CDU und Grüne wurden überschätzt So genau haben die Umfrageinstitute das Wahlergebnis vorhergesehen
24.02.2025, 15:03 Uhr Artikel anhören
Die Umfragen vor der Wahl hatten die Union klar vorn gesehen - aber für welche Koalitionsoptionen es reicht, war noch offen.
(Foto: Harald Tittel/dpa)
Die Union wird stärkste Kraft - das war schon viele Tage vor der Wahl sicher. Mehrere Umfrageinstitute hatten jedoch mit einem höheren Stimmenanteil gerechnet. Auch die Grünen blieben hinter den Erwartungen der Demoskopen zurück. Die SPD hingegen schnitt trotz des verheerenden Ergebnisses sogar besser ab als vorher gesagt.
Die hohe Wahlbeteiligung ist ein Indiz dafür, wie heiß umkämpft die vorgezogene Bundestagswahl in diesem Jahr war. Jede kleinste Bewegung in den Umfragen wurde bis zuletzt aufmerksam beobachtet und diskutiert. Denn ob es für ein Zweierbündnis reichen würde, blieb lange unklar. Hinzu kommt, dass es sich um die erste Bundestagswahl nach einem neuen Wahlrecht handelte.
Gerade deshalb spielten Umfragen im Vorfeld der Wahl wohl eine besonders wichtige Rolle: Viele Wählerinnen und Wähler wollten wissen, wie sie ihr Kreuz am besten setzen, um bestimmte Koalitionen zu ermöglichen - oder andere zu verhindern. Doch war es klug, die eigene Wahlentscheidung an solchen strategischen Überlegungen festzumachen? Wie genau haben die Umfrageinstitute den Ausgang der Wahl vorher sagen können? Der nachfolgende Vergleich zeigt, wie weit die Werte auseinanderliegen.
Demnach haben viele Umfrageinstitute den Wahlerfolg der CDU/CSU überschätzt. Manche hatten der Union sogar einen Stimmenanteil von mehr als 30 Prozent prognostiziert. Am größten ist die Abweichung bei Allensbach und Infratest dimap, die um etwa 3,5 Prozentpunkte daneben lagen. Auch die Grünen fuhren ein um 0,4 bis 2,4 Prozentpunkte geringeres Wahlergebnis ein als von den Wahlumfragen vorher gesagt.
Allerdings muss man dazu sagen, dass eine Abweichung von zwei bis drei Prozentpunkten zur üblichen Fehlertoleranz gehört, die von den Umfrageinstituten stets mit der Veröffentlichung ausgewiesen wird. Insofern ist es auch für die SPD nur ein schwacher Trost, dass sie es knapp über die 16 Prozent geschafft hat, obwohl sie in den Umfragen zum Teil nur 14 Prozent erreicht hatte.
Schwer getan haben sich die Demoskopen mit Vorhersagen zu den kleineren Parteien, bei denen lange unsicher war, ob sie die Fünfprozenthürde schaffen würden. Insbesondere die Stimmanteile für das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) und die Linke waren offenbar schwer vorherzusagen. So ist das BSW deutlich knapper an der Fünfprozenthürde gescheitert als die letzte Forsa-Umfrage für das RTL/ntv-Trendbarometer vermuten ließ. Dafür wurde der Einfluss der sonstigen Parteien überschätzt.
Die letzte Emnid-Umfrage von Ende Januar wiederum hat offenbar die Aufholjagd der Linken wenige Tage vor der Wahl noch nicht vollständig abgebildet. Hier weicht das Umfrageergebnis um satte 4,8 Prozentpunkte vom vorläufigen Wahlergebnis ab. Andere, neuere Umfragen lagen deutlich näher dran. Das zeigt, wie schnell sich Meinungsbilder ändern können - und dass jede Umfrage nur eine Momentaufnahme ist.
Quelle: ntv.de, lst