Nordkorea
26.03.2024, 18:41 Uhr Artikel anhören
Der Hafen von Wostotschny ist der neue Umschlagplatz für den Handel zwischen Russland und Nordkorea.
(Foto: IMAGO/ITAR-TASS)
Nordkorea erhofft sich durch engere Bande zu Russland Fortschritte bei der Raketenentwicklung. Für Waffen aus Pjöngjang fließt aber auch tonnenweise Öl, wie Satellitenbilder zeigen. Experten sehen das als Bestätigung für Russlands Entwicklung "vom internationalen Spielverderber zum Verbrecherstaat".
Russland hat damit begonnen, Öl direkt nach Nordkorea zu liefern - und damit UN-Sanktionen verletzt. Das berichtet die "Financial Times". Mindestens fünf nordkoreanische Tanker waren demnach diesen Monat unterwegs, um Ölprodukte im Hafen von Wostotschny im Fernen Osten Russlands abzuholen, wie aus Satellitenbildern hervorgeht, die der "Financial Times" vom Royal United Services Institute zur Verfügung gestellt wurden.
Die Schiffe, die unter nordkoreanischer Flagge fuhren und als Öltanker klassifiziert sind, steuerten alle denselben Liegeplatz an, der von einer russischen Ölgesellschaft im Hafen von Wostotschny betrieben wird. Dort wurden sie dann offenbar beladen. Alle fünf Schiffe hatten ihre Transponder dabei ausgeschaltet. Es handelt sich um die ersten dokumentierten direkten Seelieferungen aus Russland, seit der UN-Sicherheitsrat - mit Moskaus Zustimmung - 2017 als Reaktion auf die Atomwaffentests Pjöngjangs eine strenge Obergrenze für Öltransfers verhängt hat. Im Jahr darf Nordkorea 500.000 Barrel Öl importieren, Berechnungen des Forschungsinstituts RUSI zufolge sei mit den fünf Schiffen bereits ein Viertel der Jahresmenge transportiert worden.
Südkorea befürchtet, dass Nordkorea durch diese ständige Versorgung mit Öl neue Ressourcen für Streitkräfte und Atomwaffenprogramm freisetzen könnte. Zuvor musste Nordkorea auf ein komplexes und teures Netzwerk von kriminellen Händlern und Schiff-zu-Schiff-Transfers zurückgreifen.
"Vom Spielverderber zum Verbrecherstaat"
"Diese Öllieferungen stellen einen Frontalangriff gegen das Sanktionsregime dar, das nun am Rande des Zusammenbruchs steht", sagte Hugh Griffiths, ein ehemaliger Koordinator des UN-Gremiums, das die Sanktionen gegen Nordkorea überwacht, der Zeitung. "Was wir jetzt sehen, ist ein klarer Waffen-gegen-Öl-Tauschhandel, der offen gegen die Sanktionen verstößt, die Wladimir Putin persönlich unterzeichnet hat, und der Russlands Weg in den letzten Jahren vom internationalen Spielverderber zum Verbrecherstaat verdeutlicht", so Griffiths.
Nordkorea hatte im vergangenen August damit begonnen, Tausende Container mit Munition an Russland zu liefern. Nach Angaben des Forschungsinstituts RUSI wurde der Hafen von Wostotschny auch als Umschlagplatz für russische Schiffe genutzt, die angeblich am Waffenhandel zwischen den beiden Ländern beteiligt sind. Nordkorea erhofft sich durch die engere Verbindung zu Russland zudem Fortschritte bei der Raketenentwicklung.
Quelle: ntv.de, mba