Infektionszahlen sinken Spahn: "Das reicht noch nicht"
29.01.2021, 10:43 Uhr
Zwar stecken sich immer weniger Deutsche mit dem Coronavirus an, doch der holprige Impfstart und die Mutationen machen ein Ende des Lockdowns unwahrscheinlich. Gesundheitsminister Spahn verbreitet dennoch Hoffnung: Bis zum Sommer soll es für alle Deutschen Impfdosen geben.
Trotz der schleppend angelaufenen Impfkampagne hat Bundesgesundheitsminister Jens Spahn das Ziel bekräftigt, dass allen Deutschen bis zum Ende des Sommers ein Impfangebot gemacht werden soll. "Wir verzeichnen gerade einen positiven Trend", sagte Spahn. Er räumte ein, dass der Impfstart nicht ohne Probleme verlaufe. Mit Blick auf den Streit der EU mit dem britisch-schwedischen Impfstoffhersteller Astrazeneca sagte der Minister, bei den Lieferungen der Impfdosen müsse es fair zugehen.
Entgegen der Ansicht von Spahn rechnet der Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts, Klaus Cichutek, mit einer uneingeschränkten Zulassung des Impfstoffs durch die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) im Laufe des Tages. Der Impfstoff habe als Vektorimpfstoff etwa im Hinblick auf die Lagerung ein paar Vorteile, so Cichutek. "Sie sind ein wichtiger Beitrag, um die Pandemie zu bekämpfen." Die Ständige Impfkommission (Stiko) hatte zuvor von einer Impfung von über 65-Jährigen mit dem Impfstoff abgeraten.
Cichutek räumte ein, dass die Datenlage bei Älteren etwas schwächer sei. Dennoch werde der Impfstoff von Astrazeneca auf der Grundlage zugelassen, dass der Nutzen größer sei als die Risiken. Spahn hatte zuvor gesagt, er rechne nicht mit einer uneingeschränkten Zulassung des Impfstoffs. Die Datenlage reiche dafür nicht aus.
Viele Fragen zu Mutationen offen
Hoffnung mache laut Spahn auch die Entwicklung des Infektionsgeschehens im Land. Die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen gehe weiter zurück, die Sieben-Tage-Inzidenz liege erstmals seit langer Zeit wieder unter dem Wert von 100. Das beweise, dass die geltenden Einschränkungen Wirkung zeigten. Dennoch schränkte Spahn ein: "Das reicht noch nicht." Die Zahlen müssten weiter sinken.
Der Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, dämpfte die Euphorie angesichts sinkender Fallzahlen zumindest in einem Punkt: Wieler zufolge sinke die 7-Tage-Inzidenz derzeit nur in den vier am stärksten betroffenen Bundesländern - darunter weiterhin Sachsen und Thüringen. In den übrigen Bundesländern sei die Lage weitgehend unverändert. Noch immer steckten sich zu viele Menschen mit dem Virus an.
Zudem bereiteten die Virus-Mutationen dem RKI weiter Sorge, so Wieler. "Wir wissen noch nicht, ob sie gefährlicher sind, und wir wissen auch nicht, ob die Menschen, die bereits erkrankt waren oder geimpft wurden, an den neuen Varianten erkranken können." Wieler warnte, eine weitere Verbreitung der Varianten würde die Infektionslage in kurzer Zeit wohl deutlich verschlimmern. "Die Intensivstationen sind immer noch sehr belastet. Einen neuen starken Anstieg an Fallzahlen würden die Intensivstationen derzeit definitiv nicht verkraften."
Quelle: ntv.de, jug/rts/dpa